Vielen Selbstversorgern fehlt an ihrem Stall ein Reitplatz. Einige nutzen zum Reiten ein Stück grüne Wiese, doch je nach Wettersituation verwandelt sich diese schnell in eine Rutsch- und Matschpartie. Dieser Erfahrung musste auch Angelika Schumacher machen. Und weil ihr dies missfiel, hat sie das Projekt Reitplatzbau selbst in die Hand genommen. Wie ihr der Reitplatzbau gelang und worauf man achten sollte, verrät sie in ihrem Gastbeitrag.
Ich habe Monika kennengelernt, als ich ihre tollen, natürlichen Lederpflegeprodukte testen durfte. Dabei erzählte sie mir vom Projekt Reitplatzbau und wie zeitintensiv und kostspielig es sich gestaltete. Fast hätte sie das Projekt aufgegeben. Doch sie hat durchgehalten und kann ihren Reitplatz nun bei jedem Wetter ihren Reitplatz nutzen.
Reitplatz selber bauen: gute Planung ist wichtig
Zunächst einmal ist beim Bau eines Reitplatzes zu bedenken, dass der finanzielle Aufwand erheblich ist. Man kann sparen, wenn man sich mit Materialien sehr gut auskennt, doch letztendlich haben wir als Amateure im Bauwesen die oft dokumentierte und empfohlene teure Variante gewählt – und es nicht bereut!
Auf unserem Platz steht bis heute kein Wasser, egal wie stark es regnet. In meinen knapp 40 Jahren der Pferde- und Reiterfahrung habe ich das nicht kennengelernt und es grenzt für mich an ein Wunder. Es zeigt aber auch, dass es möglich ist, einen guten Platz selbst zu bauen. Wir als Reiter sind schließlich verantwortlich für die Gesundheit des Pferdes und verpflichtet, den Reitplatz so gut wie nur irgend möglich zu bauen.
Konkrete Zahlen kann man nicht wirklich nennen, denn die Kosten hängen von der Größe des Platzes und den baulichen Gegebenheiten ab. Und natürlich davon, ob man alles selbst macht oder eine Firma beauftragt.
Bevor man startet, sollte man sich unbedingt erkundigen, ob eine behördliche Genehmigung erforderlich ist. Auch die Lage des Reitplatzes sollte bedacht werden. Ist der Platz gut für große LKW zugänglich? Baut man in der Nähe eines Hauses, dann sollte der Platz in einiger Entfernung zu den Fenstern liegen. Sonst müssen dauernd die Fenster geputzt werden.
Man muss festlegen, wofür man den künftigen Reitplatz nutzen möchte:
- Als Paddock?
- Zum Dressurreiten? Westernreiten? Springen?
- Ganzjährig?
Reitplatzbau: das richtige Material auswählen
Von der Nutzung hängt ab, welche Materialien verbaut werden und wie der Platz aufgebaut wird. Wir wollten ihn für Hobbydressur und zum Freilaufenlassen möglichst ganzjährig nutzen.
Zu diesem Zweck werden drei Schichten empfohlen:
- für die Tragschicht rechneten wir mit 20 cm Schotter in einer 4/5 er Körnung,
- für die Trennschicht ca. 10 cm feinen Split (0-5 er Körnung), und
- für die Tretschicht ca. 12 cm wasserdurchlässigen Reitplatzsand.
Alle genannten Materialien kann man kostengünstig(er) ersetzen, je nachdem, was sich in der Region, in der man wohnt, vorfindet. Schotter kann z.B. durch gemahlene Ziegeln ersetzt werden (die hätten wir umsonst bekommen, doch es gab niemanden, der sie hätte zerkleinern können). Auch sogenanntes Recycling-Schotter ist kostengünstig zu haben. Doch da hat man dann mit Rückständen aus der vorherigen Nutzung zu rechnen, wie beispielsweise Asphaltanhaftungen oder ähnliches. Das ist nicht überall erlaubt.
Split kann durch Kies und Sand durch feinen Marmorsand (dies ist ebenfalls ein Abfallprodukt, das es mancherorts umsonst gibt) ersetzt werden. Ob das für die Pferdebeine genauso gut ist wie der herkömmliche Aufbau, weiß ich nicht.
Renommierte Reitplatzbauer, die sehr erfahren sind, empfehlen Schotter, Split und Reitsand.
