Sensomotoriktraining für Pferde

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Sensomotoriktraining für Pferde: Was dahinter steckt und wie dein Pferd davon profitieren kann

Denkst du dir grad „Sensomotoriktraining für Pferde oder Sensomotorisches Pferdetraining – was um Himmelswillen ist das?“ 🤷‍♀️ Das kann ich verstehen. Aber am Ende steckt hinter dem komplizierten Begriff nichts anderes als ein Pferdetraining mit allen Sinnen, ein Training, das sich in den vergangenen Jahren zu meinem Schwerpunktthema entwickelt hat. Und deswegen verrate ich dir hier, was Sensomotoriktraining für Pferde bedeutet, welche Ziele es verfolgt und wie du es in deinen Trainingskontext einbinden kannst.

Tipp: Wenn du nicht lesen möchtest, kannst du dir den Text hier anhören:

Was bedeutet Sensomotoriktraining?

Bevor wir tiefer in das Thema Sensomotoriktraining einsteigen und uns anschauen, wie du dein Pferd entsprechend trainieren kannst, möchte ich kurz erklären, was Sensomotoriktraining oder Sensomotorisches Training eigentlich ist.

Sensomotorik setzt sich zusammen aus den Begriffen Sensorik und Motorik.

  • Motorik beschreibt die Körperbewegung, das heißt die Ansteuerung der Muskeln und die folgende Muskelanspannung.
  • Sensorik beschreibt die Informationsaufnahme und Weiterleitung an das Zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark).

Sensomotorik ist somit das Zusammenspiel der Sinnesorgane und der Muskeln.

Sensomotorisches Training kommt aus dem Humanbereich und bedeutet am Ende nichts anderes als ein Training, das die Koordination zwischen unterschiedlichen Muskeln bzw. innerhalb eines einzelnen Muskels und damit die Stabilität und die Bewegungsabläufe verbessert.

Koordination ist die Basis der Bewegungsleistung. Es geht um die Fähigkeit des Körpers, jede beliebige Situation motorisch zu regulieren und zu beherrschen. Grundlage hierfür ist das Zusammenspiel von Gehirn, Nervensystem und Muskeln.

Tipp: Über 👉 Koordinationstraining für Pferde habe ich hier schon einiges geschrieben. Ausführliche Infos bekommst du auch in meinem Onlinekurs Sensomotorisches Pferdetraining.

Ziel des Sensomotorischen Trainings

Sensomotorisches Training ist ein neurozentriertes Training. Man schaut also nicht nur, welche Übung die Muskeln am besten stärken, sondern man bezieht die Sinnessysteme und das Gehirn mit ein und das große Ziel ist, das Zusammenspiel von Gehirn, Nervensystem und Muskeln zu verbessern. Dies betrifft vor allem die Geschwindigkeit von Reizaufnahme, Reizverarbeitung und muskulärer Reaktion.

Gleichzeitig (bzw. damit verbunden) soll sich das Körpergefühl deines Pferdes verbessern und es soll mehr Balance, Stabilität, Trittsicherheit und Bewegungskompetenz erhalten.

Zu den konkreten Trainingszielen gehören unter anderem:

  • die Rumpfstabilität verbessern (je stabiler der Rumpf, desto besser sind Stabilität und Koordination)
  • die Koordination des gesamten Körpers oder einzelner Körperteile verbessern
  • die Gelenkstabilität erhöhen (intermuskuläre Koordination)
  • Balance- und Gleichgewicht verbessern (im Sinne der statischen und dynamischen posturalen Kontrolle – intersegmentelle, intermuskuläre Koordination)
  • Training der Tiefenmuskulatur
  • die sportliche Leistungsfähigkeit (Muskelkraft) verbessern (intramuskuläre Koordination)
  • die Verbesserung des Körpergefühls
Sensomotorisches Training für Pferde Vorteil und Nutzen
Sensomotorisches Training für Pferde Vorteil und Nutzen

Das 3-Phasen-Modell

Ich habe auf Grundlage dieser verschiedenen Ziele ein 3-Phasen-Modell entwickelt. Phase 1 umfasst die Aktivierung, Phase 2 die statische Stabilität und Phase 3 die dynamische und reaktive Stabilität. Über diese 3 Phasen schreibe ich ausführlich in meinem Buch „Sensomotorisches Pferdetraining“, das am 20. März 2024 bei Cadmos erscheint.

Warum ist Sensomotoriktraining für Pferde sinnvoll?

Wenn du dir die Trainingsziele anschaust, wird dir sicherlich schnell klar sein, warum diese Form des Trainings als Ergänzung zu deinem klassischen Pferdetraining so sinnvoll ist.

