Koordinationstraining für Pferde

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Koordinationstraining für Pferde: So verbesserst du die Koordination deines Pferdes

Koordination spielt beim Reiten eine immens große Rolle – und zwar für uns Reiter als auch für unsere Pferde. Was es mit der Koordination auf sich hat, warum eine gute Koordination so wichtig ist für dein Pferd und wie du das Koordinationstraining für dein Pferd gestalten kannst, erfährst du hier. Was ich dir dabei erzähle, gilt für dein Pferd ebenso wie für dich.

Tipp: Du kannst dir den Text auch vorlesen lassen, wenn du nicht selbst lesen möchtest:

Koordination – Was ist das eigentlich?

Ganz einfach gesagt:

Koordination ist das Ergebnis des Zusammenspiels der Sinnesorgane, der Muskeln und des Nervensystems/dem Gehirn und die daraus resultierende Möglichkeit, jede beliebige Situationen motorisch zu regulieren und zu beherrschen.

Du kannst es dir ein wenig wie ein Orchester vorstellen: Jeder Muskel ist ein Musiker, der sein Instrument richtig gut beherrscht. Doch wenn jeder Musiker einfach irgendwie spielt, ist das Lied, was am Ende herauskommt, nicht so schön anzuhören. Wenn nun aber ein Dirigent auftritt und jedem sagt, welche Noten er spielen soll, kommt am Ende ein wunderschönes Musikstück heraus.

Übertragen auf die Koordination bedeutet das: Die von den Sinnesorganen wahrgenommenen Reize sind die Noten, das Zentrale Nervensystem ist der Dirigent und die Muskeln sind die Musiker.

Die sensorischen Nervenzellen nehmen einen Reiz auf und leiten diesen an das Zentrale Nervensystem weiter, wo er verarbeitet wird. Das können Reize sein, die aus dem Inneren des Körpers kommen und die Muskelspannung oder die Muskellänge betreffen (Propriozeptoren), das können Gleichgewichtsreize sein (wahrgenommen vom Gleichgewichtssinn des Pferdes) oder Reize, die über den Tastsinn wahrgenommen werden. Die Sensoren und Rezeptoren registrieren beispielsweise, dass das Pferd bei Regenwetter auf einem rutschigen Untergrund läuft, dass es um die Kurve läuft oder dass es bergauf bzw. bergab geht.

Anschließend gibt das Nervensystem einen Befehl an die entsprechenden Muskeln, die daraufhin mit einem entsprechenden Tonus reagieren. So wird dafür gesorgt, dass das Pferd nicht ausrutscht, sondern seine Balance auch auf dem rutschigen Untergrund halten kann und dass dabei die Gelenke stabilisiert sind.

Dies alles geschieht in Millisekunden und wird von unseren Pferden, nicht bewusst wahrgenommen.

Und nicht alle Reize werden erst vom Gehirn verarbeitet, einiges wird auch direkt über Reflexe auf Rückenmarksebene gelöst. Aber dennoch spielt die Wahrnehmungsverarbeitung von Reizen eine sehr wichtige Rolle im Zusammenhang mit der Koordination.

Koordination sorgt für zielgerichtete Bewegungen

Bei Koordination denkst du vielleicht vor allem an die Hand-Fuß-Augen-Koordination. Koordination ist aber viel umfangreicher und die Grundlage für eine gute Bewegung. Gut meint: eine stabile, sichere und ausbalancierte Bewegung. Koordination befähigt unsere Pferde, uns Menschen und alle anderen Tiere, präzise, geordnete, effiziente und zielgerichtete Bewegungen auszuführen.

Das Gehirn hat im Grunde zwei Aufgaben: das Überleben sichern und die Balance zu wahren. Letztlich hängt beides miteinander zusammen, ohne Balance fällt dem Fluchttier Pferd (oder auch uns Menschen) die sichere Bewegung schwer und sie (wir) sind eine leichte Beute.

Deswegen reagiert dein Pferd beispielsweise mit einem festen Rücken, wenn die Bauchmuskulatur nicht ausreichend trainiert ist, um dich sicher und stabil zu tragen (hier schreib ich mehr über den Zusammenhang von Bauchmuskeln, Pferderücken und Reitergewicht).

Je besser das Gehirn seinen Körper kennt und einsetzen kann (sprich: je besser die Koordination ist), desto sicherer fühlt es sich.

