Wie kann ich den Paddock gestalten, damit mein Pferd nicht nur ausreichend Platz, sondern auch Bewegungsanreize hat, damit es den vorhandenen Platz nutzt und sich ausreichend bewegt? Meine Lösung ist ein Paddocktrail. Mein Pferd Sleipi lebt seit 2018 auf einem Trail und für mich kommt keine andere Haltungsform mehr infrage. Wie du deinen Offenstall kreativ gestalten kannst, damit sich deine Pferde bewegen, erfährst du in diesem Beitrag.
Hier kannst du dir den Beitrag vorlesen lassen:
Ein schlichter, rechteckiger Paddock, der den Pferden keinerlei Abwechslung bietet, mag zwar allemal besser sein als eine Box, kann aber dennoch nicht als artgerecht bezeichnet werden. Pferde sind neugierig. Sie lieben Abwechslung, wollen etwas entdecken, möchten spielen und sie möchten aktiv sein. Im rechteckigen Auslauf, der keinerlei Anreize und Beschäftigungsmöglichkeiten bietet, ist Langeweile und Ärger innerhalb der Herde vorprogrammiert.
Funktionsbereiche im Offenstall schaffen Bewegungsanreize
Eine einfache Möglichkeit, Bewegungsanreize zu schaffen, sind getrennte Funktionsbereiche. So kannst du beispielsweise Futter, Tränke, Weide und Schlafmöglichkeiten entfernt voneinander anlegen, sodass die Tiere jedes Mal eine gewisse Strecke zurücklegen müssen. Das gilt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen als besonders tiergerecht und entspricht am ehesten der natürlichen Lebensweise: Pferde mögen es, ihr Territorium in unterschiedliche Funktionsbereiche zu unterteilen. Außerdem sind sie bei der Suche nach Futter stets in Bewegung.
Auch wenn dein Paddock klein ist, kannst du ihn abwechslungsreich gestalten, beispielsweise indem du die rechteckige Fläche unterteilst – sei es mit einem kleinen Zaun, um den die Pferde herumgehen müssen, mit einer Totholzhecke oder mit Baumstämmen. Diese Raumtrenner bieten den Pferden nicht nur Bewegungsanreize, sondern darüber hinaus auch Rückzugsmöglichkeiten, weil sie sich prima aus dem Weg gehen können.
Paddocktrail: ein unendlicher Rundlauf
Eine wunderbare Lösung, die Pferde zum Bewegen zu motivieren, ist ein Paddocktrail. Dieser soll (als Miniaturformat) die Wanderrouten der Wildpferde simulieren.
Die Idee des Paddocktrails basiert auf dem Konzept des Paddock Paradise® von Jamie Jackson. Der amerikanische Hufschmied hat viele Jahre lang Wildpferde in Nevada beobachtet, seine Erkenntnisse im Buch Paddock Paradise: A Guide for Natural Horse Boarding niedergeschrieben und ein Offenstallkonzept entwickelt, das die gesammelten Erkenntnisse der Wildnis in praktisch umsetzbare Lösungen zur gesunden und naturnahen Haltung von Pferden vereint.
- Jackson, Jaime (Autor)
Kernstück dieses Offenstallkonzepts ist der Trail, also ein Rundlauf, der den Pferden einen unendlichen Weg bietet und durch verschiedene Futter- und Wasserstellen Bewegungsanreize schafft.
Der Vorteil des Paddocktails: Wenn dein Stallgrundstück recht klein ist und du keinen großen Paddock bauen kannst, kannst du einen Trail rund um deine vorhandene Fläche herum anlegen und schaffst auf diese Weise genug Platz für deine Pferde. Möglich wäre auch, dass du zwei kleine, voneinander getrennte Paddockbereiche einrichtest, und diese mit einem Weg verbindest.
Paddockgestaltung mit Bewegungsanreizen
Steht der Trail, beginnt die eigentliche Gestaltung mit Bewegungsanreizen. Diese solltest du schaffen, damit er auch wirklich genutzt wird. Dies erreichst du zum Beispiel durch verschiedene Fressstellen: Ideal wäre es, wenn den Tieren an unterschiedlichen, möglichst weit voneinander entfernten Plätzen, 24 Stunden am Tag Raufutter zur Verfügung stehen würde. Das regt die Pferde zum Bewegen an, da sie mehrmals am Tag von einem Futterplatz zum nächsten wandern. Hier kannst du auf Slow-Feeder-Lösungen wie Heunetze, Fressgitter oder frei hängende Heu-Toys setzen, die das Fresstempo verringern.
