Fohlen im Mutterleib

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Lukkas Traum – wenn wir unseren Pferden zuhören

Gastbeitrag von Katharina Gard

Die erste Inspiration und die Auswirkungen

Als ich im Frühjahr 2013 durch die Facebooknews scrollte, sah ich dieses hochauflösende 3D-Foto von einem Fohlen im Mutterleib. Für einen kurzen Moment war ich tief berührt und bezaubert von diesem Foto. Staunend saß ich vor dem Bildschirm und bewunderte dieses zarte Elfenwesen, das auf mich wirkte, als käme es von einem anderen Stern.

Ein paar Augenblicke später scrollte ich weiter und dachte nicht mehr an das Foto.

Zwei Tage danach arbeitete ich mit meiner Islandstute Lukka in der Halle. Zwischen den kurzen Arbeitseinheiten machen wir wie gewohnt viele Pausen zum Nachspüren und Reflektieren. In einer dieser Pausen schickte Lukka mir dieses Foto von dem Elfenfohlen. Dies geschah mit einer solchen Deutlichkeit, als wäre in der Halle eine Leinwand mit diesem Bild darauf heruntergefahren worden. Etwas aufgeregt sagte sie mir, dass sie diese Idee sehr gut findet.

Meine Antwort kam prompt: “Nein, nein! So war das nicht gemeint. Mich hat das Foto einfach so bezaubert, weil es so schön ist. Das ist alles.“

Sie reagierte aber nicht so, wie ich vermutete. Sie sagte nicht. “Ach, so. Ich dachte nur…“

Sie schwieg und sagte nichts mehr. Doch ich konnte spüren, dass sie beharrlich bei dieser Idee blieb und das nicht für diesen Tag. Auch am nächsten und übernächsten Tag hatte sie es nicht vergessen. Sie war nicht davon abzubringen und blieb dabei über Tage und Wochen.

Ich konnte die gemeinsame Arbeit mit Lukka nicht mehr richtig genießen und fing an, meine Dressurübungen in Frage zu stellen. War es doch mein Plan, weiter am Schulterherein, an der Traversale und der Versammlung zu arbeiten. Aber ließe sich das mit einer Fohlenauszeit vereinbaren? Welchen Stellenwert räumte ich diesen Übungen ein, im Vergleich zu dem möglichen Seelenwunsch meiner Stute?

Katharina Gard und ihre Islandstute Lukka bei der Bodenarbeit
Katharina Gard und ihre Islandstute Lukka bei der Bodenarbeit

Ich brauchte Klarheit zu diesem Thema. Zwar arbeitete ich zu diesem Zeitpunkt schon seit 3 Jahren als Tierkommunikatorin, aber ich wollte eine unvoreingenommene Person mit Lukka reden lassen.

Während meiner Arbeit als Tierkommunikatorin habe ich die Erfahrung gemacht, dass Besitzer zu ihren Tieren oft eine so enge Beziehung haben, dass sie bestimmte Dinge nicht immer mit genügend Abstand und Objektivität sehen und beurteilen können. So ging es mir nun auch. Außerdem gab es aus meiner Sicht viele Gründe gegen ihren Wunsch. Also beauftragte ich eine unabhängige Tierkommunikatorin, die meine Stute nach ihrem Fohlenwunsch befragen und ihr gleichzeitig erklären sollte, warum das für mich nicht in Betracht kam.

Hier meine Argumente, die dagegen sprachen:

  • als Mutter von 3 Kindern und dazu noch Australian-Shepherd Züchterin habe ich schon ausreichende Erfahrung mit Nachwuchs sammlen können und verspürte kein weiteres Bedürfnis danach.
  • Lukka ist mein einziges Pferd und sie würde dann lange für mich ausfallen.
  • die Kosten würden sehr hoch sein und es wäre nicht einfach, einen Platz für Stute und Fohlen zu finden
  • und, last but not least, ich wollte nicht noch einen Isländer.  – Ich liebe meine Isländerstute über alles.
Islandstute Lukka
Katharinas Islandstute Lukka