Man benötigt neben den drei Schichten in der Regel eine Drainage und eine Einfassung für den Reitplatz. Drainagerohre mit Kokosumantelung erhält man beim Baustoffhändler recht preiswert. Man legt sie einfach kreuzförmig unter den Schotter bzw. so, dass das Wasser mit dem Gefälle abläuft.
Die Begrenzung soll verhindern, dass der Sand (die Tretschicht) bei Regen weggespült wird. Denn das empfohlene Gefälle von zwei Prozent ermöglicht Wassermassen abzufließen. Die Begrenzung des zukünftigen Reitplatzes kann aus Holz, Beton oder Natursteinen bestehen. Auch wird ein fester Kunststoff als Stecksystem zu diesem Zweck angeboten.
Alle Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile. Man muss darüber nachdenken und entscheiden, was einem am besten gefällt. Wir haben erst mit Holz geliebäugelt, doch die Bretter sind getränkt mit umweltschädlichen Imprägnierstoffen. Und ich bekomme schon Kopfschmerzen, wenn ich eine Stunde beim Koppelbau helfe und die getränkten Halbriegel halte, trotz Handschuhen!
Letztlich haben wir Natursteine genommen, die ich preisgünstig im Internet gefunden habe.
Die Begrenzung des Reitplatzes schließt ggf. auch einen kleinen Zaun oder eine Hecke ein. Nimmt man einen Holzzaun und eine Bodeneinfassung aus Holz, so sollten die Pfosten am besten schon beim Einfüllen der Tragschicht verankert werden. Dann sind sie am stabilsten verbaut.
Manche Reitplatzbauer legen ein Vlies. Darauf haben wir verzichtet. Ich habe es schon öfter erlebt, dass das Vlies hochkommt und eine gefährliche Stolperfalle für die Pferde bildet. Außerdem können die Pferde dieses Vlies beim Scharren ausgraben. Dann muss man den ganzen Platz erneuern.
Wenn man diese Fragen entschieden hat, dann legt man fest, ob man die Bauarbeiten selbst durchführt oder eine Firma beauftragt. Wir haben alles selbst gemacht und nur die Maschinen (man braucht Bagger, Radlader, Rüttelplatte ) ausgeliehen. Das war zwar deutlich billiger, hat jedoch auch viel länger gedauert, da man als Berufstätiger nur die Wochenenden und ggf. den Jahresurlaub zur Verfügung hat.
Also, wir fingen im Mai an. Wir liehen uns einen Bagger aus und verwandelten die grüne Wiese, die bis dahin oft matschig gewesen war, in eine Ausgrabungsstätte.
In unserem Fall dauerte dieser Bauabschnitt ewig und beinahe hätten wir aufgehört, denn unter der ehemaligen Weide befand sich ein Abfalllager. Wir fanden Autoteile und riesengroße Asphaltblöcke aus dem Straßenbau, jede Menge Betonsteine, Altmetall und Bauschutt aller Art. Wir mussten zehn große Container mit diesem Müll abtransportieren lassen. Das war umständlich, zeitaufwendig und kostspielig. Zumal unser Reitplatz nicht direkt angefahren werden kann. Man muss alles anderswo abladen und hin und her fahren. Und in die Baggerschaufeln passt nicht viel hinein!
An der Stelle waren wir so bedient, dass wir beschlossen, es sein zu lassen.
Meine Sorge war auch, dass der Untergrund nie gerade und eben sein würde, denn immer wieder kamen neue Asphaltstücke zum Vorschein.
Warum wir weitermachten, weiß ich bis heute nicht. Aber jetzt bin ich froh darüber. Wir haben den ganzen Jahresurlaub für dieses Projekt verwendet, dazu noch jede Minute Freizeit.
Die Variante mit den drei Schichten hilft dir auch dabei, deinen Paddock trocken zu legen. Wie das funktioniert, kannst du in meinem Text Paddockboden: So bleibt der Offenstall auch im Winter matschfrei nachlesen.
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Text und Bilder © Monika Schumacher
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9 Kommentare zu „Reitplatzbau – so gelingt es!“
Hallo,
Wir haben jetzt auch gerade etwas fertig gebaut. Dauert es bis der Sand sich verdichtet oder haben wir zuviel Sand drauf gemacht?
