Eine meiner Lieblingsübungen im Training mit Pferden sind Crunches. Die Crunches habe ich durch Intrinzen kennen- und schätzen gelernt. Und weil ich den Effekt der Übung großartig find, empfehle ich die Crunches immer wieder – sei es in meinem Training vor Ort, wenn meine Kunden mit positiver Verstärkung arbeiten (wollen), in meinen Texten und in meinen Onlinekursen. Was die Crunches sind, welchen positiven Trainingseffekt sie haben und wie du sie deinem Pferd beibringen kannst, verrate ich dir jetzt.
Die wohl wichtigste Frage zuerst: Was sind Crunches?
Bei der Bezeichnung Crunches denkst du sicherlich an die Crunches als anstrengendes Bauchmuskeltraining.
Bei den Crunches mit Pferden geht es ein wenig in die Richtung. Die Crunches betreffen aber nicht nur die Bauchmuskeln deines Pferdes, sondern auch viele weitere Teile des Körpers: Was Crunches genau sind, ist schwer zu erklären. Crunches sind eine Art Versammlung im Stand. Dein Pferd richtet sich auf, verlagert seinen Schwerpunkt nach hinten und hebt seinen Widerrist an. Es spielt dabei mit seiner Balance und bringt Gewicht von der Vorhand auf die Hinterhand.
Gleichzeitig wird es zunehmend seine Hanken beugen und sein Becken abkippen. Dies ist unverzichtbar, weil die echte Aufrichtung vorn nur entstehen kann, wenn das Pferd seine Hanken beugt (die großen Gelenke der Hinterhand) und das Becken abkippt. Die Wirbelsäule des Pferdes ist nämlich fest mit dem Becken verwachsen.
Hier siehst du Merlin bei einer unserer ersten Crunch-Einheiten mit Signal am Widerrist (dazu erzähl ich später mehr):
Hier siehst du Sleipi noch recht am Anfang seiner „Crunch-Karriere“ auf der zum „Podest“ gefalteten Turnmatte:
Crunches mit Pferd: Übung hat bereits eine lange Tradition
Die Crunches selbst sind keine Intrinzen-Erfindung, auch wenn sie dort mit der Bezeichnung Core Posture quasi die Grundlagenübung darstellen. Du findest sie unter anderen Namen auch in anderen Trainingsbereichen. Ein paar Beispiele möchte ich dir hier nennen: Viviane Theby hat bereits 2014 ein Video bei Youtube hochgeladen, auf dem sie zeigt, wie sie einem Pferd die Gewichtsverlagerung auf die Hinterhand mit einem Clicker beibringt. Dies erinnert sehr stark an die Intrinzen-Crunches. Andere Trainer nennen diese Form Pilates. Dr. Dana Rindermann nutzt sie beispielsweise beim von ihr entwickelten Okapi-Training unter dem Namen Isometrischer Squat (hier erfährst du mehr über das Okapi-Training) und selbst François Baucher, der Ende des 18. Jahrhunderts geboren wurde, hat eine ähnliche Übung (Versammlung im Stand) in seinem Training mit Pferden genutzt.
Exkurs: Baucher
An dieser Stelle möchte ich nicht ausführlich auf Baucher und seine Trainingsansätze eingehen. Nur auf eine Idee, die Baucher verfolgte. Er war der Meinung, dass das Gleichgewicht vor der Bewegung kommen muss und hat, anders als heute meist üblich, den Ansatz verfolgt, das Gleichgewicht des Pferdes zunächst im Stand zu entwickeln und zu verbessern.
Bei einem Pferd ruht aufgrund der Anatomie mit langem Hals und schweren Kopf von Natur aus mehr Gewicht auf der Vorhand. Durch eine Übung, bei der das Pferd seinen Widerrist anhebt, verlagert sich automatisch auch der Schwerpunkt, das Pferd findet besser ins Gleichgewicht und die Vorhand wird leichter und weniger belastet.
Bei Baucher ging es über das Anheben des Widerrists hinaus, ihm war zum Beispiel das Lösen des Unterkiefers sehr wichtig. Und er wird auch ganz sicher nicht mithilfe positiver Verstärkung gearbeitet haben – eher im Gegenteil. Er wird häufig (zu Recht wie ich find) wegen seiner wenig pferdefreundlichen Methoden kritisiert. Dennoch ist schon bei ihm das zu finden, was heute als Crunches, Isometrischer Squat, Pilates oder ganz anders bezeichnet wird – bezogen auf die „Versammlung im Stand“, nicht bezogen auf die „freie, ungezwungene Bewegung“.