Meine Isländerstute und ich

Schon im ersten halben gemeinsamen Jahr hat sie mich so tief berührt und gespiegelt, dass ich Traumata in mir auflösen konnte, die ich länger als 20 Jahre mit mir herumgetragen hatte. Bis heute ist sie diejenige, die jeden noch so kleinen Schritt auf meinem inneren Weg bemerkt und mich dadurch immer wieder bestärkt weiter zu gehen. Sie war übrigens auch der Grund, warum ich zum Horsemanship gekommen bin. Sie lehrte und lehrt mich auch heute noch so vieles, mal sanft und liebevoll, mal kompromisslos und durchsetzungsstark. Dabei hat sie mich nie verurteilt.  Die wenigen Momente, in denen ich einen kritischen Blick von ihr bekam, kann ich an einer Hand abzählen. Es war immer dann, wenn ich mich fremd bestimmen ließ, was das Beste für meine Stute wäre und dabei nicht mehr auf meine eigene Stimme hörte.

Die Pferderasse Isländer

Die Pferderasse Isländer hat außerdem wundervolle Eigenschaften. Die Pferde sind sensibel und tief in ihrer Wahrnehmung und trotzdem gelassen. Ich kann mit Lukka alleine bei Tag und Nacht durch jedes Gelände streifen. Sie sind anspruchsvoll zu reiten, weil sie klein und wendig sind und mindestens 4 Gänge haben. Was man auf einem Isländer gelernt hat, kann man ziemlich sicher einem anderen Pferd beibringen. Ich würde diese Islandstute immer wieder auswählen.

Dennoch gibt so viele tolle Pferderassen mit anderen schönen Eigenschaften. Wenn ich daher später das Islandfohlen verkaufen würde, wäre das für meine Stute nicht schön. Und wer weiß, ob ich das überhaupt übers Herz bringen würde.

Einige Tage nachdem ich Tamara, die Tierkommunikatorin, beauftragt hatte, kamen die Antworten meiner Stute. Die Tierkommunikatorin hatte das Gefühl, in einem Verhandlungsgespräch gewesen zu sein und teilte mir mit, dass der Fohlenwunsch meiner Stute wirklich wichtig sei.

Hier das telepathischen Gesprächsprotokoll:

Tamara: Du bist sehr hübsch!

Lukka: Danke. Ich bin auch schlau!

Tamara: Du möchtest unbedingt ein Fohlen?

Lukka: Ja!

Tamara: Warum?

Lukka: Ich möchte mich kümmern und jemanden auf diese Weise lieben und Nähe erfahren.

Tamara: (Hier geht mein Herz ganz weit auf und es ist leicht und hell.) Du weißt wie Katharina dazu steht?

Lukka: Ja. (sie sinkt etwas in sich zusammen)

Tamara: Ich lese ihr deine Argumente vor: Baby-/Welpenerfahrung habe ich ausreichend.

Lukka: Aber ich nicht. Ich würde es gerne erfahren. Und Katharina kann mir dann ja mit ihrer Erfahrung auch gut helfen.

Tamara: Du bist ihr einziges Pferd und würdest dann lange für sie ausfallen.

Lukka: Das stimmt gar nicht. Ich kann bis kurz vorher geritten werden, außerdem machen wir sowieso viel Bodenarbeit (die mir übrigens viel Spaß macht!), die können wir weiter machen und Katharina hat dann auch noch das Fohlen zum Kennenlernen und sich einfühlen. Das wird bestimmt super und es wird ihr nichts fehlen!!!

Tamara: Ihr habt keinen Hof, mit Fohlen wird das zu teuer.

Lukka: Wir wären dann ja zu zweit und wir hätten uns gegenseitig als Gesellschaft. Kann Katharina nicht einfach eine Weide mit einer kleinen Hütte pachten und uns dann nicht mehr in einem Stall einmieten? Wir brauchen ja nicht so viel. Das wäre bestimmt nicht teurer.

Tamara: Aber viel mehr Arbeit und Zeit!