Die Pferde sinken ganz schön tief ein….
Hallo Kim,
ich habe den Beitrag zum Reitplatz nicht geschrieben, ich kann dir aber aus eigener Erfahrung sagen, dass es ein wenig auf den Sand und natürlich die Menge ankommt. Ist die Körnung des Sandes eher groß, „rutscht der Sand zur Seite“, wenn die Pferde drauf laufen. Dann sinken sie auch automatisch mehr ein. Ist alles noch sehr trocken, ist es auch oft so. Und natürlich verdichtet sich mit der Zeit der Boden auch noch etwas.
Unten im Text ist die Webseite von Monika, der Autorin dieses Textes verlinkt. Dort findest du auch Kontaktmöglichkeiten. Schreib ihr sonst gern, sie teilt ihre Erfahrungen sicherlich gern mit dir.
Viele Grüße
Karolina
Hallo Monika,
wie ist es bei dir denn wenn starker strömender Regen für längere Zeit ist? Ist der Platz dann matschig, bzw. wie gut läuft denn bei dir das Wasser ab?
Freue mich über deine Antwort.
LG Verena
Hallo Karo!
Mal eine blöde Frage: Ihr habt doch Drainage verlegt. Habt ihr die dann ein Abflussrohr geleitet?
LG
Rebekka
Hallo Rebekka,
wir haben das natürliche Gefälle genutzt. Die Drainagerohre sind kreuzförmig verlegt und noch einmal die komplette lange Seite der „Bergseite“ bis zu den Bahnpunkten (A, C) einfach um zu verhindern, dass sich das Wasser da aufstauen kann.
Wenn du mehr Infos brauchst, schreib mir gerne eine Mail,
liebe Grüsse
Monika
Hallo Zusammen,
vielen Dank für diesen hilfreichen Artikel. Würdet ihr uns bitte einen Überblick geben, wie groß der gebaute Platz ist und die Kosten, die ihr für das Beschriebene hattet? Ich verstehe natürlich, dass das regional anders ausfallen kann, aber es wäre total hilfreich, wenn ihr uns eine Richtung geben könnt.
Lieben Dank für euer Feedback bereits im Voraus.
Viele Grüße
Tina
Liebe Tina,
Also das waren für ca. 22 x 36 m schon um die 30000 € Materialkosten.
Aber nicht jeder hat so viele Container mit Sondermüll und extra Anfahrtswegen und extra Speditionskosten und und und.
Wir haben gerade ein zweites Mal Reitplatzsand aufgetragen, da uns 12 cm nicht ausgereicht haben. Das habe ich dazugerechnet.
Ich weiß von 60er Plätzen ( 20 x 60 m), die 200000 € gekostet haben, wenn man sie von einer Firma bauen lässt, mit Betonsteinumrandung.
Vielleicht orientiert man sich an folgender Formel: Entweder ein tolles neues Auto, oder einen Reitplatz :))
Liebe Grüsse, Monika
Eine Frage: wenn man kein Geo-Textil zwischen die Schichten legt, kommen dann über kurz oder lang die größeren Kiesel und Steine nicht an die Oberfläche gewandert?
Liebe Berrit,
diese Befürchtung hatten wir natürlich auch!
Es ist, denke ich, vor allem eine Frage der Nutzung. Wenn nur darauf geritten wird, dann sehe ich keine Probleme. Man muss den Platz natürlich regelmäßig abziehen und pflegen.
Lässt man die Pferde unbeaufsichtigt laufen, dann kann es natürlich sein, dass sie scharren oder die gleichmässig aufgebrachte Tretschicht durch wilden Galopp durcheinander bringen und dann der Splitt zum Vorschein kommt. Das ist bei uns schon passiert und wir haben deswegen die Tretschicht verstärkt ( dicker als die empfohlenen 12 cm).
Die Tragschicht (Schotter) ist extrem festgerüttelt und wird so leicht nicht gelockert. Doch natürlich bringt ein 650kg – Kawenzmann wie meiner das theoretisch auch fertig. Man muss beim Freispringen oder Laufenlassen eben immer auf den Boden achten und dann ggf. eingreifen.
Es ist mir – zusammenfassend gesagt – lieber, es kommen Steine hoch als das Vlies, denn das kann ich nur komplett ausgraben.