Verbesserte Gelenkstabilität

Eine verbesserte Gelenkstabilität ist wichtig nach Verletzungen deines Pferdes und im Sinne der Prävention. Nicht zuletzt ist Sensomotoriktraining damit auch eine effektive Verletzungsprophylaxe. Im Humanbereich haben Untersuchungen beispielsweise gezeigt, dass die Häufigkeit von Verletzungen und die daraus resultierenden körperlichen Schädigungen deutlich reduziert werden können – beispielsweise beim Umknicken mit dem Fuß. Mithilfe von Sensomotoriktraining kann sich nämlich die Gelenkstabilität verbessern, weil sich die inter- und intramuskuläre Koordination verbessert und das Gelenk schneller stabilisiert wird und weniger stark umknickt.

Für dein Pferd bedeutet dies, dass es prompter auf vermeintlich gefährliche Situationen reagieren kann, weil die Verarbeitung der wahrgenommenen Reize und die erforderliche Reaktion der Muskeln (Bewegung) schneller erfolgen. Das betrifft den gefrorenen Boden ebenso wie Löcher auf der Wiese oder steile Pfade im Wald.

Balance, Bewegungsqualität, Körpergefühl

Eine gute Balance hilft deinem Pferd dabei, dich gesund zu tragen. Eine Steigerung der Leistungsfähigkeit und eine Verbesserung der Koordination bringt eine bessere Bewegungsqualität mit sich. Und je besser ein Pferd sich seinem Körper bewusst ist, desto besser und sicherer kann es ihn einsetzen.

Training der Tiefenmuskulatur

Hinzu kommt das Training der Tiefenmuskulatur. Die Tiefenmuskulatur ist die tiefste Muskelschicht und zuständig für Halt und Stabilität. Die Muskeln reagieren unbewusst über Reflexe, es ist eine reaktive Muskulatur. Sie arbeiten beispielsweise sehr toll beim 👉 Training mit instabilen Untergründen und Balance Pads. Diese Muskeln sind wichtig, damit dein Pferd dein Gewicht auf seinem Rücken tragen kann, ohne Schaden zu nehmen.

Sensomotorische Defizite und ein schlechtes Körpergefühl

Die sensomotorischen Fähigkeiten sind nicht immer optimal ausgebildet. Neben Verletzungen ist ein Hauptgrund der Bewegungsmangel. Dies ist bei Pferden ebenso wie bei uns Menschen. Pferde, die in Boxen leben, auf planen Paddocks ohne Bewegungsanreize leben und immer nur in der Halle oder auf dem Platz geritten werden, haben oft Probleme, wenn es im Wald über Stock und Stein geht. Sie stolpern über jede Wurzel, können bergab den Takt nicht halten oder reagieren aus Überforderung mit Flucht – der typischen Reaktion des Fluchttiers Pferd auf vermeintlich gefährliche Situationen. Andere Pferde laufen gern gegen etwas gegen, können ihre Hufe nicht adäquat über Stangen heben oder kippen beim Hufeauskratzen jedes Mal fast um.

Onlinekurs Sensomotorisches Pferdetraining

Sensomotorisches Training bedeutet, dass du auch die Sinnessysteme und das Gehirn in dein Training einbeziehst, um das Zusammenspiel von Gehirn, Nervensystem und Muskeln zu verbessern. Dies sorgt am Ende für eine bessere Koordination zwischen unterschiedlichen Muskeln bzw. innerhalb eines einzelnen Muskels, für ein besseres Körpergefühl des Pferdes, für mehr Stabilität und für verbesserte Bewegungsabläufe.

Sensomotorisches Training und Propriozeptives Pferdetraining

Eine große Rolle beim sensomotorischen Training spielen die Propriozeptoren. Hierbei handelt es sich um sensorische Nervenzellen, die Reize (also Informationen) aus dem inneren des Körpers wahrnehmen. Solche Reize sind zum Beispiel die Muskellänge und der Muskeltonus.

Propriozeption ist ein Teilaspekt der Sensomotorik. Sensomotorisches Training wird häufig gleichgesetzt mit propriozeptivem Training. Im englischen Sprachgebrauch wird von Balancetraining gesprochen. Aber auch wenn Propriozeption ein Teilaspekt der Sensomotorik und Propriozeptives Training ist immer auch Bestandteil von Sensomotoriktraining ist, ist Propriozeptives Training allein noch lange kein Sensomotorisches Training. Das propriozeptive Sinnessystem stellt vor allem die Gelenkstabilität sicher. Sensorisch heißt, dass auch andere Sinne und somit taktile, vestibuläre und visuelle Komponenten eine Rolle spielen.