Lukka: Aber die Hunde könnten doch mitkommen und dann spart sie da wieder Zeit!

Tamara: Katharina will nicht noch einen Isländer und ihr müsstet das Fohlen dann verkaufen.

Lukka: Ich muss ja nicht einen Isländer-Mann haben. Was ist mit einem Araber/Berber oder großen Reitponyhengst?!

Tamara: Würdest du etwas bevorzugen?

Lukka: Ich fände einen Berberschimmel toll! Das wäre dann auch meine Nachfolge zum Reiten für Katharina wenn ich schwächer werde und wir nur noch spielen und sprechen können. Aber das dauert noch! Sie hätte genug Zeit sich das Fohlen so auszubilden wie sie möchte. Es wäre alles perfekt!

Tamara: Du möchtest es unbedingt!?

Lukka: Ja. (sehr ernsthaft) Außerdem ist es auch wichtig für Katharina. Es macht uns zu einer Herde. Eine neue Ebene des Verständnisses füreinander.

Tamara: Was ist wenn Katharina sich nicht traut, weil alles zu viel ist?

Lukka: Ich wäre traurig. Ich wäre ihr nicht böse, aber traurig, weil wir einen Teil dann nicht leben. Aber ich habe sie lieb, egal wie sie entscheidet. Trotzdem hätte ich gerne ein Baby!!!

Ihre Antworten trafen mich im Innersten. Es dauerte noch einen Tag, dann hatte sich meine Meinung um 180 Grad gedreht. Lukka sollte ein Fohlen bekommen.

Die Pferderasse Berber und mein Bedürfnis

Neugierig geworden, informierte ich mich über die Pferderasse Berber:

  • sie zählen zur ältesten kultivierten Pferderasse des Mittelmeerraums;
  • sie sind robust, trittsicher, mittelgroß;
  • sie sind mutig und gelassen, aber auch sensibel und temperamentvoll;
  • sie sind ausdauernd, leistungsstark und schnell;
  • sie zeichnen sich durch schöne Bewegungen und einer natürlichen Versammlungsfähigkeit aus;
  • sie sind ausbildungsfähig bis zur Hohen Schule;
  • aufgrund des Zusammenlebens mit ihren Beduinenfamilien direkt am Zelt waren sie eng auf den Menschen geprägt und bekannt für ihre große Besitzertreue und Bindungsfähigkeit.

Die beschriebenen Eigenschaften übertrafen meine unausgesprochenen Wünsche an ein zweites Pferd. Meine letzten Bedenken waren dahingeschmolzen und gaben einer Freude auf das künftige Fohlen Raum.

Tatsächlich hatte ich vor einiger Zeit über ein zweites Pferd nachgedacht. Mir gefielen die Südpferde, denn ein Nordpferd hatte ich ja schon. Aber ich war zu dem Schluss gekommen, dass ich mich unmöglich auf die Suche machen konnte, bei dieser fast unendlichen Auswahl an tollen Pferden. Wenn, dann sollte dieses Pferd zu mir kommen.

Durch die Tierkommunikation weiß ich, dass unsere Tiere die geheimsten Gedanken von uns mitbekommen. Und ich verstand, dass Lukka sich diesen Wunsch genauestens überlegt hatte. Und sie hatte Recht: was wäre schöner, als von ihr ein Fohlen zu bekommen.

Auf den Gedanken sie mit einer anderen Pferderasse zu kreuzen wäre ich nie gekommen. Bei ihrer guten isländischen Abstammung war eine Kreuzung vom Zuchtgedanken her unsinnig. Aber das reinrassige Züchten mit Papieren hatte ich mit meinen Australian Shepherds kennen gelernt. Und ich wusste: Letztendlich spielen korrekte Rassestandards für mich bei der Auswahl meines Tieres keine Rolle. Bei den Welpen aus meiner Zucht hatte ich letztlich einen schlanken, schwarzen Hund behalten, obwohl es so viele kräftige, wunderschön bunt gezeichnete Welpen gab. Denn immer, wenn ich diesen kleinen, schwarzen Hund im Arm hielt, ging mein Herz auf.

