Hand aufs Herz: Wie wichtig sind dir Punkte wie Nachhaltigkeit, faire Produktion und Bio, wenn du auf der Suche nach einer neuen Schabracke bist oder auf der Pferdemesse in den Kaufrausch fällst? Ich möchte das Thema gern aufgreifen,weilich habe das Gefühl habe, dass Nachhaltigkeit im Reitsport kaum eine Rolle spielt. Und als Öki im Herzen ist es mir ein Anliegen, ein kleines bisschen mehr Bewusstsein dafür zu schüren.
Egal wohin man blickt findet man BIO-Siegel und Hinweise auf Fair Trade. Plastik vermeiden kommt mehr und mehr im Bewusstsein an und Nachhaltigkeit wird Trendwort.
Egal wohin man blickt? Nein! Im Pferdebereich scheint Nachhaltigkeit keine große Rolle zu spielen.
Da wird sich gebrüstet, wer die meisten Schibbi Schabbis hat. Jedes Jahr wird eine neue Abschwitzdecke gekauft und Halfter hat das Pferd mindestens 20. Und wirft man einen Blick in die Sattelkammern und Sattelschränke des Landes, wird man billige Plastikdinge ohne Ende finden. (Das meint im Übrigen auch Jeanette von A life with horses, die sich mit der Frage beschäftigt hat, warum beim Pferdeshopping der Verstand aussetzt.)
Nein, auch mein Sattelschrank ist nicht plastikfrei. Ich liebe meine Magic Brush (die immerhin in Europa gefertigt wird). Auch ich habe mehr als eine Satteldecke, damit ich wechseln kann, wenn eine schmutzig ist (wie du deine Satteldecken und Schabracken am besten wäschst, kannst du hier nachlesen). Und ja, auch ich habe eine Abschwitzdecke und Stallkeidung aus Fleece obwohl ich weiß, dass Fleece eigentlich ein Problem für die Umwelt darstellt. Außerdem besteht vieles von meinem Trainingsequipment aus Plastik – einfach weil ich es desinfizieren und reinigen muss, wenn ich es zu Kunden mitnehme. Und was den meisten Müll macht ist die Heulagefütterung…
Ich möchte mich hier auch nicht als Bessermensch hinstellen. Ich möchte mit den folgenden Worten einfach nur zum Nachdenken anregen.
Wegwerfen und neu kaufen statt achtsamer Umgang und ordentliche Pflege
Billig, billig zieht im Reitsport irgendwie immer. Klar, Reiten kostet Geld. Viel Geld. Da freut man sich, wenn man ein wenig sparen kann. Doch zwischen sparen und sparen besteht in meinen Augen ein großer Unterschied. Da werden riesige Tütenberge aus den Messehallen geschleppt – weil ist ja sooo günstig.
Ob man die ganzen neuen Sachen aber wirklich braucht, wird sich erst hinterher gefragt. Vielleicht hätte statt 10 Billighalftern auch ein gutes gereicht, das dafür aber entsprechend gehegt und gepflegt wird.
Ein banales Beispiel: Wie lange hält eine Abschwitzdecke bei dir, wenn du sie regelmäßig nutzt? Einen Winter? Zwei? Länger?
Häufig werden Abschwitzdecken sehr unsachgemäß benutzt. Sie werden auf das Pferd gelegt, das, weil man selbst keine Zeit mehr hat, noch nass mit Abschwitzdecke auf den Paddock gestellt wird. Was macht das Pferd dort mit großer Wahrscheinlichkeit? Es wälzt sich. Dabei passiert es leicht, dass sich Verschlüsse öffnen, die Decke verrutscht und dass das Pferd auf die Decke tritt. Die Decke ist kaputt, eine neue muss her. Oder sie ist so matschig, dass sich „das Waschen nicht lohnt, weil sie ja eh so günstig war“.
Schon wird eine neue gekauft. Eine neue billige Decke – wer weiß, wie lange sie dieses Mal hält. Du sparst also beim Kauf, weil du dich für die billige Version und nicht für die hochwertige Decke entscheidest. Am Ende zahlst du aber mehr – weil die billige Decke wie eine billige Decke behandelt wird. Weil sie nicht gepflegt wird. Weil sie schneller kaputt geht und ersetzt werden muss.
Doch machst du dir auch Gedanken darum, wo und unter welchen Umständen diese Decke hergestellt wurde? Und dass Ressourcen erforderlich sind?
Meine besten Freundinnen (Schwestern) haben einen unverpackt-Laden eröffnet. Ihr bestes Argument: Auch bei einem günstigen Produkt muss der Preis bezahlt werden. Wenn du ihn nicht als Endverbraucher zahlst, zahlen ihn die Menschen, die das Produkt hergestellt haben, oder/und die Umwelt.
