Islandpferde barhuf Erfahrung

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Islandpferde barhuf reiten – ein Erfahrungsbericht

Immer wieder taucht die Frage auf, ob man Islandpferde barhuf reiten kann. Weil mein Isländer schon seit vielen Jahren barhuf läuft, möchte ich das Thema aufgreifen. Und weil eine Erfahrung allein nicht viel aussagt, habe ich mich bei anderen Islandpferdereitern umgehört und meinen Beitrag um ihre Erfahrungen ergänzt.

Gleich vorweg: Ich bin keine Hufspezialistin und ich habe keine Ausbildung als Hufpflegerin oder Huforthopädin gemacht. Ich bearbeite die Hufe meiner beiden Pferde allerdings zwischendrin selbst. Deswegen ist dies ein persönlicher Erfahrungsbericht.

Mein Pferd war nicht immer barhuf. Als ich mit der Ausbildung meines damals noch jungen Pferdes begonnen habe, war jedes Pferd auf dem Hof beschlagen. Es hieß, dass man ohne Eisen nicht reiten könne. Dazu seien weder der Paddockboden, noch die Ovalbahn, noch das Gelände geeignet.

Darauf habe ich gehört und meinen jungen Isländer ebenfalls beschlagen lassen.

Dabei war mir aber klar: Im Winter kommen die Eisen runter. Zum einen sollten sich die Hufe den Winter über erholen können. Zum andere sollte mein Jungspund den Winter über Pause bekommen. Außerdem wollte ich keine Eisen mit Stiften drunter haben, weil er bis heute ein kleiner Kasper ist und wahnsinnig gerne spielt. Da ist das Verletzungsrisiko einfach zur groß. Ohne Stifte – oder Stollen – rutschen die Pferde aber, wenn der Boden vereist ist.

So habe ich es drei Sommer lang gemacht. Dann bin ich umgezogen. Eine meiner ersten Fragen bei der Stallsuche war: Wie ist die Bodenbeschaffenheit?  Und schnell war für mich klar: Nach dem Umzug kommen die Eisen ab.

Die Bedeutung des Hufes für den Pferdekörper

Welche Bedeutung die Hufe für den Körper des Pferdes haben, habe ich lange Zeit nicht gewusst. Bis ich anfing, mich intensiv mit dem Thema Huf und Barhufreiten auseinanderzusetzen. Und ich muss sagen: Der Hufmechanismus ist absolut faszinierend und wird viel zu wenig beachtet.

Barhuf war für mich einfach die natürlichste Art und Weise, sein Pferd laufen zu lassen und deswegen immer dem Beschlag vorzuziehen.

Hufmechanismus: Wichtige Blutpumpe

Heute weiß ich: Der Huf unterstützt als Pumpmechanismus das Herz und übernimmt im gesunden Zustand bis zu 60 Prozent der Blutzirkulation. Das Blut fließt runter in das Strahlpolster, welches durch das Gewicht des Pferdes beim Auftreten  zusammengedrückt wird. Dadurch wird das Blut wieder rausgepresst und zirkuliert. Dieser Pumpmechanismus des Hufes ist wichtig, damit das Herz gesund arbeiten und alle lebenswichtigen Organe ausreichend versorgen kann.

Dies zeigen übrigens thermografische Untersuchungen auf denen zu sehen ist, dass ein unbeschlagener Huf eine höhere Temperatur und damit eine bessere Durchblutung aufweist.

Der Huf als wichtiges Tastorgan

Auch als Tastorgan nimmt der Huf eine wichtige Rolle ein. Er registriert zum Beispiel die Bodenbeschaffenheit und mögliche Unebenheiten. Die Informationen werden vom Gehirn verarbeitet.

Neben einer Anpassung der Körperbewegung spielen diese Informationen auch eine wichtige Rolle für das Hufwachstum: Ist der Boden beispielsweise matschig und weich, funktioniert der Pumpmechanismus nur bedingt und der Huf bekommt keinen Befehl zur Bildung harten Horns. Ist der Boden dagegen sehr hart und funktioniert der Hufmechanismus besser, wird auch der Huf zur Produktion von hartem und widerstandfähigem Horn angeregt.