Lesetipp: In der Ausgabe 6/20 der Zeitschrift DAS ISLANDPFERD ist ein schöner Artikel über Baucher erschienen, den du hier als PDF kostenlos lesen kannst.
In seinem Buch Irrwege der modernen Dressur geht Autor Philippe Karl auf Baucher ein und erzählt auf Seite 19 von Versuchen zur Ermittlung der Gewichtsverteilung bei Pferden in der Versammlung, die Baucher mit General Morris bei stehenden Pferden durchgeführt hat. Dabei kam heraus: In Bezug auf die Versammlung und die Verlagerung des Gewichts auf die Hinterhand sind die Aufrichtung des Halsansatzes und die Verkleinerung der Unterstützungsfläche des Pferdes wichtig. „Aufrichtung des Halses bei gleichzeitiger Beugung des Genicks: 1/25 des Gewichts wird auf die Hinterhand verlagert“, schreibt Philippe Karl.
Wenn du mehr zu Baucher wissen möchtest, empfehle ich dir diese beiden Bücher.
- Racinet, Jean Claude (Autor)
Jeder hat sicherlich andere Interpretationen dieser Übung. Immer aber soll das Pferd seinen Widerrist anheben, die Standfläche verkleinern, an Balance und Stabilität gewinnen und sein Gewicht „besser“ verteilen. Ich nenne die Übung weiterhin Crunches und erarbeite sie frei und ohne Handeinwirkung mit positiver Verstärkung – intrinzeninspiriert eben. 😉
Wie wirken Crunches beim Pferd und warum sollte ich sie nutzen?
Die Crunches sind für mich aus verschiedenen Gründen eine meiner Lieblingsübungen geworden.
Weil die Crunches frei mithilfe von positiver Verstärkung erarbeitet werden, kannst du hierbei eine echte Aufrichtung erreichen, die nicht mit der Hand herbeigeführt wurde.
Gern werden Kopf und Hals des Pferdes über die Reiterhand hoch oben „getragen“, die Hinterhand ist hier aber nicht beteiligt und tritt nicht unter, sondern schiebt nach hinten raus. Wie oben schon erwähnt, geht es bei den Crunches um eine Übung im Stand. Aber wenn dein Pferd eine Idee davon hat, wie es seinen Körper einsetzen kann, wird dir das später in der Bewegung, beispielsweise beim Reiten, enorm weiterhelfen. Somit verbessern die Crunches das Körpergefühl und die Bewegungskompetenz deines Pferdes.
Hier siehst du ein Screenshot aus einem Video – deshalb auch die schlechte Qualität. Sleipi hat zunehmend eine Idee, wie er auch in der Bewegung seinen Widerrist anheben und sich aufrichten kann.
Crunches kräftigen den Rumpftrageapparat
Darüber hinaus helfen die Crunches dir dabei, den für ein Reitpferd so wichtigen Rumpftrageapparat zu stärken. Zum Rumpftrageapparat gehören die Brustmuskeln und der M. serratus ventralis. Ein starker Rumpftrageapparat ist für das Reitpferd unabdingbar. Er ist er zu schwach, werden die Vordergliedmaßen übermäßig belastet und es kann zu einer Trageerschöpfung kommen.
Lesetipp: Anatomie des Pferdes: Diese Punkte musst du wissen
Mit dem Onlinekurs „Rückenfitte Pferde“ bekommst du ein grundlegendes Verständnis für gesunderhaltendes Pferdetraining sowie Einblicke in Anatomie und Biomechanik und du erfährst, wie du dein Pferd rückenfit trainieren kannst und worauf es dabei wirklich ankommt.
Doch nicht nur muskulär profitiert ein Pferd von den Crunches. Diese Haltung macht so viel mehr mit deinem Pferd – nicht umsonst werden die Crunches im Intrinzenkontext auch Proud Posture genannt.
Mach doch mal den Selbstversuch: Wenn du mit hängenden Schultern stehst, hast du ein anderes Gefühl und ein anderes Mindset, als wenn du dich aufrecht und stolz hinstellst.
Und genau so erlebe ich es auch bei den Pferden. Sie werden selbstbewusster, stärker, wachsen über sich hinaus. Sie werden agiler und mobiler – und das ist nicht nur ein positiver Aspekt für das REITpferd, sondern auch für das Fluchttier Pferd. Wenn es in der Lage ist, „mal eben so“ auf der Hinterhand kehrt zu machen, kann es dem vermeintlichen Feind nämlich viel schneller entkommen, als wenn das meiste Gewicht schwer auf der Vorhand lastet.