Sensomotoriktraining: Einblick in meine Arbeit mit den Pferden

Das Wort Sensomotoriktraining oder auch Sensomotorisches Training mag vielleicht kompliziert und abstrakt klingen. Mein Konzept des Pferdetrainings ist dabei aber vermeintlich einfach: Es findet in der Regel im Schritt vom Boden aus statt und umfasst Übungen, die im Grunde mit wirklich jedem Pferd an nahezu jedem Ort durchgeführt werden können.

Ich nutze dafür unter anderem:

  • instabile Untergründe (Matten, Balance Pads)
  • Wippen
  • Körperbänder
  • Verschiedene taktile Reize
  • Podeste
  • Koordinationsübungen
  • Isometrische Übungen
  • Positiv verstärktes Freispiel (intrinzeninspiriert) (dies nutze ich nur, wenn die Pferdebesitzer es explizit wünschen, bei meinen eigenen Pferden wende ich es aber sehr, sehr viel an)
  • Stangen
  • Geländetraining (Waldspaziergang, unterschiedliche Untergründe (Wechsel von Sand- auf Schotter-, Wald und Grasweg), Übersteigen von Hindernissen, Hügel rauf und runter usw.

Onlinekurs

Pferdetraining mit instabilen Untergründen

Welche Wirkung haben instabile Untergründe wie Balance Pads, Turnmatten, Fallschutzmatten und Co? Wie und warum lassen sich damit Balanceprobleme, Taktschwierigkeiten und eine fehlende Hinterhandaktivität verbessern? Um diese Fragen geht es in diesem Onlinekurs!

Cover Pferdetraining mit instabilen Untergründen

Praxisbeispiele

Regelmäßig erlebe ich, dass Pferde, die sehr vorhandlastig sind und ihre Hinterhand nur wenig unter den Schwerpunkt setzen. Bei einigen Pferden sind „nur“ Symptome zu erkennen wie vermehrte Belastung der Vorhand, Schiefe, kein schwingender und aufgewölbter Rücken. Bei anderen ist bereits eine richtige Stolperproblematik entstanden.

Ein vorhandlastiges Pferd ist nicht in Balance, denn es hat zu viel Gewicht im vorderen Bereich seines Körpers. Hier kann das Training mit instabilen Untergründen, Stangen Wippen und ein Spiel mit der Unterstützungsfläche helfen, die Balancefähigkeit zu verbessern und dem Pferd die Kompetenz geben, seinen Schwerpunkt zu verlagern um in Balance zu bleiben.

Regelmäßig sehe ich am Ende von nur einer Trainingseinheit einen tollen Erfolg. Das Bewegungsmuster hat sich verändert, das Becken kippt ab und das Pferd tritt mehr unter den Schwerpunkt. Der Rücken kommt höher und zeigt mehr Bewegung und der Schwerpunkt verlagert sich weiter nach hinten.

Bleiben die Pferdebesitzer am Ball, sind nach nur 2,3 Wochen oft wirklich tolle Veränderungen zu sehen.

Hier erzähle ich dir etwas über den Zusammenhang von Sensotraining und Übergängen:

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Du möchtest mehr über Sensomotorisches Pferdetraining erfahren und es selbst ausprobieren?

Auf meinem Blog findest du zahlreiche Beiträge mit Trainingsinspirationen und Ideen. In meinem Onlinekurs Rückenfitte Pferde dreht sich ein ganzes Modul um die Themen Koordination, Motorik und Propriozeption und ganz ausführlich und detailliert gehe ich auf das Thema in meinem Onlinekurs Sensomotorisches Pferdetraining ein.

Onlinekurs Sensomotorisches Pferdetraining

Sensomotorisches Training bedeutet, dass du auch die Sinnessysteme und das Gehirn in dein Training einbeziehst, um das Zusammenspiel von Gehirn, Nervensystem und Muskeln zu verbessern. Dies sorgt am Ende für eine bessere Koordination zwischen unterschiedlichen Muskeln bzw. innerhalb eines einzelnen Muskels, für ein besseres Körpergefühl des Pferdes, für mehr Stabilität und für verbesserte Bewegungsabläufe.

Selbstverständlich unterstütze ich dich auch vor Ort mit Trainingseinheiten und Kursen. Schreib mir bei Interesse gern eine E-Mail!

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Über meine Art des sensomotorischen Trainings habe ich ein Buch geschrieben, das im März 2024 bei Cadmos erscheint!

 

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Es heißt  Sensomotorisches Pferdetraining: Mit Leichtigkeit und Freude zu einem besseren Körpergefühl und ist im Cadmos Verlag erschienen!