Kann der Huf nicht adäquat arbeiten, kann es neben Huferkrankungen wie zum Beispiel Strahlfäule auch zu Bewegungsproblemen – beispielsweise Stolpern – kommen. Darüber berichte ich in 👉 Warum stolpert mein Pferd? 6 Gründe, die das Stolpern begünstigen können.

Einen ausführlichen Bericht über den Huf als Tastorgan liest du hier – oder du lässt ihn dir vorlesen. 🙂

Der Huf als Entgiftungsorgan

Darüber hinaus übernimmt der Huf die Funktion eines Stoffwechselorgans und unterstützt den Körper dabei, Abfallstoffe und Proteine auszuscheiden. Fällt der Huf weg, müssen Herz, Niere und Haut diese Zusatzarbeit übernehmen.

Außerdem ist der Huf nicht hart und starr – auch wenn man das denkt. Bei jedem Auftreten dehnt sich die Hufkapsel und fängt rund 80 Prozent der Aufprallenergie ab. 

Ein tolles Interview, in dem die Funktion des Hufes erklärt wird, findest du auf der Seite Pferdehilfe Pro Equine.

Auch Islandpferde können problemlos eisenlos und mit Hufschuhen geritten werden

Barhuf-Umstellung: Rücksichtnahme ist das A & O

Die eigentliche Umstellung war bei uns total unkompliziert, weil Sleipi ja immer schon eisenlose Monate hatte und die meiste Zeit seines noch jungen Lebens unbeschlagen war. Bei ihm ist nichts rausgebrochen und er lief auch nicht wirklich fühlig.

Wenn dein Pferd aber jahrelang Eisen hatte, kann die Umstellung möglicherweise etwas schwieriger sein, weil das Hufhorn nicht mehr so tragfähig ist. Außerdem können die Nagellöcher die Tragwand beschädigen und dazu führen, dass die Hufwände abbrechen.

Viele Pferde gehen nach der Abnahme der Eisen zunächst fühlig. Das ist ganz normal, schließlich spürt das Pferd erstmals wieder den Boden unter seinen Füßen und da kann es sein, dass es Steine als zunächst unangenehm empfindet. Deswegen sollte das Reiten – vor allem auf hartem Ovalbahnbelag oder im steinigen Gelände – dem Pferd zuliebe eingeschränkt werden.

Außerdem kann es hilfreich sein, Schutz in Form von Hufschuhen zu bieten. Viele Pferdebesitzer denken dann sofort, dass ihre Pferde nicht zum Barhuflaufen geeignet sind und lassen nicht selten nach kürzester Zeit wieder Eisen drunter nageln. Dabei vergessen sie, dass die Umstellung von Eisen auf barhuf nicht innerhalb von drei Wochen erledigt ist.

In der Regel geht man davon aus, dass es sechs bis zwölf Monate dauert, bis ein ehemaliges Eisenpferd ein Barhufpferd wird. So lange dauert es nämlich, bis der Huf vom Kronrand bis zum Tragrand komplett nachgewachsen ist. Die tatsächliche Dauer hängt dabei vom Gesundheitszustand und dem Stoffwechsel des Pferdes ab.

Ich habe die Eisen Ende Oktober abnehmen lassen. Zum Winter hin, wenn es früh dunkel ist und man eh weniger reitet – ist die Umstellung nicht so schwer. Ich bin in der Anfangszeit viel Spazierengegangen, habe Bodenarbeit gemacht, bin überwiegend auf weichem Boden geritten und habe Wege mit vielen Steinchen gemieden.

Fühlig war Sleipi die ganze Zeit nicht wirklich. Bis heute geht er manchmal etwas vorsichtig, wenn wir auf Wegen mit vielen Steinen unterwegs sind. Trotzdem habe ich ihm für seine Vorderhufe ein Paar Hufschuhe gekauft. Dies habe ich eher vorsorglich getan, denn ehrlich gesagt habe ich sie seitdem – die Umstellung ist jetzt drei Jahre her – nur selten angezogen. Aber ich würde es jederzeit wieder so machen.

Update März 2020: Wir sind noch einmal umgezogen und hier sind mehr Schotterwege. Deswegen haben wir mittlerweile vier Hufschuhe, die ich aber nicht jedes Mal anziehe.