In ihrem Intrinzen-Nachfolgekonzept „Pain Science and Performance Workshop“ hat Intrinzen-Initiatorin Kathy Sierra im Zusammenhang mit Bewegung folgenden Satz gesagt:
„What can move and how can it move?“
Kathy Sierra, Pain Science and Performance Workshop
Der Satz ist an dieser Stelle aus dem Kontext gerissen. Er ist mir aber ziemlich prägnant in Erinnerung geblieben und ich denke in ganz vielen Trainingssituationen daran.
Hier siehst du einen weiteren Screenshot aus besagtem Video. So viel Aufwärts hatte Sleipi eigentlich nie im Galopp. Aber die Kombination aus klassischem Training und sensomotorischem Training inkl. Crunches haben ihm dabei geholfen, neue Bewegungserfahrungen zu sammeln und diese einzusetzen.
Wie bringe ich meinem Pferd Crunches bei?
Zum Erarbeiten der Crunches gibt es verschiedene Möglichkeiten. Mit Sleipi habe ich im Herbst 2018 angefangen, die Crunches mithilfe des Clickertrainings zu erarbeiten. Ob ich dabei exakt nach den Empfehlungen aus dem Kurs bzw. damals verfügbaren eBook vorgegangen bin, weiß ich gar nicht mehr.
Tipp: Das eBook zu den Crunches findest du mit deutscher Übersetzung hier*.
Crunches vor einer Wand
Hierbei steht das Pferd vor einer hinteren Begrenzung, beispielsweise vor einer Wand oder ähnlichem. Dort soll es eine Rückwärtstendenz zeigen und dabei das Gewicht leicht nach hinten verlagern, das Becken abkippen und den Widerrist anheben. Die hintere Begrenzung verhindert den Schritt nach hinten. Den Impuls hab ich vorn an der Brust gegeben.
Sobald der Widerrist hochkommt: Klick + Keks.
Bei Sleipi hat das gut funktioniert. Er hatte keinen Stress mit der Begrenzung und hat schnell verstanden, um was es mir geht. Daher konnten wir nach wenigen Wiederholungen ohne Begrenzung weiterarbeiten.
Im weiteren Verlauf bin ich erst dazu übergegangen, keinen Impuls mehr vorn an der Brust zu geben, sondern am Widerrist, und dann meinen Körper so einzusetzen, dass ich auch einen Meter neben meinem Pferd stehen und anhand meiner Körperhaltung die Crunches abfragen kann.
Bei Sleipi hat die Variante mit der Begrenzung gut funktioniert. Aber sie funktioniert mit jedem Pferd gut. Bei Merlin beispielsweise konnte ich nicht mit hinterer Begrenzung arbeiten, weil es ihn unglaublich gestresst hat.
Crunches frei erarbeiten
Bei Merlin habe ich im Grunde eine ähnliche Vorgehensweise genutzt, ich habe aber die Wand weggelassen und die Crunches frei erarbeitet. Ich habe ihm einen Impuls an der Brust gegeben. Die große Herausforderung dabei ist, dass das Pferd nicht nach hinten ausweicht. Bei Merlin habe ich zunächst das Stillstehen trotz eines Impulses an der Brust geclickt. Das hat er recht schnell verstanden. Er hat allerdings nicht verstanden oder nicht umzusetzen gewusst, wie er seinen Widerrist anheben und sein Gewicht auf die Hinterhand verlagern soll. (Stichwort: What can move and how can it move? ;))
Hier hab ich die Crunches somit über eine isometrische Übung erarbeitet: Ich habe langsam Druck von vorn aufgebaut und Merlin hat sich stabilisiert und gegengedrückt. Dabei hat er automatisch sein Becken abgekippt und den Rücken aufgewölbt/den Widerrist angehoben. Dies habe ich geklickt.
Tipp: Isometrische Übungen stelle ich dir in meinem Onlinekurs Rückenfitte Pferde im Detail vor. Ich liebe sie – zum einen, weil sie die Tiefenmuskulatur ansprechen und Hinterhand und Rumpf kräftigen und zum anderen, weil sie bei vielen Pferden eine entspannende Wirkung haben. Die Pferde fangen an „bei sich“ zu sein. Isometrisch: der Muskel arbeitet ohne seine Länge zu verändern und Bewegung zu erzeugen.
Mit der Zeit reichte meine Hand an der Brust und Merlin fing allein an, sein Gewicht nach hinten zu verlagern. Später bin ich dazu übergegangen, eine Hand an der Brust und eine am Widerrist zu haben, um dann im nächsten Schritt den Impuls an der Brust komplett weglassen zu können.
