Okapi-Training Mit dem Clicker bis zur hohen Schule

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Okapi-Training®: Mit dem Clicker bis zur Hohen Schule

Wenn du einmal den Flow und die tolle Energie erlebt hast, die das Clickertraining mit sich bringen kann, wirst du vermutlich dein ganzes Pferdetraining und alles, was du bisher gemacht hast, anders bewerten, überdenken und ggf. verändern. Dein Pferd beginnt, über sich hinaus zu wachsen.

Als ich vor Jahren mit dem Clickertraining anfing, ging es mir vor allem um Tricktraining und Zirzensik. Sleipi hat wahnsinnig schnell Dinge wie Nein-Sagen oder den Spanischen Gruß gelernt. Doch aufgrund meiner eigenen Fehler hab ich das Clickern nach einiger Zeit wieder sein gelassen – Sleipi hat nämlich immer wieder ungefragt sein Bein gehoben und das Anziehen des Halfters oder der Trense war für eine Weile auch nur schwer möglich, weil er ständig den Kopf geschüttelt hat.

Einen Neustart gab es für mich, als ich im Rahmen meiner journalistischen Arbeit Ende 20218 das Intrinzenkonzept kennengelernt habe (den Artikel zum Intrinzen-Training mit Pferden kannst du hier lesen). Dort wird mit dem Clicker gearbeitet. Also musste ich wählen: Will ich so trainieren? Dann muss ich an mir und meinen Fehlern arbeiten. Oder möchte ich das Clickern nicht mehr? Dann muss ich auf intrinzeninspiriertes Training verzichten.

Zur gleichen Zeit habe ich meine Ausbildung als Pferdeergotherapeutin bei der PFERGO-Akademie gemacht und Gründerin und Inhaberin Ruth Katzenberger-Schmelcher ist selbst Trainerin für Pferdetraining mit positiver Verstärkung. Bei ihr habe ich erlebt, dass Clickerpferde nicht immer nach Futter fragen und ungewollt Dinge zeigen, um einen Keks zu bekommen, sondern dass das Training mit Futterlob auch zu entspannten Pferden führen kann.

Also hab ich mich entschieden, das Thema Clickertraining noch einmal neu aufzubauen – diesmal mit mehr Plan. Ich habe mir externe Unterstützung für die Höflichkeit gesucht und habe mich immer und immer wieder gefilmt, um mir meiner Fehler bewusst zu werden, mein Timing zu verbessern usw.

Lesetipp: Clickertraining mit Pferd: Häufige Fehler und ihre Ursachen

Mit dem Clickertraining lernen Pferde freiwillig und motiviert auch schwierige Lektionen 

Mittlerweile kann ich mir für mich und meine Pferde das Training ohne positive Verstärkung nicht mehr vorstellen. Wenn ich Kurse und Unterricht gebe, arbeite ich die meiste Zeit klassisch, denn ich richte mich hier immer nach dem, was du bzw. meine Schülerinnen und Kursteilnehmerinnen mit deinem Pferd machst und wie dein Trainingskonzept aussieht. Anders als zu meinen Anfangszeiten nutze ich den Clicker aber nicht mehr (nur) für Tricks, stattdessen nutze ich das Clickertraining ständig und für alles. Und die Ergebnisse sind einfach großartig! Im intrinzeninspirierten Freispiel wächst Sleipi jedes Mal über sich hinaus. Er zeigt zunehmend etwas, dass im klassischen Pferdesport Trabverstärkung heißt, und er liebt es zu steigen – aber versammelt und mit schöner Hankenbeugung, sprich: Er zeigt mir Ansätze einer Levade. Und das macht er alles frei und ohne Zwang und Sporeneinsatz. 😉

Sleipi steigt im Freispiel mit dem Clicker und zeigt Ansätze einer Levade - absolut freiwillig und ohne Zwang
Hier siehst du Sleipi steigend mit Hankenbeugung und dem Ansatz einer Levade. Das Bild ist ein Screenshot aus einem Video. Sleipi schafft es noch nicht, dies länger zu halten – aber ich freue mich dennoch riesig und bin wahnsinnig stolz, dass er das so toll macht. Das wäre vor drei, vier Jahren noch absolut undenkbar gewesen!