Schutz durch Hufschuhe

Hufschuhe scheinen irgendwie einen schlechten Ruf zu haben. So kommt es mir zumindest oft vor. Man verliert sie, man bekommt sie nicht angezogen und sie verändern das Gangbild. Meine Hufschuhe wurden meinem Pferd entsprechend angepasst und wir haben sie nie verloren. Vor dem Kauf haben wir verschiedene Modelle ausprobiert und uns am Ende für den Easyboot Epic* entschieden, weil diese einfach am besten saßen.

Wenn du dir Hufschuhe kaufen möchtest, dann solltest du dir unbedingt einen Hufschuhexperten suchen, der sich auf das Anpassen von Hufschuhen spezialisiert hat. Denn nicht jeder Schuh passt jedem Huf. Und falls die Standardvarianten nicht passen, kann ein Hufschuhprofi immer noch ein wenig optimieren, beispielsweise mithilfe von speziellen Einlagen.

Das Anziehen ist für Hufschuh-Newbies in der Tat ein wenig schwierig – zumindest ich empfand es mit meinen Easy Boots Epic so. Doch das ist von Modell zu Modell unterschiedlich. Und nach einigen Malen An- und Ausziehen hat man das Handling auch drauf und es geht ratzfatz.

Wenn dein Pferd nach der Umstellung auf barhuf beim Reiten fühlig laufen sollte, dann würde ich an deiner Stelle unbedingt Hufschuhe kaufen. Ich weiß, dass das erst mal eine recht hohe Investition ist – vor allem, wenn du gleich vier Hufschuhe auf einmal kaufst. Aber mal ehrlich, wenn du ausrechnest, was du für ein Jahr Beschlag bezahlst und dir dann überlegst, dass du die Hufschuhe mehr als ein Jahr lang nutzen kannst, lohnt sich die Investition auf jeden Fall.

Plus: Du kannst Hufschuhe auch super gebraucht kaufen. Ich habe meine ersten Hufschuhe noch immer und die anderen waren gebraucht.

Verändern Hufschuhe das Gangbild?

Die Frage, welchen Einfluss die Hufschuhe auf das Gangbild haben, beschäftigt viele Islandpferdereiter.

Durch das zusätzliche Gewicht, das die Schuhe mit sich bringen, passiert es leicht, dass Isländer ihr Gangbild verändern und zum Beispiel passigen (oder trabigen) Tölt laufen. Auch ich hatte diese Bedenken.

Mein Sleipi ein sehr, sehr trabiger Isländer, dem das Tölten eher schwer fällt. Wenn er töltet, dann ist er dabei aber trabig als passig. Deswegen müsste er, wenn man an Gewichte denkt, hinten Gewichte draufbekommen.

Weil ich zwei Hufschuhe für vorne gekauft habe, war ich anfangs also ein wenig skeptisch. Aber meine Skepsis war unbegründet: Während der ersten paar Schritte mit den neuen, ungewohnten Schuhen hat das Pony zwar seine Beine gehoben als sei es ein Storch, doch schon nach fünf Minuten war kein Unterschied mehr zu spüren.

Die Hufschuhe haben bei uns das Gangbild also keineswegs verändert. Wenn du denkst - oder weißt -, dass dein Pferd Probleme haben könnte, wenn es nur zwei Hufschuhe trägt, dann würde ich an deiner Stelle einfach vier Schuhe kaufen.

Idealerweise trägt dein Pferd seine Hufschuhe nicht dauerhaft, sondern vor allem am Anfang, wenn du längere Ritte machst oder auf steinigem, schirmgelndem Boden (Ovalbahn) unterwegs bist. Denn der Huf braucht harten Boden, damit er sich abnutzen und wieder neu aufbauen kann.

Gibt es mehr Abrieb, weiß der Körper „aha, ich brauche härteres Hufhorn“. Auf diese Weise werden die Hufe mit der Zeit immer besser und immer härter.

Umgekehrt gilt: Sind die Hufe immer nur auf weichem Boden oder mit Hufschuhen unterwegs, sind sie weich und nutzen sich schneller ab.