Um bei dem Beispiel Abschwitzdecke zu bleiben: Ich habe meine Abschwitzdecke von Sportsfreund Studios – und ja, das ist Werbung. Da ich aber selbst seit einigen Jahren schon zum #teamsportsfreund gehöre und die Texte für den Blog schreibe, find ich es ok, ein bisschen Werbung zu machen. 😉
Sportsfreund stellt Abschwitzdecken speziell für Islandpferde her. Die Decke ist so geschnitten, dass sie den Ponys optimal pass. Und weil die Decke mit Klettlaschen geschlossen wird, liegt sie dicht an und kann den Schweiß perfekt aufsaugen und die Feuchtigkeit nach außen transportieren. Das allein ist schon ziemlich großartig, denn die meisten Abschwitzdecken sind den Islandpferden zu groß oder zu kein. Sie liegen nicht richtig an und sind deswegen auch nur bedingt effektiv.
Doch mindestens genau so großartig ist, dass die Abschwitzdecken von Sportsfreund Studios in Deutschland produziert werden. Unter fairen Bedingungen.
Auch in Sachen Qualität überzeugen die Decken, der Stoff ist dick und flauschig und unter uns: Am liebsten würde ich die Abschwitzdecke für mich selbst benutzen.
Meine Abschwitzdecke Fleece. Und ja, mir ist bewusst, dass das nicht optimal ist. Aber immerhin ist sie aus einem hochwertigen und haltbaren Fleece und wurde in Deutschland unter fairen Bedingungen genäht. Bei Sportsfreund bekommst du aber auch Abschwitzdecken (und sogar Satteldecken) aus Wolle und sogar Decken, die zu 100 % aus der Wolle des Pommernschafes bestehen. Schau doch mal vorbei.
Natürlich hat so eine Decke auch ihren Preis. Sie ist nicht mal eben schnell billig eingekauft. Doch eben weil sie nicht billig ist, spielt eine gute Behandlung und eine entsprechende Pflege eine wichtige Rolle. Und das erste Gebot einer Abschwitzdecke ist: Eine Abschwitzdecke ist eine Abschwitzdecke und keine Paddockdecke. Nutzt man sie richtig und lagert man sie richtig (richtig = mäusefrei), hält sie auch sehr, sehr viel länger. (Hier findest du Tipps zur richtigen Pflege von Abschwitzdecken)
Sie ist dann vom Kosten-Nutzen-Faktor nicht teurer als wenn du dir ständig eine neue Decke kaufen musst, weil die alte kaputt ist. Du brauchst beim Kauf kein schlechtes Gewissen haben, dass sie unter unfairen Bedingungen hergestellt wurde und du schonst Ressourcen.
Ordentliche Pflege spielt generell eine wichtige Rolle in punkto Nachhaltigkeit! Denn wenn du deine Produkte ordentlich pflegst, halten sie auch sehr, sehr viel länger. Stichwort Lederpflege: Deine Ausrüstung kommt ständig mit dem Schweiß deines Pferdes in Kontakt. Die darin enthaltenen Körpersalze dringen in das Leder ein und greifen es an. Im blödesten Fall kann dies zu Bruchstellen im Leder führen. Wenn du deinen Sattel und deine Trense nach jedem Ritt mindestens mit dem Handtuch trocken reibst und regelmäßig putzt, ist dein Equipment langlebiger. Hier findest du Tipps zur richtigen Sattelpflege und Pflegeprodukten, die ganz natürlich sind und ohne Mikroplastik auskommen.
Es muss nicht immer neu sein: Second Hand rockt!
Und gute Pflege hat noch einen Vorteil: Wenn du dein Equipment nicht mehr magst, weil dir die Farbe einfach nicht mehr gefällt, dann kannst du es einfach weiterverkaufen. Auch das ist ressourcenschonend und nachhaltig.
Ich oute mich an dieser Stelle sehr gern als riesiger Second-Hand- und Flohmarkt-Fan. Reithosen, Satteldecken und Kappzaum habe ich schon gebraucht gekauft und gleichzeitig diverse Dinge, die ich nicht mehr brauchte, verkauft. Zum einen schont das natürlich den Geldbeutel. Zum anderen denke ich mir aber immer, warum muss das alles weggeworfen werden? Gefällt mir die Farbe einer Satteldecke nicht, gefällt sie vielleicht jemand anderem. Passt mir meine Hose nicht mehr, passt sie vielleicht jemand anderem. Second-Hand bedeutet nichts anderes als Ressourcen schonen!