Lesetipp: Intrinzeninspiriertes Pferdetraining: Wie sich meine Idee vom Pferdetraining verändert hat

Ehrlich gesagt kombiniere ich das Clickern sogar mit dem klassischen Training, zum Beispiel an der Longe (wobei ich selbstverständlich nicht das Ergebnis der negativen Verstärkung clicke, sondern vielmehr die selbst ausgeführten Bewegungen, bei denen ich sage: Toll!) Ein konkretes Beispiel: Wenn ich Sleipi klassisch an der Longe galoppieren möchte (klassisch heißt mit Peitsche, also negativ verstärkt), sieht es eher so aus: Er macht sich fest, wird schief und rennt eher im Trab los, als dass er angaloppiert. Nutze ich stattdessen die positive Verstärkung, bau ich selbst Energie auf, versammle mich und gebe ein Handzeichen, galoppiert er mit für seine Verhältnisse viel Aufrichtung.

Was uns bei all dem noch ein wenig fehlt, sind die „geordneten Strukturen“. Denn wenn man all diese Dinge ein wenig mehr lenkt, geht noch mehr – das habe ich neulich sehr eindrucksvoll bei einem intrinzeninspirierten Kurs mit Steinar Sigurbjornsson erleben können.

Auch Tierärztin und Pferdetrainerin Dr. Dana Rindermann zeigt dies eindrucksvoll in ihrem brandneuen Buch Mach mich stark! Mit dem Clicker bis zur Hohen Schule, in dem sie ihr Konzept Okapi-Training® vorstellt. Sie erklärt dir in ihrem Buch nicht nur die wichtigsten Grundlagen des Trainings mit positiver Verstärkung (was ist Clickertraining und wie funktioniert es, welches Equipment brauchst du und wie lernt dein Pferd höflich zu bleiben, obwohl es leckere Kekse gibt), sondern zeigt dir auch, wie du anspruchsvolle Lektionen wie Schulterherein und Travers, Piaffe, Schulhalt oder Levade ausschließlich mithilfe der positiven Verstärkung erarbeiten kannst. Besonders toll: Eins der im Buch abgebildeten Pferde, Fuchsi, wurde extra für dieses Buchprojekt ausgebildet und zeigt den Lernverlauf vom ersten Click bis zur Levade. So kannst du einzelne Trainingsschritte und Trainingserfolge noch besser nachvollziehen.

Mein persönliches Ziel für die nächsten Monate ist definitiv, das „wilde Training“ auch etwas mehr in geordnete Bahnen zu bringen. Denn ich fand es beim Lesen des Buches ziemlich spannend und inspirierend, wie effektiv es sein kann, das Clickertraining „ordentlicher“ einzusetzen, als ich es bisher mache. 😉

Ich habe mit Dana über ihren Weg zum Clickern, das Okapi-Training® und ihr wirklich empfehlenswertes Buch gesprochen.

Clickertraining sorgt für eine neue Verständigung zwischen Pferd und Mensch

Karolina: Warum bist du Clickertante? Was fasziniert dich an der Arbeit mit positiver Verstärkung?

Dr. Dana Rindermann: So als Clickertante, oder Clickeronkel 😉, kannst du dir beim Training praktisch jedes Ziel vornehmen, dir einen Plan machen und ganz autark mit deinem Pferd loslegen. Dein Pferd hat Mitspracherecht und mit der Zeit wirst du immer besser darin, zu lesen, was dein Pferd dir sagt. Das tut sich eine ganz neue Sprache auf. Das ist einfach nur fantastisch. 

Wie bist du zum Training mit positiver Verstärkung (Clickertraining) gekommen?