Hier musst du einfach die Hufe im Blick haben. Wenn du dich nun fragst, warum du dir die Mühe mit den Hufschuhen machen sollst, wenn es doch viel einfacher wäre, die Hufe mit Eisen zu schützen, kann ich nur sagen: Die meiste Zeit, nämlich wenn dein Pferd auf der Weide und im Paddock steht, wird es den zusätzlichen Schutz nicht brauchen. Deswegen würde mir der funktionierende Hufmechanismus wichtiger sein, als den bisschen weniger Aufwand, den mir die Eisen im Vergleich zu Hufschuhen bieten.

Solltest du übrigens bemerken, dass dein Pferd auch auf weichem Boden, beispielsweise auf der Wiese, fühlig läuft, solltest du unbedingt einen Tierarzt auf den Huf schauen lassen um auszuschließen, dass es womöglich eine Lederhautenzündung oder eine andere Erkrankung hat. Manchmal gibt es auch Umstände, die es nicht ermöglichen, ein Pferd unbeschlagen zu lassen. Dazu später noch mehr.

Kann ein Islandpferd ohne Eisen überhaupt tölten?

Bei der Frage Eisen ja oder nein hat für mich immer nur die Bodenbeschaffenheit eine Rolle gespielt. Die Frage, ob ich mein Pferd ohne Eisen überhaupt tölten kann, die sehr viele Islandpferdereiter beschäftigt, hat sich mir nie gestellt. Und ehrlich gesagt erschließt sich mir bis heute nicht warum man denkt, dass es nicht geht. Schließlich tölten Fohlen und Jungpferde ja auch, ehe sie geritten werden.

Warum sich das Gerücht, dass Islandpferde ohne Eisen nicht tölten können, so hartnäckig hält, weiß ich leider nicht. Auf Island liefen die Pferde schließlich auch jahrhundertelang ohne Eisen, wie Icelandic Review schreibt.

Und auch wenn ich jetzt Kritik ernte: Ich bin der Meinung, dass man den Tölt nicht durch Gewichtsmanipulation hervorbringen sollte. Wenn jemand sagt, er könne sein Pferd nur tölten, wenn es mit unterschiedlich schweren Eisen beschlagen ist, dann schlägt derjenige in meinen Augen einen falschen Weg ein. Hier würde ich eher an der Gymnastizierung, dem Geraderichten, der Stärkung der Hinterhand und dem Muskelaufbau arbeiten und meinem Pferd die Zeit geben, die es braucht, anstatt es mit Zusatzgewicht in den Tölt zu zwingen.

Abgesehen davon denke ich, dass sich ein Pferd an den dauerhaft vorhandenen, unterschiedlich schweren Beschlag gewöhnt und der Effekt schnell verpufft. Wenn also mit Gewichten gearbeitet werden soll, dann macht es sicherlich mehr Sinn, diese nur für einzelne Trainingssequenzen zu nutzen.

Weitere Barhuf-Erfahrungen

Das war meine Meinung zum Thema barhuf.

Natürlich kann man nicht pauschal sagen, dass jedes REITpferd ohne Eisen laufen kann. Aber ich denke, dass es doch bestimmt 70-80 Prozent der Freizeitpferde könnten – vorausgesetzt, dass die Grundbedingungen stimmen und dein Pferd ist gesundheitlich in der Lage - ist beispielsweise die Hufsohle zu dünn, wird dein Pferd sicherlich Probleme haben und Schutz brauchen.

Und bei Sportpferden, deren Hufe anders belastet werden, könnte es vielleicht auch schwierig sein. Hier hab ich leider keine Erfahrungswerte, da mein Isi ein reines Freizeitpferd ist. Er wird etwa fünf bis sechs Mal die Woche bewegt - im Gelände und auf dem (Sand-)Platz und damit kommen seine Hufe super zurecht. Janin kann ihr Herzenspony Faxi zum Beispiel nicht barhuf laufen lassen, weil bei ihr die Grundbedingungen passen. Sie sagt:

„Wir sind leider nicht (mehr) barhuf unterwegs. Abgenommen habe ich die Eisen, weil ich keine Turnierambitionen habe und ich es ohne versuchen wollte – wenn keine drauf müssen und er ohne gut klarkommt, warum dann noch beschlagen? Leider hat Faxi vorne eine Fehlstellung, er hat aus dem Bein kommende „Entenfüße“, sodass er sich die Hufe ohne Eisen total schief abläuft. Deswegen habe ich ihn vorne wieder beschlagen müssen. Mittlerweile haben wir aber auch hinten wieder Eisen, weil wir einen Lava-Paddockboden haben, der wirklich extrem schmirgelt und Faxi sonst zu kurz und fühlig wird.“

Bessere Erfahrungen haben Tina und Christina Wollseifen gemacht. Tina hat ihrem Islandpferd Nasi vor einigen Monaten die Eisen abnehmen lassen. Sie sagt:

„Zum Barhuf bin ich bei meinem jetzigen Pferd durch „Zufall” gekommen. Ich wollte etwas gegen die immer schlechter werdenden Hufe machen. Außerdem hatte Nasi oft mit Strahlfäule zu kämpfen. Ich habe mich dann für Duplos entschieden. Die Strahlfäule ging weg, allerdings wurden die Hufe immer brüchiger und flacher. Nachdem die Duplos nicht mehr hielten und jede Menge Horn weggebrochen war, habe ich mich im April 2016 entschieden, den Hufen ohne Eisen Zeit zu geben um – zunächst hinten, dann auch vorne - wieder richtig zu wachsen. Ich probierte im Stall Hufschuhe aus, die gut passten. Seitdem sind wir mit Hufschuhen über Stock und Stein unterwegs. Das Gangbild hat sich nicht verändert und wir haben die Hufschuhe noch nie verloren. Die anfängliche Fühligkeit wird immer weniger und die Hufe wachsen super und vor allem in der richtigen (natürlichen) Form nach! Es ist noch ein langer Weg, bis der „Entenschnabel“ weggewachsen ist, solange ist regelmäßiges Feilen notwendig. Aber dafür wird das Ergebnis letztendlich super werden :) Ich bin froh, diese Entscheidung getroffen zu haben!“

Christina erzählt:

„Der richtige Beschlag und mein Pony – zwei Dinge, die sich voneinander abgestoßen haben wie zwei gleich gepolte Magnete. Nach jedem Beschlagstermin sahen ihre Hufe aus wie die der anderen bearbeiteten Pferde aber nicht selten führten neue Eisen zu klemmigem oder verhaltenem Laufen. Der negative Höhepunkt war die Umstellung vom Sommer- auf den Winterbeschlag, auf den direkt eine Lahmheitsuntersuchung des Tierarztes erfolgte. Heute weiß ich, dass die damalige Problematik daher rührte, dass die Hufe durch die längeren Stifte im Winter nicht drehen können. Wie bei Fussballschuhen blockieren Stollen oder Stifte die Seitwärtsdrehung des Hufes, was zu unangenehmen Dehnungsschmerzen der Bänder und Sehnen führen kann.

Längere Zeit beschäftigte ich mich mit dem Gedanken, von Hufeisen auf barhuf umzustellen. Nicht ohne ein Abwägen von Für und Wider. Gelingt die Umstellung? Was ist, wenn sie sich die Hufe zu stark ablaufen? Wird sie im Winter auf gefrorenem Boden rutschen? Und wie lange wird es dauern, bis sie wieder trainiert werden kann? Alle Gedanken und Sorgen sind im Nachhinein unbegründet.

Die Eisen wurden im November entfernt. Zu dieser Zeit war der Boden eher weich, sodass sich der natürliche Abrieb in Grenzen hielt. Eine Woche nach der Eisenabnahme erfolgte ein erstes Bearbeiten der Hufe, weitere zwei Wochen später der nächste Termin. Durch die Termine in kürzeren Abständen konnte meine Hufpflegerin die Entwicklung der Hufe genauestens beobachten und sie unterstützend bearbeiten.