Beispiele für die Koordination sind:

  • im Takt laufen (Rhythmisierungsfähigkeit)
  • die Fähigkeit, im Stand und in der Bewegung das Gleichgewicht zu halten (Balancefähigkeit)
  • beim Wechsel des Untergrundes Takt, Tempo usw. beizubehalten durch eine Anpassung z.B. des Muskeltonus auf die veränderten Bedingungen (Umstellungsfähigkeit)
  • nirgends gegenzulaufen (Orientierungsfähigkeit)
  • im Schulterherein gebogen auf drei Hufschlägen zu laufen (kinästhetische Differenzierungsfähigkeit)
  • prompt auf Hilfen zu reagieren (Reaktionsfähigkeit)
  • die Fähigkeit, Bewegungen in Bezug auf ein Handlungsziel aufeinander abzustimmen, zum Beispiel ein Hindernis anzulaufen und drüberzuspringen (Kopplungsfähigkeit)

Pferde mit Koordinationsproblemen wirken häufig tollpatschig, haben Probleme mit der Balance und stolpern gerne oder sie können Abstände, Höhen und Längen nur schwer einschätzen und verlieren sehr leicht ihren Takt. Man kann sagen: Pferde mit Koordinationsproblemen haben kein gutes Körpergefühl und können ihren Körper nicht adäquat einsetzen.

Doch wie kommt es dazu, dass sich manche Pferden scheinbar spielend leicht bewegen und sich andere so tölpelig anstellen und ständig stolpern, mit hoher Muskelanspannung auf Bodenveränderungen reagieren oder ihrem Gleichgewicht hinterherlaufen?

So verbesserst du die Koordination deines Pferdes mit Koordinationstraining
So verbesserst du die Koordination deines Pferdes mit Koordinationstraining

Gute Koordination muss erlernt, gefestigt und weiterentwickelt werden

Eine gute Koordination ist nicht angeboren. Die koordinativen Fähigkeiten müssen im Laufe des Lebens erlernt, gefestigt und weiterentwickelt werden.

Du kannst dich gern mal an deine Reitanfänge zurückerinnern: Weißt du noch, wie du die ersten Male wie ein nasser Mehlsack auf dem Pferderücken rumgehopst bist im Trab? Mittlerweile kannst du sicherlich entspannt leichttraben und auch das Aussitzen fällt dir wesentlich leichter. Deine Koordination hat sich verbessert.

Bei meinen Bodenarbeitsstunden erlebe ich es zum Beispiel oft, dass die Menschen leicht überfordert sind, wenn ich sage, sie sollen ihr Pferd von rechts führen oder die Führposition verändern, und ihr Pferd zwischen den Händen führen. Doch schon bei der zweiten Stunde läuft es flüssig – weil sie in der Zwischenzeit geübt und damit ihre Koordination verbessert haben.

Und genau so ist es auch mit den Pferden: Je häufiger du mit deinem Pferd Stangenarbeit machst, desto leichter fällt es ihm, seine Beine zu heben oder seinen Bewegungsrhythmus anzupassen. Der Bewegungsablauf wird flüssiger. Je öfter du dein Pferd seitwärtstreten lässt, desto leichter gelingt es ihm.

Dahinter steckt (neben dem körperlichen Effekt) ein reiner Lerneffekt: Das Gehirn hat gelernt, adäquat auf die Reize (z.B. die Stangen) zu reagieren. Denn eine nicht-adäquate Reaktion bedeutet, dass dein Pferd mit seinem Huf an die Stange haut, was eine eher unangenehme Konsequenz ist. Beim Seitwärtstreten hat es gelernt, seine Balance zu halten und seine Gliedmaßen gezielter einzusetzen.

Hier siehst du eine Koordinationsübung mit Minipodest:

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Koordinationsprobleme beim Pferd

Warum haben manche Pferde Koordinationsprobleme? Gründe hierfür gibt es viele.

Reiten und Bodenarbeit: eine koordinative Höchstleistung für Pferde

Machst du beispielsweise Stangenarbeit, muss dein Pferd in der Lage sein, seinen individuellen Bewegungsrhythmus entsprechend anzupassen. Reitest du Seitengänge, muss dein Pferd einzelne Teilkörperbewegungen präzise und effizient ausführen können.

Koordination braucht dein Pferd aber nicht nur, wenn du mit ihm arbeitest. Dein Pferd braucht auch eine gute Reaktionsfähigkeit, wenn es in der Herde weggeschickt wird, es braucht eine gute Orientierungsfähigkeit, wenn es aus Übermut wild bockend über den Paddocktrail läuft und es braucht eine gute Umstellungsfähigkeit, um sich den jeweiligen Bodenverhältnissen (nass, hart, matschig usw.) anpassen zu können.

Eine gute Koordination ist echte Gesundheitsprophylaxe für die (Bein-)Gesundheit deines Pferdes!

Bewegungsmangel in Haltung und Training sorgt für schlechte Koordination

Ein Grund eine schlechte Koordination ist Bewegungsmangel – und der ist bei Pferden ziemlich weit verbreitet. Stehen Pferde in der Box oder auf einem langweiligen Quadratpaddock ohne Bewegungsanreize, werden nur wenig bergauf und bergab im Gelände geritten und haben immer wieder das gleiche Training, bekommen die Sinnesorgane nur wenig Input. Das zeigt sich in einer nicht so guten Koordination.

