Darum ist Schenkelweichen kein Seitengang

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Darum ist Schenkelweichen kein Seitengang

Immer wieder höre ich, dass jemand erzählt er würde sein Pferd mit Seitengängen gymnastizieren und dann im weiteren Verlauf vom Schenkelweichen spricht. Hier scheint es nach wie vor eine große Wissenslücke zu geben: Schenkelweichen ist KEIN Seitengang. Warum das so ist und wo der Unterschied zwischen Schenkelweichen und beispielsweise Schulterherein liegt, möchte ich dir hier erklären.

Seitengänge: Was ist das überhaupt?

Um den Unterschied zwischen Schenkelweichen und Seitengängen zu verstehen, musst du zuerst wissen, was ein Seitengang überhaupt ist.

Als Seitengang werden Vorwärts-Seitwärts-Bewegungen bezeichnet, bei denen dein Pferd gleichmäßig gebogen ist.

Dein Pferd macht dabei sowohl vorwärts- als auch seitwärtsgerichtete Schritte. So geht es zum Beispiel beim Schulterherein mit der Hinterhand geradeaus, während es mit der Vorhand Seitwärtsschritte macht. Beim Travers ist es andersherum, da geht die Vorhand geradeaus und die Hinterhand seitwärts.

Welche Seitengänge gibt es?

Ganz generell gibt es drei Seitengänge:

  •                 Schulterherein
  •                 Travers (Kruppeherein)
  •                 Renvers (Krupperaus)

Daraus lassen sich dann Traversale, Kurzkehrt und Piroutte entwickeln.

Was ist Schenkelweichen?

Beim Schenkelweichen bewegt sich dein Pferd seitwärts. Sein Kopf ist, je nach Bewegungsrichtung, mal in und mal entgegen der Bewegungsrichtung gestellt und dein Pferd tritt mit den inneren Füßen gleichmäßig vor und kreuzt die äußeren Beine. Es tritt damit am Schwerpunkt vorbei.

Dein Pferd ist beim Schenkelweichen nicht gebogen, das heißt der Rumpf bleibt beim Schenkelweichen gerade.

Schenkelweichen und Schulterherein
Schenkelweichen und Schulterherein: Den Unterschied kennen und verstehen

Wie sieht der Unterschied von Seitengängen und Schenkelweichen in der Praxis aus?

Reitest oder führst du dein Pferd beispielsweise linke Hand auf dem Hufschlag (also entgegen der Uhr), würde beim Schulterherein die Vorhand nach innen kommen, dein Pferd wäre nach links gestellt und gebogen und die Hinterhand würde weiter geradeaus auf dem Hufschlag laufen.

Das innere Hinterbein würde dabei vermehrt in Richtung Schwerpunkt treten und vermehrt Last aufnehmen.

Hier siehst du, wie ein Schulterherein am Boden aussieht. Dein Pferd bewegt sich dabei auf drei Hufschlägen

Beim Schenkelweichen würdest du dein Pferd in einer Abstellung von etwa 45° entlang der Bande reiten oder dein Pferd entsprechend führen – wahlweise mit dem Kopf zur Bande oder in die Mitte hin. Es würde dabei nach links gestellt bleiben, der Rumpf indes bleibt gerade. Dein Pferd kreuzt seine Beine ohne vermehrte Lastaufnahme.

Hier siehst du im Unterschied ein Pferd beim Schenkelweichen vom Boden. Es ist nicht gebogen.

Unterschied Schenkelweichen und Traversale

Wie sieht das nun aus, wenn ich nicht entlang der Bande reite, sondern diagonal über den Platz? Ist das dann Schenkelweichen oder eine Traversale?

Wenn du eine Traversale reitest, dann bewegt sich dein Pferd im Travers diagonal seitwärts. Das bedeutet: Es ist in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen. Beim Schenkelweichen ist es nur gestellt, nicht aber gebogen.

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Schenkelweichen hat keinen großen gymnastizierenden Effekt

Schenkelweichen an sich hat keinen großen gymnastizierenden Effekt, weil dein Pferd weder unter seinen Schwerpunkt treten und Last mit der Hinterhand aufnehmen muss, noch muss es sich biegen und damit dehnen.

Aber Schenkelweichen macht dein Pferd sensibler für die Hilfengebung und löst und lockert dein Pferd. Beim seitlichen Auffußen dehnst und kräftigst du beispielsweise die Brustmuskeln und den Trapezmuskel (Vorhand) sowie die Kruppen- und Sitzbeinmuskulatur (Hinterhand).

Außerdem schult es die Koordination, fördert die Balance und das Gleichgewicht.

Deswegen nutze ich es gern während der Aufwärmphase bei der Bodenarbeit. Hier lasse ich mein Pferd beispielsweise auf dem Zirkel übertreten, gehe ZickZack durch die Bahn, wechsle vom Schenkelweichen in die Volte usw.

Auch Jeanette Aretz nutzt das Schenkelweichen gern, darüber schreibt sie hier.

Mit Schenkelweichen die Seitengänge vorbereiten

Auch ist das Schenkelweichen eine schöne Möglichkeit, dein Pferd auf die Seitengänge vorzubereiten, indem du es nicht nur auf der Geraden nutzt, sondern auch auf der gebogenen Linie. Dabei tritt dein Pferd aufgrund der Biegung nämlich vermehrt mit dem inneren Hinterbein in Richtung Schwerpunkt  – was das Ziel beim Schulterherein ist.

In meinem Onlinekurs Grundlagen der Bodenarbeit erkläre ich dir Schritt für Schritt, wie du dein Pferd vom Boden aus durch das Schenkelweichen auf das Schulterherein vorbereiten kannst.

Wichtig zu wissen: Zu viel Schenkelweichen ist auf Dauer schädlich

Ich möchte dich auch dafür sensibilisieren, dass du das Schenkelweichen nicht dauerhaft nutzen solltest – insbesondere nicht beim Reiten. Denn: Dein Pferd setzt seine Beine durch das Wegfußen vom Schwerpunkt und das Schieben in Bewegungsrichtung schräg auf den Boden auf – und das ist für die Gelenke nicht optimal.

Banane vs. Karotte: So vergisst du den Unterschied nie wieder

Am besten stellst du dir vor, dass dein Pferd bei den Seitengängen eine Banane ist und beim Schenkelweichen eine Karotte. Mit diesem Bild im Kopf wirst du den Unterschied zwischen Seitengängen und Schenkelweichen in Zukunft nie mehr vergessen.

Weitere Onlinekurstipps: Auch bei OsteoDressage findest du einen schönen 👉 Onlinekurs zum Thema Seitengänge*, den ich dir empfehlen kann, wenn das Thema für dich noch ganz neu ist. Mit dem Code 360GRADPFERD5 bekommst du bei deiner Bestellung 5% Rabatt. Und auch bei wehorse findest du einige Kurse zu diesem Thema. Hier sparst du mit dem Code 360GRADPFERD 60€ beim Abschluss eines Jahresabos (das ist dir ehrlich gesagt sehr empfehlen kann, weil du dort sehr viele Kurse zu ganz unterschiedlichen Themen findest!).

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