Nun freute ich mich auch über Lukkas Ankündigung, dass die Fohlenerfahrung für mich wichtig sei, um mich als Teil der Herde zu erleben. Das wollte ich wirklich gerne und ich verstand, dass dies nicht nur als Horsmanshiptrainerin eine besonders wertvolle Erfahrung für mich werden würde. Ich wollte selbst spüren wie es ist, in eine Pferdeherde aufgenommen zu werden, die Sprache der Pferde noch besser zu verstehen und sich untereinander zu verständigen. Welche Rolle würde ich in dieser Miniherde wohl spielen?

Eine Wunsch wird wahr

Heute kann ich sagen, dass Lukkas Wunsch tatsächlich einem inneren Bedürfniss von mir entsprach. Ich hatte es nur nicht wahrgenommen, weil mein Verstand bei dieser großen Entscheidung so laut mit Bedenken beschäftigt war, dass ich nicht hören konnte, was mein Herz sagte.

Alle Wünsche der Tiere, die ich bisher in der Tierkommunikation erlebt hatte, hatten immer auch das Wohl des Besitzers mit im Blick. Jetzt verstand ich, dass Lukka mich ganz bewusst mit dabei sah und ich konnte ihre Liebe zu mir, ihre Fürsorge und ihre weise Voraussicht in diesem Fohlenwunsch spüren und war ergriffen davon, dass ich in ihrem Traum mit dazu gehörte.

Katharina, Lukka und ihr Fohlen Oshún
Katharina, Lukka und ihr Fohlen Oshún

Lukkas weise Voraussicht zeigt sich mir immer wieder von neuem, wenn ich heute darüber nachdenke, welche Bereicherung dieses Fohlen in mein Leben ist. Und es stimmt genau, es wäre wirklich traurig gewesen, hätten wir diese Möglichkeit nicht gelebt.

Wie ich dann den passenden Berberhengst für Lukka fand und die Zeit der Trächtigkeit ist auch eine ungewöhnliche Geschichte.

Für heute schieße ich damit, zu erzählen, dass Lukka im Frühjahr 2016 ein wunderschönes Stutfohlen bekam. Ich gab ihr den Namen Orisha Oshún.

Ich wählte einen Namen aus dem Ursprungsland der Berberrasse, Afrika. Oshún (sprich Oschun) ist die Venus unter den Orishas (Gottheiten): Sie ist die Göttin der Liebe, der Familie, der Schönheit, des Tanzes, der Musik, der Redner, des Glücks, der Fülle, des Wassers, der Heilung, der Hellsicht und der Weissagung. Obwohl Oshún als sanftmütig gilt ist sie die Anführerin unter den weiblichen Orishas. Wenn es nötig ist zögert sie nicht zu kämpfen, die Wahl ihrer Waffe fällt dabei aber stets auf die Liebe. Bei den männlichen Gottheiten ist sie aufgrund ihrer Stärke und Sanftmut so geachtet, dass sie als einzige Göttin beim Muschelweitwerfen teilnehmen darf. 🙂

Sieht Oshún dem Elfenwesen, dass ich 3 Jahre vorher auf dem 3D-Ultraschall sah, nicht erstaunlich ähnlich?

Lukkas Fohlen Oshún
Lukkas Fohlen Oshún

Möchtest du mehr über Katharinas Arbeit erfahren? Dann schau mal auf ihrer Webseite vorbei. Katharina bietet auch Kurse in Tierkommunikation an. Außerdem arbeitet Katharina als Horsemanshiptrainerin und Shiatsupraktikerin. Dazu findest du hier weitere Infos. Und in meinem Interview zum Thema Tierkommunikation verrät sie, was es damit auf sich hat und wie es funktioniert.

© Text und Fotos im Text: Katharina Gard

© Foto 3D-Bild Fohlen: Tim Flach

© Fotos mit Oshún: Tamara Schlaupitz

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