Warum ist mir das wichtig? Die Crunches sollen nicht als losgelöste Übung stehen, sie sollen im weiteren Verlauf auch in die Bewegung integriert werden. Hier hilft es mir, wenn ich in die gleiche Richtung schau wie mein Pferd, weil ich die Energie gleich nach vorn bringen kann.
Widerrist-Target
Wenn dein Pferd Targettraining kennt, kannst du auch ohne Wand versuchen, mithilfe des Widerrist-Targets das Anheben des Widerrists zu erarbeiten.
Du positionierst das Target (Poolnudel, Hand o.ä.) leicht über dem Widerrist. Dein Pferd soll mit seiner Bewegung das Target berühren.
Tipp: Falls du mit dem Targettraining noch gar nicht vertraut bist aber es gern lernen möchtest, empfehle ich dir den Kurs meiner Pfergo-Ausbilderinnen Ruth und Yvonne, den du hier bei der Pferdeflüsterei kaufen kannst*.
Crunches über deine Körperhaltung erarbeiten
Durch den gezielten Einsatz deines Körpers – du machst dich groß und stark – und vielleicht noch ein Handzeichen, kannst du ebenfalls die Crunches erarbeiten. Hier geht es um eine Art „spiegeln“. Du solltest dabei aber nicht unbedingt mit Blick in Richtung Pferd stehen, weil du sonst so viel Druck aufbauen könntest, dass dein Pferd weicht. Schau lieber in die gleiche Richtung wie dein Pferd.
Meine persönliche Meinung dazu ist, dass dein Pferd bereits mit der Übung vertraut sein sollte. Dann klappt es sehr gut und hilft dir später auch in der Bewegung bei der Arbeit vom Boden wunderbar weiter.
Ich nutze im Alltag das Widerrist-Target und/oder meine Körperhaltung, um die Übung anzukündigen. Ist sie einmal da, wird sie von meinem Pferd gern immer wieder gezeigt.
Crunches über das Podest erarbeiten
Eine Möglichkeit, deinem Pferd eine erste Idee von den Crunches zu vermitteln, bietet dir das Podest. Du stellst dein Pferd mit den Vorderbeinen aufs Podest und animierst es zur Gewichtsverlagerung nach hinten. Kommt der Widerrist hoch -> Klick!
Crunches über die Ganzkörperwippe erarbeiten
Auch mit der Ganzkörperwippe kannst du deinem Pferd die Crunches näherbringen. Verlagert es sein Gewicht nach hinten, beugt die Hanken und hebt den Widerrist -> Klick!
Tipp: Die Crunches findest du auch in meinem Buch Sensomotorisches Pferdetraining!
- Kardel, Karolina (Autor)
Crunches mit Pferd: Worauf achten?
Im Grunde gibt es nicht sehr viel, auf das du achten solltest. Jeder Pferd macht die Übung auf seine Weise und bei jedem sieht sie anders aus. Lediglich eine Sache find ich wichtig: Achte darauf, dass du im Laufe der Zeit weg kommst vom Unterhals und einem zu starken Zurück. Das zeigen viele Pferde gern. In diesem Fall drückt das Pferd meist den Rücken weg. Es beugt seine großen Gelenke nicht und kippt das Becken nicht ab. Stattdessen schiebt es sich einfach nach hinten. Es ist zwar schön, dass es das kann, die ganzen genannten positiven Aspekte wirst du so aber nicht erreichen.
Daher ist meine Empfehlung: Auch wenn es keine richtige Korrektur gibt und die Pferde ihre Bewegungsmuster selbst entwickeln dürfen, ist dies ein Punkt, auf den du dennoch achten solltest. Und zwar nicht nur aufgrund der körperlichen Auswirkungen, sondern auch wegen des mentalen Aspekts: Kopf hoch und Unterhals raus ist die typische Stresshaltung des Pferdes. Und du möchtest schließlich keinen Stressmodus, sondern ein starkes, selbstbewusstes Pferd (Widerrist hoch, Versammlung).
Leg den Fokus daher wirklich auf ein Anheben des Rückens/Widerrists und klick lieber nur eine minikleine Bewegung.
Crunches mit Pferd lernen: meine Learnings
Seit 2018 nutze ich die Crunches mit Sleipi und ich habe zwei Learnings:
Learning 1: Crunches mit Unterhals und weggedrücktem Rücken
Sleipi zeigt die Crunches sehr gern. Allerdings wird die Übung schlechter, je müder die Muskeln werden. Und an Tagen, an denen der extrinsische Verstärker (Futter) Hauptmotivator ist, sind die Crunches auch eher suboptimal. Dies ist bei Sleipi vor allem dann besonders deutlich ausgeprägt, wenn ich mit beiden Pferden gleichzeitig arbeite. Dann zeigt er sie mit Unterhals und weggedrücktem Rücken. Wenn ich dies nicht klicke, entsteht Frust und er zeigt es immer stärker. Ich löse die Übung auf, wir machen was anderes und ich frag sie ggf. später nochmal ab.