Nach vielen Jahren, in denen ich ‚konventionell‘ mittels Drucknachgeben sowie eher ziellos eingesetzter Belohnung trainierte, merkte ich, dass ich mir in der Zusammenarbeit mit dem Pferd eigentlich viel mehr Spaß für uns beide wünschte und wenig Freiwilligkeit dabei war. Mein Training war bis dahin auch eher uneffektiv. Dann hatte ich einen Schlüsselmoment: Meine alte Hündin Tonka trainierte ich mit dem Clicker dazu, ins Wohnzimmer zu rennen, eine Schublade zu öffnen, ein Handtuch herauszuholen und es mir ins Bad zu bringen. Ich staunte über unser Lerntempo: Alles an einem Tag. Ich begann, den Clicker mit in den Stall zu nehmen, mich weiterzubilden und das Clickern zunächst in das Reha-Training meiner Fahrpraxis zu integrieren. Inzwischen bin ich ein völliger Clicker-Junkie.

Höflichkeit ist das A und O bei der Arbeit mit Futterlob

Was ist dein Argument, wenn jemand sagt „Clickertraining ist nichts für mich und mein Pferd, weil es dann frech wird und nur fürs Futter mitmacht“?

Hat jemand Vorbehalte in Sachen „der macht das nur fürs Futter“, hilft ein Gespräch darüber, wie derjenige denn bisher sein Pferd zur Arbeit motiviert hat und darüber, welche Verstärker für Pferde angenehm sind und welche nicht. Die Sorge: ‚Mein Pferd wird dann frech, wenn ich mit Futter trainiere‘ finde ich nachvollziehbar; beim Training mit Futterbelohnung ist in aller Regel auch ein Höflichkeitstraining angeraten. Futterhöflichkeit ist zum Glück ganz leicht zu trainieren.

Okapi-Training mit Pferd anspruchsvolle Lektionen bis zur Hohen Schule mit dem Clicker erarbeiten

Okapi-Training®: anspruchsvolle Lektionen belohnungsbasiert erarbeiten

Wie ist dein Okapi-Trainings® -Konzept entstanden und wie lang hast du am Konzept gefeilt?

Ich mag Lehrmethoden, die so erklärt sind, dass man sie leicht versteht, und die machen, dass es einem in den Fingern juckt, es selbst zu versuchen. Und ich bin ein Fan von guten Schritt-für-Schritt-Tutorials. Wissenschaftlich belegte Inhalte sind absolute Pflicht, alles andere ist nur Meinung. Mir fiel auf, dass in vielen Methoden des Pferdetrainings suggeriert wird, man bräuchte für bestimmte Trainingsziele eine Art Naturbegabung, spezielles Equipment oder gar besondere Pferde, anstatt das WIE zu erläutern. Ich bekam Lust, zu zeigen, wie man sich auch anspruchsvolle Lektionen rein belohnungsbasiert erarbeiten kann. Für die Gesamt-Konzipierung des Okapi-Trainings® und die Fertigstellung des Buchs habe ich mir 2,5 Jahre Zeit genommen.

Die Übung Isometrischer Squat erinnert mich an die Intrinzen-Crunches (Core Posture), die Grundübung des Intrinzen-Konzepts. Worin besteht der Unterschied?

Die Versammlung im Stehen gibt es, unter verschiedenen Namen, schon seit Jahrhunderten, bereits Altmeister François Baucher trainierte sie vom Boden und unterm Reiter. Squat und Crunch sind im Endergebnis das Gleiche und ich mag die Arbeit von Intrinzen sehr gern. Für das Okapi-Training® habe ich jedoch neue Wege entwickelt, diese Lektion zu erlernen. Inzwischen bevorzuge ich die von Anfang an freistehende Version gegenüber der Variante, bei der die Wand zum Target wird. Ich zeige Möglichkeiten, die Bewegung mit einer Cordeo (weicher Halsring) oder mit der Hand zu erzeugen, und erläutere den festen Stand auf kleiner Fläche und die Genickbeugung. Außerdem gehe ich weiter und zeige Step-by-step, wie man den Schulhalt und die Levade aus dem Squat formt.