Sehr bezeichnend hüpfte mein Pony, nachdem es seine Eisen los war, buckelnd und fröhlich über die Weide. Vielleicht ahnte sie auch, dass sie nun erst mal eine Trainingspause bekommen würde. Der ganze Körper sollte sich zunächst ohne Belastung an die neue Situation gewöhnen. Bereits in der fünften Woche ohne Eisen konnten wir langsam und auf dem weichen Boden des Reitplatzes wieder mit dem Training beginnen. Ihre Hufe entwickelten sich gut und die leichte Bewegung bereitete keine Probleme.

Rückblickend ist barhuf die beste Entscheidung, die ich treffen konnte! Mein Pony läuft im Gelände deutlich sicherer, da sie nun den Untergrund ertasten kann. Auf sehr grobem Schotter zeigt sie sich fühlig. An diesen Stellen lasse ich sie selber ihren Weg suchen oder steige ab. Da wir aber sehr viele schöne Sandwege rund um den Hof haben, waren Hufschuhe bisher nicht notwendig. Das klemmige und unsichere Gangbild ist verschwunden. Und auch ohne Eisen sind wir im Viertakt geblieben.“

Auf dem Blog von Christina findest du übrigens ein interessantes Interview zur Barhuf-Umstellung. Und wenn du noch mehr zum Thema Huf erfahren möchtest, solltest du unbedingt noch einen Blick auf die informative Webseite meiner ehemaligen Hufpflegerin Marina Schrader Healthy Hoof Care werfen. Sie hat mir den Tipp gegeben, die Veränderung der Hufe während der Umstellung auf Fotos festzuhalten. Auch hierzu findest du Infos auf ihrer Seite.

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Ja, wenn die Grundbedingungen stimmen, können Islandpferde selbstveständlich barhuf laufen - warum auch nicht?

Barhuf: ein bisschen mehr Pflegeaufwand ist nötig

Wenn du dich dazu entschließt, deinem Pferd die Eisen abzunehmen, dann solltest aber unbedingt Rücksicht nehmen und dir bewusst sein, dass Hufe einfach viel Aufmerksamkeit brauchen. Brechen die Hufwände ab, werden die Hufwände zu lang oder läuft sich dein Pferd die Hufe etwas schief ab, weil es zum Beispiel noch nicht richtig in der Balance ist, muss nachgeraspelt werden.

Ich raspel sehr regelmäßig nach und finde das auch vollkommen ok.

Nach jedem Ritt solltest du den Huf außerdem nach kleinen Steinchen absuchen, weil sich diese auch gerne festsetzen.

Außerdem empfiehlt es sich, in kurzen Intervallen einen Hufpfleger zu holen. Dieser sieht besser als wir Laien, ob es Probleme gibt und kann diese entsprechend behandeln.

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Barhuf auf Islandpferdeturnieren starten

Und falls du dich fragst, ob du ohne Eisen auf Turnieren starten darfst, kann ich dir nur sagen, dass die FEIF Hufschuhe seit dem 1. April 2017 bei sportlichen Wettkämpfen der Islandpferdewelt erlaubt.

Erlaubt sind:

  • Duplo Standard Beschlag, geklebt oder ­genagelt, orange oder grün (Härtegrad)
  • Easy Boot Glue-on Klebeschuh
  • Easy Boot Glove und Easy Boot Epic ­Hufschuhe

Nun bin ich auf deine Meinung gespannt: Welche Barhuf-Erfahrung hast du gemacht? Welche Tipps hast du für die Umstellung? Oder warum würdest du dein Pferd niemals barhuf laufen lassen?

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6 Kommentare zu „Islandpferde barhuf reiten – ein Erfahrungsbericht“

  1. Hallihallo,
    ich reite meinen Isländer ( 5 Gänger) jetzt seit ca 3 Jahren mit Hufschuhen. Ich hatte erst die Evo Boots, die mir sehr gut gefielen, jedoch hatte ich das Problem, dass sie sich teilweise verdrehten. Also für sehr runde Hufe nicht so geeignet.
    Sehr glücklich bin ich mit den Scoot Boots. Vorteile: günstig, leicht, kein Verdrehen, super einfach in der Handhabung und sitzen bomben fest. In allen Gangarten. Ich benutze den Auffangriemen nicht, hab die seitlichen Schrauben entfernt.
    Da mein Sensibelchen sehr sehr fühlig geht, habe ich mir aus einer alten Yogamatte Einlagen ausgeschnitten, die ich lose in den Schuh lege.
    Bei der Umstellung auf Barhuf braucht man Geduld!!! (Und Keralit Hufhärter) Aber es lohnt sich. Und es geht.
    Viele Grüße Gudrun