Zudem hat mir ein tiefer Futterpunkt geholfen. Also tief und gerade füttern. So bekommst du wieder mehr Dehnung in die Oberlinie.
An anderen Tagen, an denen er von sich aus motivierter ist, zeigt er sehr schöne Crunches. Er cruncht dann auf der Matte, auf der Wippe und auf dem Podest.
Learning 2: eine zu hohe Klickrate
Ein zweites Learning bei Sleipi ist die Klickrate. Wie bereits gesagt, werden die Crunches schlechter, je höher der extrinsische Verstärker ist. Ich habe eine recht hohe Klickrate und es fällt mir wirklich schwer, weniger hochfrequentiert zu klicken. Doch da arbeite ich dran und es wird besser. Durch die hohe Klickrate reduziere ich die intrinsische Motivation, die Motivation ist dann zu stark extrinsisch.
Ergänzung Bei Merlin, mit dem ich die Crunches erst seit August 2021 übe und der ein ganz anderer Typ ist, brauche ich (aktuell) die hohe Klickrate. Merlin ist, anders als Sleipi, ein introvertierter Stresstyp (über Angst und Stress beim Pferd kannst du hier ein tolles Interview lesen). Er lernt nur sehr langsam (klar, Stress und die damit verbundenen Hormone blockieren den Lernbereich im Gehirn) und er ist von sich aus (noch) wenig motiviert, etwas auszuprobieren und aus sich herauszukommen. Er ist der Typ: Ich stehe einfach da, dann passiert mir nichts. Ich habe den Eindruck, dass ihm die hohe Klickrate dabei hilft, neue Dinge besser zu lernen und Freude daran zu entwickeln. Er zeigt aber auch nicht ansatzweise das Energielevel, das Sleipi zeigt.
Die Crunches sitzen – und wie geht es dann weiter?
Wenn dein Pferd die Crunches beherrscht, kannst du sie variabel einsetzen und mit verschiedenen Trainingstools verbinden – auf der Matte, auf einer Wippe, mit Körperband (also eingebunden in den Rahmen von Sensomotoriktraining) beim Reiten, … Und du kannst und solltest sie auch in die Bewegung integrieren: Crunch – daraus Loslaufen usw.
Auf dem folgenden Bild – wieder ein Screenshot aus einem Video – siehst du den „Katapulteffekt“ der Hinterhand der entsteht, wenn du aus dem Crunch in die Bewegung kommst:
Sleipi hat aus den Crunches das Steigen/eine Art Levade entwickelt – völlig frei und ganz ohne Einfluss meinerseits.
Wie kann ich mit meinem Pferd die Crunches lernen?
Wenn du nun Lust hast, mit deinem Pferd die Crunches zu erarbeiten, empfehle ich dir zum einen meinen Onlinekurs Rückenfitte Pferde sowie mein Buch Sensomotorisches Pferdetraining* und meinen Onlinekurs Sensomotorisches Pferdetraining. Auch in in Dana Rindermanns Buch Mach mich stark* und in Kathy Sierras Pain Science and Performance Workshop und lernst du die Crunches (Kathys Kurs ist auf Englisch).
- Kardel, Karolina (Autor)
- Dr. Rindermann, Dana (Autor)
Onlinekurs Sensomotorisches Pferdetraining
Sensomotorisches Training bedeutet, dass du auch die Sinnessysteme und das Gehirn in dein Training einbeziehst, um das Zusammenspiel von Gehirn, Nervensystem und Muskeln zu verbessern. Dies sorgt am Ende für eine bessere Koordination zwischen unterschiedlichen Muskeln bzw. innerhalb eines einzelnen Muskels, für ein besseres Körpergefühl des Pferdes, für mehr Stabilität und für verbesserte Bewegungsabläufe.
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3 Kommentare zu „Crunches mit Pferd: Was steckt dahinter und wie bringe ich sie meinem Pferd bei?“
Danke für deine Erklärungen und auch Zusammentragen von weiteren „Lernquellen“. So lese, lerne und wende ich gerade sehr begeistert an. Gerade der Lesetipp über Baucher und Hintergrund der Regeln FN regt zum Nachdenken an!
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung! Es hat mir sehr geholfen die Crunches besser zu verstehen!!!!
Sehr gern! 🙂