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Hier siehst du Merlin, der die Crunches grad erst lernt.

Tipp: In meinem Onlinekurs Rückenfitte Pferde zeige ich dir ebenfalls die Crunches, die für mich ein wahnsinnig wertvolles Trainingstool geworden sind und in meinem Text über Crunches mit Pferd erzähl ich dir noch mehr über diese Übung!

Mit dem Clicker kann jedes Pferd schwierige Lektion motiviert lernen

Dein Buch heißt „Mach mich stark! Mit dem Clicker bis zur hohen Schule“. Die wenigsten Freizeitreiter sind in der Lage, mit ihrem Freizeitpferd diese anspruchsvollen Lektionen zu reiten. Warum bist du der Meinung, dass der Clicker dabei helfen kann, Übungen wie die Piaffe, die Levade oder den Schulhalt auch mit einem ‚Wald- und Wiesenpony‘ zu erarbeiten?

Genau aus diesem Grund ist im Buch Fuchsi zu sehen. Sie ist genau ein solches ‚Wald- und Wiesenpony‘, eine überbaute Quarterstute mit einer Umsteiger-Geschichte, die zu Beginn noch nie geclickert hatte und die uns von der ersten bis zur letzten Seite begleitet. Ich war gerade mit der ersten Planung für das Buchmanuskript beschäftigt, als Fuchsi und ich unsere erste Clicker-Einheit bestritten (es ging um das Stupsen eines Hütchens). Fuchsi hat all diese anspruchsvollen Lektionen in 18 Monaten gelernt, und soll jeden ermutigen, der mit seinem ‚ganz normalen Pferd‘ ins Clickern einsteigt und von diesen Übungen träumt. Gerade mit dem Clicker lernt das Pferd die Einzelteile, aus denen diese Lektionen bestehen, schnell und mit Spaß. Rasse, Stockmaß, Zuchtlinie, und auch Körperproportion sind hierfür zweitrangig, Hauptsache, das Pferd ist gesund. Man trainiert die Übungen entspannt vom Boden aus, bringt sie auf Signal und nimmt sie, bei Bedarf, mit in den Sattel.

Und gilt dies auch für Islandpferde, von denen immer mal wieder behauptet wird, sie könnten nicht mal ein Schulterherein und Seitengänge seien nichts für sie?

Ja, natürlich gilt es auch für Isländer. Wir haben ja auch welche im Buch dabei. 

Sind die Übungen deines Okapi-Training®-Konzepts für alle Pferde geeignet oder gibt es Einschränkungen und Kontraindikationen?

Sie sind für alle gesunden Pferde geeignet. Natürlich trainiert jeder Pferdebesitzer immer eigenverantwortlich. Übungen wie die Höflichkeit, Genickbeugen, Apportieren, den Beginn vom Squat etc. können sogar Pferde machen, die gerade nur Schritt gehen dürfen. Das Kompliment und das Knien sollten Pferde mit Arthrosen meiner Ansicht nach aussparen. Wer sich unsicher ist, ob sein Pferd eine bestimmte Übung trainieren darf, der frage seinen Tierarzt um Rat. Insgesamt bietet das Okapi-Training® 18 Übungen, da ist für jeden was dabei.

Vielen Dank Dana, dass du dir die Zeit für mich genommen hast.

Mehr über Dana und ihre Arbeit erfährst du auf ihrer Webseite und auf ihrem Instagramaccount. Außerdem habe ich in dieser Podcastfolge mit Dana noch einmal über ihr Training gesprochen:

Das Buch Mach mich stark! Mit dem Clicker bis zur Hohen Schule ist im Cadmos Verlag erschienen und du kannst es hier kaufen.

Wenn du das Clickertraining lernen möchtest, empfehle ich dir den Onlinekurs How to Clicker, den du hier bei der Pferdeflüsterei findest und den ich wirklich gut find!

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