Ich weiß aber selbst, das Heu ad libitum nicht immer und mit jedem Pferd möglich ist und es auch nicht überall realisierbar ist, Futter und Wasser weit voneinander zu trennen. Bei mir ist zum Beispiel die Wasserstelle im Unterstand, wo auch zwei Heunetze hängen. Die dritte Fressstelle ist draußen vor dem Unterstand. Beide Futterstellen habe ich so gewählt, weil die Pferde und das Heu dort trocken bleiben. Langfristig soll es aber noch eine weitere überdachte Raufe in einem anderen Bereich des Trails geben.
Für eine Version ohne Heu ad libitum wäre die Installation automatischer Tore, die zu unterschiedlichen Zeiten am Tag und in der Nacht Zugang zum vorbereiteten (ggf. abgewogenen) Heu bieten.
Das interaktive
eBook
Denkst du darüber nach, deinen Traum vom eigenen Stall in die Wirklichkeit umzusetzen? Großartig! Hierbei möchte ich dich gern mit ein paar hilfreichen Tipps und Ideen unterstützen und dich so ein Stück auf deinem Weg zum Selbstversorger begleiten.
2018 ist dieses eBook zum ersten Mal erscheinen. Ende 2021 habe ich es überarbeitet. Es ist wesentlich kompakter und interaktiver geworden – auf 135 Seiten findest du jede Menge Erfahrungen, Tipps und Inspirationen sowie Arbeitsmaterial, das dir bei deiner Stallplanung helfen soll.
6 einfache Gestaltungsideen für deinen Paddock
Idee 1: Kleine Hindernisse
Eine schöne Möglichkeit, die Aufmerksamkeit und die Koordination der Pferde zu fördern, sind kleine Hindernisse. Du könntest zum Beispiel Baumstämme auf den Trail legen, über die die Pferde klettern müssen. Weitere Möglichkeiten sind kleine Hügel aus Erde, Baumwurzeln oder große Feldsteine, die deine Pferde umrunden müssen.
Idee 2: Blühpflanzenbeete
Eine weitere schöne Möglichkeit sind kleine abgetrennte Beete mit Blühpflanzen, die für Pferde ungiftig sind, Insekten aber jede Menge Nahrung bieten. Das macht nicht nur im Sommer ein schönes Bild, sondern hat auch gleich einen nachhaltigen Effekt. Du solltest beim Anlegen solcher Blühbeete jedoch darauf achten, dass die Pferde sie nicht abknabbern können.
Idee 3: Unterschiedliche Untergründe
Unterschiedliche Untergründe wie Steine, Sand, Kies, Schotter, Paddockmatten und -platten, Fallschutz-/Stallmatten in Kombination mit Naturboden fördern zugleich die Trittsicherheit und das Körpergefühl, weil sich der Körper deines Pferdes den unterschiedlichen Untergründen anpassen muss.
Idee 4: Schubberbürsten
Ohne Schubberbürste geht es nicht! Hast du keine Schubberbürsten im Stall, gehen die Pferde meiner Erfahrung nach an alle anderen Kanten, vorstehende Isolatoren oder ähnliches – und das ist nicht immer ungefährlich.
Schubberbürsten kannst du ganz einfach an Pfosten schrauben, die du in den Boden einbuddelst. Du könntest entweder Besen nehmen, Schrubberbürsten oder spezielle Viehbürsten.
Ich habe die Viehbürste von Kerbl, die gleichzeitig Seite und Rücken schrubben kann und deinem Pferd dabei ein schönes Training für die Raum-Lage-Wahrnehmung bietet! Du kannst aber auch prima Besenköpfe und Schrubbbürsten an Holzpfosten, Baumstämmen, deinem Unterstand usw. befestigen. Auch dies wird immer gern genommen.
Idee 5: Kräuterbeete für Pferde
Bäume, Hecken oder Beete, die mit ausgewählten Kräutern und Heilpflanzen bepflanzt werden, sind eine schöne Idee für Trail und Paddock. Ein Kräuterbeet sollte allerdings nur dann angeboten werden, wenn den Pferden ausreichend Heu zur Verfügung steht und sie nicht als Mangel an Raufutter gefressen werden. Und natürlich darf nicht einfach irgendwas gepflanzt werden.
Wichtig beim Anlegen eines Kräuterbeets ist, dass du die Kräuter so geschützt wie möglich anpflanzt, damit sie auch eine Überlebenschance haben. Du könntest sie beispielsweise in eine Art Hochbeet setzen und einige Zentimeter über der Erde ein Gitter als Pflanzenschutz installieren. Dies kannst du wahlweise mit Paletten oder alten Reifen bauen. So können die Pferde alles fressen, was über dem Gitter wächst, sie kommen aber nicht an die Wurzel heran.