Das mache ich unter uns gesagt nicht nur mit Reitsachen, sondern auch mit Kleidung für mich und für unseren Sohn. Denn es hat noch einen enormen Vorteil, wenn die Sachen schon mehrfach gewaschen wurden: Sie sind weniger voll mit Schadstoffen!
Natürlich ist das Thema Nachhaltigkeit noch viel umfangreicher. Beispiel Fliegenspray: Hast du dir schon mal überlegt, dass diese Chemiekeule nicht wirklich gesund sein kann und von deinem Pferd über die Haut aufgenommen wird (mal davon ab, was es für die Atmung des Pferdes bedeutet)? Oder Kunstrasen auf dem Paddock. Oder die beliebten schwarzen Maurerkübel. Oder, oder, oder…
Wie siehst du das? Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei dir? Und welchen Ökotipp hast du vielleicht für mich und andere Leser? Schreib mir gerne einen Kommentar!
Und noch ein Tipp: Bei Procavallo* findest du viele nachhaltige Produkte, die du mit gutem Gewissen kaufen kannst!
Hinweis: Dieser Text enthält Werbung für Sportsfreund Studios. Ich gehöre zum #teamsportsfreund und schreibe für den Blog. Die Abschwitzdecke wurde mir kostenlos zum Testen zur Verfügung gestellt. Dennoch habe ich hier meine persönliche Meinung aufgeschrieben!
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3 Kommentare zu „Nachhaltigkeit im Reitsport“
Mir ist Nachhaltigkeit im Leben sehr wichtig, daher fließt sie auch in die Pferdehaltung mit ein. Für einen Gutmenschen (im besten Sinne) reicht es dabei noch nicht, dafür müsste ich allein schon meinen Diesel abschaffen, aber Kleinvieh macht auch Mist.
So verwende ich kaum Wegwerfprodukte, sondern achte auf Wiederbenutzbarkeit. Z.B. nutze ich zur Pferdepflege und zum Händewaschen Handtücher und Schwämme statt Papiertaschentücher oder Zewa, sie kommen dann in die 60 Grad-Wäsche, Schwämme zur Augen-/Wundreinigung werden direkt im Stall ausgekocht.
Da mich an Pflegeprodukten fürs Pferd schon alleine stört, dass sie als Reinigungsmittel gelten und die Inhaltsstoffe nicht deklariert sein müssen, nutze ich Naturkosmetik für Menschen, gerne mit Biozertifizierung. Seife gibt es am Stück, nicht in der Plastikflasche.
Futter stammt aus bilogischem oder – wenn nicht verfügbar – zumindest aus regionalem Anbau. Auf Fertigfutter wie Müslii oder Pellets verzichte ich, sondern stelle mir die Rationen aus Einzelfuttermittel selbst zusammen. Damit habe ich 100% natürliche Inhaltsstoffe, vermeide genverändertes, Zucker oder versteckten Quatsch wie getrocknete Silage in Pellets. Brauche ich z.B. ein Mash, nehme ich Kleie, Hafer, Leinsamen und Salz dafür.
Ich kaufe nur Ausrüstungsgegenstände, die ich wirklich brauche, gerne auch mal gebraucht. Zwei Abschwitzdecken und zwei Schabracken reichen.
Auch hier achte ich auf die Materialen. Decken, Stricke etc. aus Wolle oder Baumwolle statt Plastik, natürlich gegerbtes Leder, Lederfett aus natürlichen Zutaten. Meine Arbeitsgegenstände sind überwiegend aus Metall, Besenstiele aus FSC-zertifiziertem Holz.
Meine Stallklamotten zum Ausmisten, Spazierengehen etc. sind abgelegte Sachen von mir oder Freunden oder dem Secondhandladen, die Stallschuhe sind abgelegte Arbeitsschuhe eines Freundes. Niemals würde ich meine Reithose oder meine guten Reitschuhe dabei anziehen – viel zu teuer, die trage ich wirklich nur zum Reiten.
Das Pferd lebt im Offenstall mit Grünkomposteinstreu. Das produziert wenig Mist und ich muss mir über Pestizide im Stroh etc. keine Gedanken machen. Heu kommt von den hiesigen Naturschutzwiesen.
Müsste ich mich um die Weidepflege selbst kümmern, würde ich bei dem hiesiegen Biobauern nachfragen, welchen Dünger er mir empfiehlt und hätte ich einen eigenen Stall, würde ich Ökostrom nutzen. Aber das ist Zukunftsmusik.
Mich würde interessieren, was andere so machen, bin immer offen für neue Nachhaltigkeitsideen!
DANKE dass du dieses Thema aufgreifst! *-*
<3