Pferde sind Meister der Achtsamkeit. Sie leben im Hier und Jetzt und reagieren intuitiv. Ganz anders als die meisten von uns. Wir hetzen vom Job zum Stall, zum Einkauf, nach Hause. Und nicht selten stecken wir in einem negativen Gedankenkarussell fest: Ich bin nicht gut genug. Ich muss mehr wissen. Du machst es falsch. Usw. Der Grund für diese negativen Gedanken liegt – meiner Meinung nach – an den absoluten Äußerungen, die tagtäglich in einer Vielzahl über Social Media auf uns einprasseln. Mit meinem Beitrag möchte ich dich ermutigen, wieder mehr an dich zu glauben und dir selbst zu vertrauen!
Das Problem mit den vermeintlichen „Experten“
Die Online-Pferdewelt ist voll von Meinungen, Ratschlägen und Konzepten. Es gibt unzählige Trainer, Methoden und Philosophien, die dir alle den einen „richtigen“ Weg versprechen. Nur dieser eine Weg ist richtig und nur was sie sagen gilt.
So wertvoll es auch sein mag, sich online „fortzubilden“ – fortbilden setze ich absichtlich in Anführungszeichen, weil ein Instagrampost niemals wirklich tief gehen kann – kann es doch auch leicht dazu führen, dass wir uns, unsere Werte, Ziele und Kompetenzen und vor allem aber unser Pferd mit seinen individuellen Besonderheiten aus den Augen verlieren.
Wir fangen an, uns in ein schlechtes Licht zu rücken und uns zu hinterfragen. Dinge kritisch zu hinterfragen, ist wichtig. Aber es sollte doch dann auch konstruktiv sein und nicht so wahllos. Du fragst dich vielleicht: Bin ich gut genug für mein Pferd? Mache ich alles richtig? Warum sieht es bei xyz so schön und leicht aus, bei mir und meinem Pferd funktioniert es einfach nicht?
Diese Zweifel können uns in eine Spirale der Unsicherheit treiben – vor allem, wenn sie durch äußeren Druck oder gut gemeinte, aber ungebetene Ratschläge verstärkt werden. Und auf die Aussage ungebeten möchte ich einmal deinen Fokus lenken: Scrollst du z.B. durch Instagram, wirst du permanent mit ungebetenen Ratschlägen überschüttet. Profi A rät dies, Profi B rät das und Profi C hat eine ganz eigene Idee. Du kannst dich diesen Ratschlägen nicht entziehen, solang du auf der Plattform bist.
Und nicht immer werden Ratschläge als Ratschläge formuliert: Wie oft werden einfach absolute Behauptungen rausgehauen? Und dachtest du bisher, du bist mit deinem Pferd auf einem guten Weg und alles ist gut, sagt dir auf einmal jemand, dass das, was du machst, komplett falsch ist.
Selbst wenn du (noch) so trainierst, dass es deinem Pferd schadet und es in meinen Augen im Grunde sinnvoll ist, dass du mit pferdefreundlicheren Trainingsideen in Berührung kommst, bringen diese Behauptungen nichts, weil du dann ganz sicher zu machen und diese Aussagen nicht an dich ranlassen wirst. Weil sie dich nicht abholen, sondern weil sie dir einfach vor den Latz geknallt werden.
Da du hier aber liest, gehe ich davon aus, dass du ein pferdefreundliches Training bevorzugst…
Dein Gefühl ist dein Kompass
Was wäre, wenn du dich weniger auf die Stimmen von außen und mehr auf deine eigene innere Stimme verlassen würdest? Was wäre, wenn du dich von all dem, was dir auf Instagram und Co begegnet, löst und DEIN Ding machst?
Niemand kennt dein Pferd so gut wie du. Du bist diejenige, die es täglich sieht, Zeit mit ihm verbringt und die das Feedback wahrnimmt.
Gleichzeitig fühlst du selbst etwas, wenn du mit deinem Pferd zusammen bist. Nimm das bewusst wahr: Fühlt es sich für dich gut, richtig und sinnvoll an? Oder widerstrebt dir im Grunde, was du tust? Ist letzteres der Fall, hast du noch ein anderes Problem: Du bist in der Situation nicht mehr authentisch und damit nicht glaubwürdig und vertrauensvoll für dein Pferd. Oder würdest du jemandem trauen, der dir Dinge verspricht, an die er selbst gar nicht glaubt?
Und weißt du was? Das, was sich gut anfühlt für dich und für dein Pferd, darf auch ein Mix aus vielem sein, was dir so begegnet. Du musst nicht strikt nach Anleitung von Profi D handeln. Wenn du auch Tipps und Ratschläge von Profi E und F hinzuziehst und eine Kombination hilfreich ist – so what!? Deswegen gebe ich dir in meinem Bodenarbeits-Onlinekurs Rückenfitte Pferde zum Beispiel auch keine Schritt-für-Schritt-Trainingsanleitung, weil ich anders trainiere als du und drei andere. Ich nutze gern positive Verstärkung, andere nicht. Manche arbeiten mit Kappzaum, andere nur mit Trense, die dritten mit Knotenhalfter usw.
Die Welt besteht nicht nur aus schwarz und weiß, richtig und falsch. Menschen und Pferde sind individuelle Wesen und genau so wenig wie du und ich uns nicht in Schablonen pressen lassen, lassen es sich unsere Pferde auch nicht.
Klar, dafür braucht es Mut. Nicht nur, weil es manchmal bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen (und mit Wippe und Turnmatte tolle Ergebnisse zu erzielen 😉). Vielleicht fühlst du, dass dein Pferd heute keine großen Lektionen braucht, sondern dass heute einfach nur das Miteinander genossen wird, beispielsweise bei einem Spaziergang oder einer kleinen Massage. Vielleicht spürst du, dass eine Methode, die für andere funktioniert, bei deinem Pferd nicht richtig ist. Solche Momente fordern Mut, denn sie bedeuten, auf das eigene Urteilsvermögen zu vertrauen.
Versuch dich also ein wenig abzugrenzen und sortiere aus. Was passt, was passt nicht. Trau dich und vertrau dir. Perfektion ist nicht das Ziel – überhaupt, was heißt schon perfekt?!
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