Koordinationsprobleme können aber auch entstehen, wenn Bewegungsabläufe falsch erlernt wurde. Mein Lieblingsbeispiel ist das über die Hand eingetöltete Islandpferd, das nie gelernt hat, im Tölt mit aktiver Hinterhand über den Rücken zu gehen, weil es vorn mit der Hand hochgehalten und gleichzeitig hinten angetrieben wurde. Dieses Pferd wird immer mit festem Rücken tölten, leicht den Takt verlieren und vermutlich auch nicht in Balance sein.

Probleme mit der Reizverarbeitung

Darüber hinaus kann es sein, dass die Reizübertragung zu schwach ist und der Körper nicht adäquat auf den Reiz reagieren kann.

Koordinationstraining für dein Pferd: 5 Tipps für deinen Pferdealltag

Ich habe eine gute Nachricht: Koordination kann in den allermeisten Fällen trainiert und verbessert werden!

Je vielfältiger die Sinnesorgane stimuliert und je öfter die Nervenbahnen genutzt werden, desto besser funktionieren sie und desto leichter und besser werden die Bewegungen deines Pferdes.

Die beste Möglichkeit, die Koordination zu verbessern, ist ein variantenreiches und abwechslungsreiches Training. Bleibt das Training immer gleich, gibt es zwar anfangs Verbesserungen, diese stagnieren aber irgendwann. Werden hingegen Variationen eingebaut und damit neue sensorische Reize geschaffen, ist das Training effektiver und zielführender.

Die Rezeptoren selbst sind nicht trainierbar. Allerdings kann sich durch Koordinationstraining/Sensomotoriktraining die Fläche des synaptischen Kontakts erhöhen, sodass die Reizübertragung besser funktioniert. Hier setzt zum Beispiel die Pferdeergotherapie an.

Tipp 1: Training mit instabilen Untergründen

Balancetraining sorgt für Bewegungssicherheit. Hier kannst du mit instabilen Untergründen wie Matten oder Balance Pads oder auch mit Wippen wunderbar arbeiten. Das Training hilft deinem Pferd beim Erlernen von Haltungsreaktionen, beim Wahrnehmen des gesamten Körpers und der Körpersymmetrie.

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Tipp 2: Sensorischen Input nutzen

Um das Gefühl deines Pferdes für seinen ganzen Körper zu verbessern, kannst du neben den instabilen Untergründen auch anderen sensorischen Input nutzen, beispielsweise den Körper mit deiner Hand abstreichen oder ein Körperband nutzen. Je besser ein Pferd seinen Körper wahrnimmt, desto besser kann es ihn einsetzen.

Tipp: Darüber sprechen wir auch im Onlinekurs Rückenfitte Pferde!

Tipp 3: Positiv verstärkte Freiarbeit

Mithilfe der positiv verstärkten Freiarbeit kannst du Bewegungen, die dir dein Pferd anbietet, positiv verstärken und ihm dadurch eine Idee der richtigen Bewegung geben.

An dieser Stelle habe ich drei Lesetipps:

Tipp 4: Bewegungsvariationen durch Abwechslung

Um Abwechslung zu schaffen und die koordinativen Fähigkeiten deines Pferdes zu schulen, könntest du folgendes in dein Training integrieren:

Tipp 5: Geländetraining

Im Gelände bekommt dein Pferd jede Menge sensorischen Input: unterschiedliche Untergründe, Steigungen, Tempovarianzen, enge Trampelpfade usw. Das Training im Gelände ist daher super geeignet, um die Koordination deines Pferdes zu verbessern. Kombinierst du die Spaziergänge oder Ausritte im Gelände mit kreativen Aufgaben (siehe Tipp 4), ist das ein super Koordinationstraining.

Sabine van Waasen hat sich auch ein paar Koordinationsübungen für ihre Pferde überlegt. Schau gern mal bei ihr vorbei.

Außerdem ist das Buch Trainingstherapie von OsteoDressage, das ich dir hier vorstelle, sehr zu empfehlen.

Zusammengefasst: Koordinationstraining verbessert Balance, Takt, Losgelassenheit und verhilft zu einer besseren Bewegung.

Zum Thema Koordinationstraining lässt sich noch so viel mehr sagen, als ich es in diesem Blogbeitrag kann. Was du dir mitnehmen solltest ist: Koordinationstraining verbessert Balance, Takt, Losgelassenheit und verhilft zu einer besseren Bewegung. Je besser dein Pferd seinen Körper einsetzen kann, desto besser und gesünder kann es sich am Ende nämlich bewegen.

Hier erläutere ich dir den Zusammenhang von Koordination und Übergängen:

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Wichtig ist ein stabiler Rumpf – und im Umkehrschluss kann regelmäßiges Koordinationstraining die Rumpfstabilität deines Pferdes verbessern. Darüber sprechen wir unter anderem in meinen Onlinekursen Rückenfitte Pferde und Sensomotorisches Pferdetraining

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