Ich selbst habe im Frühjahr 2022 ein Kräuter- und Blühpflanzenbeet angelegt aber den Ponys noch keinen Zugang gewährleistet, weil alles erst ein wenig wachsen soll. Gepflanzt habe ich unter anderem:
- Frauenmantel
- Lavendel
- Salbei
- Thymian
- Rosen
- Kamille
- Lein
- Kornblumen (nicht zum Fressen)
Außerdem haben wir überall Brennessel- und Kerbel-Ecken.
Idee 6: Bäume im Offenstall
Auch Bäume bereichern den Stall ungemein. Sie sind im Sommer wunderbare Schattenspender, bieten Regenschutz und lassen sich in die Gestaltung einbinden – vorausgesetzt, die Bäume sind ungiftig.
Geeignete Bäume sind zum Beispiel:
- Birke
- Obstbäume (zum Beispiel Apfel, Birne, Pflaume – Achtung, wenn das Obst reif ist und fällt. Zu dieser Zeit würde ich den Bereich unter den Bäumen abtrennen.)
- Weide
- Haselnuss
- Erle
- Pappel
- Ulme
- Linde
- Holunder
Die meisten dieser genannten Bäume kannst du deinen Pferden auch immer wieder als Knabberäste anbieten. Knabberäste werden von den Pferden sehr gern genommen! Holunder wird in der Regel von Pferden nicht gefressen.
Paddockgestaltung: Geht nicht, gibt’s nicht!
Wir wohnen (Stand Mai 2022) jetzt etwa ein Dreivierteljahr auf unserem Resthof und gefühlt plane ich jede Woche etwas neues für unseren Offenstall. Ich habe jetzt mehr oder weniger ein Jahr mitbekommen und weiß in etwa, wo es nass wird, wo nicht, ob die Pferde gern in den Unterstand gehen (an warmen Tagen ja, ansonsten nicht) usw. Entsprechend verändere und optimiere ich die Dinge. Aus meinem eigentlichen Trail mit Rundlauf ist mittlerweile ein dreiarmiges Konstrukt geworden, weil sie die Grasnarbe auf dem Naturboden an einigen Stellen (vor allem da, wo das Grundwasser sehr hoch ist) in einem Winter nicht kaputt bekommen haben.
Ich liebe die Paddockgestaltung und die Arbeiten am Offenstall. Meine Begeisterung teile ich auch in meinem eBook Pferdehaltung als Selbstversorger. Dort findest du viele Praxistipps und Ideen für deinen Stall. Außerdem empfehle ich dir von Herzen das Buch Pferdehaltung und Permakultur, eins meiner absoluten Lieblingsbücher!
Wie sieht dein Offenstall aus? Erzähl mir gern davon in den Kommentaren!
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9 Kommentare zu „Kreative Paddockgestaltung: 6 Ideen für deinen Offenstall“
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Vielen Dank für diese Tipps, wie ich den Paddock für mein Pferd abwechslungsreicher gestalten kann. Ich habe mir bisher noch nicht so viel Erfahrung mit der Stalleinrichtung, aber finde es eine gute Idee, dass man mehrere Futterstationen einrichtet, damit das Pferd sich mehr bewegt. Mir war nicht bewusst, dass sich ein Pferd in der freien Natur bis zu 16 Stunden täglich grasend fortbewegt. Da ist es gut, zumindest kleine Bewegungsanreize zu schaffen.
Hallo
du hat ein Supper Blogg
Was hast du für Sand genommen zum liegen ?
Wird der matschig wenn es regnet ? bleibt er in Huuf und Haar kleben ?
Lg Chanty
Hallo, ich hab eine Frage zur Totholzhecke. Ich hab die Befürchtung, dass unsere 2 verfressenen Shettys durchgehend an der Hecke fressen, wenn gerade kein Heu da ist. Könnte das der Fall sein? Sie stehen am Hof und bekommen alle 3 Stunden Netze. 24/7 Heu würde bei ihnen nicht funktionieren, da sie dann zu sehr zunehmen.
LG,
Liebe Annika,
leider kann ich dir deine Frage nicht beantworten. Aber ich empfehle dir bei Team Shettysport vorbeizuschauen, die haben nämlich auch eine Totholzhecke im Einsatz und können dir bestimmt weiterhelfen: https://www.team-shettysport.com/totholzhecke-im-offenstall/
Liebe Grüße
Karo
Pingback: Artgerechte Pferdehaltung oder der Traum vom perfekten Stall | Pferdefreunde
Hallo,
Sehr intessanter Block, mit tollen Ideen für zu Hause.
Ich habe eine Frage zu der Totholz Trennung.
Wie haben Sie die Hölzer befestigt? Oder wurden die ineinander verkeilt?
Mit freundlichen Grüßen
Pingback: Vom Planquadrat zum Lebensraum: Paddockgestaltung mal anders – Horse Love – Der Blog rund um die liebevolle Pferdehaltung
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