  2. Hej Karo!
    Interessiert habe ich deinen Erfahrungsbericht gelesen und eifrig nickend im Geiste kommentiert. Ich bin ein absolut Neuling in der Isi-Welt (aber mehr als 30 Jahre Reiterfahrung) und habe meine damals 2-jährige Stute selbst groß gezogen und später eingeritten. Dabei war mein Weg von alternativen Herangehensweisen geprägt und hat sich bewährt.
    Ich reite meine Isi-Dame barhuf (mit Schuhen), gebiss- und baumlos. Was soll ich sagen?
    Mit viel Zeit, Geduld und einer guten Verbindung, ist sie ein traumhaftes, taktklares Reitpferd geworden. Alles ist möglich, wenn man sich vorbei des Tellerrands wagt. Wobei ich aber auch nicht dogmatisch bin. Danke für deinen tollen Bericht!
    Beste Grüße auf Dänemark,

    Imke

    1. Liebe Imke,
      Danke für dein nettes Feedback zu diesem Text. Genau so, wie du schreibst, ist es: Man muss sich einfach mal trauen über den Tellerrand hinaus zu blicken und sich nicht nur an dem orientieren, was alle um einen herum machen. Jeder Mensch und jedes Pferd ist individuell und was für den einen passt, passt für den anderen eben nicht.
      Mein Pony zum Beispiel wird mit Gebiss geritten – er mag es nicht am Gesicht/im Kiefergelenk „eingeengt“ zu sein durch Nasenriemen. Daher ist gebisslos für uns nicht so optimal geeignet. Er ist sehr maulfixiert und zieht die Trense mit Gebiss fast allein an. Daher find ich das völlig ok! Ich weiß aber, dass das bei anderen Pferden anders ist. Deswegen sollten wir unsere Pferde immer individuell betrachten und uns nicht nur der Masse anschließen.
      Viele Grüße nach Dänemark – wo mein Pony übrigens herkommt! 😉
      Karolina

  3. Pingback: Die Frau will zurück zur Natur - Pfridolin Pferd

  4. Liebe Karo, ich weiß nicht, ob du meinen Blog-Post zum Thema „Pferdehaltung im Süden“ (genauer auf Sardinien) gelesen hast. Jedenfalls habe ich dort auch zum Thema Barhuf-Beschlag geschrieben: Mein Pferd geht seit einigen Wochen wieder mit Eisen, nachdem sie quasi 13 Jahre oder ihr ganzes bisheriges Leben lang ohne Eisen (und mit Hufschuhen) klar kam. Aber hier bei mir auf der Insel sind die Bodenverhältnisse so extrem, dass es unverantwortlich gewesen wäre, sie weiter barhuf zu lassen. Vielleicht habe ich auch zu lange gewartet mit den Eisen…. Das Wichtigste bei diesem Thema ist meiner Meinung nach eine verantwortungsvolle Einschätzung der Verhältnisse vor Ort, der Hufqualität des Pferdes und der Einsatzart des Pferdes!!! Es gibt da kein Entweder-Oder (wie es so oft von beiden Seiten gepredigt wird)!!! Deshalb plane ich demnächst auch einen Beitrag zum Thema. Das muss einfach sein.
    Hier gehts zu meinem Beitrag: http://inseltraumleben.de/pferdehaltung-sardinien/
    Lieben Gruß, Christine

    1. Liebe Christine,
      Danke für den Hinweis zu deinem Beitrag, den kenn ich noch nicht und schau ihn mir gleich mal an. 🙂
      Du hast Recht, wenn du schreibst, dass es kein reines schwarz-weiß-Denken geben kann. Deswegen hab ich auch darauf hingewiesen, dass man sich die Gegebenheiten anschauen muss und deswegen hab ich auch ein negativ-Beispiel gebracht.
      Ich bin gespannt, wie es bei euch weitergeht. 🙂
      Viele Grüße
      Karo

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