Pferdemassage ist recht leicht zu lernen und ganz einfach anwenden. Schon mit einer einfachen Massage kannst du deinem Pferd etwas Gutes zu tun. Deswegen möchte ich dir heute ein paar einfache Massagegriffe vorstellen, mit denen du dein Pferd ganz leicht selbst massieren, für Entspannung sorgen und sogar mögliche Verspannungen lösen kannst.
Zur Pferdemassage bin ich im Rahmen meiner Fortbildung zum Physio Riding Coach gekommen. Vorher kannte ich bereits TTouches (hier liest du mehr über TTouch beim Pferd) und das Ausstreichen der Ohren. Doch richtig massiert habe ich vorher nie. Beim Physio Riding wird das Pferd als Leistungssportler betrachtet. Pferden werden so betreut, dass ihr Körper gesund bleibt und sie bei einem optimalen Training ihre Bewegungsmöglichkeiten entfalten können. Und hier kommt die Massage als Muskelpflege ins Spiel.
Die Pferdemassage hilft dir Verspannungen zu erkennen und zu lösen, die Körperwahrnehmung deines Pferdes zu verbessern, das Wohlbefinden deines Pferdes zu steigern und eure gemeinsame Beziehung zu verbessern.
Selbstverständlich gehört zu einer richtigen Massage jede Menge Wissen um die Anatomie des Pferdes. Du solltest wissen welche Muskeln du massierst, wo die Muskeln anfangen und enden usw. Doch auch ohne dieses Wissen kannst du deinem Pferd mit wenigen Griffen etwas Gutes tun.
Kleiner Tipp: In meinem 👉 Onlinekurs „Rückenfitte Pferde“ lernst du neben der Pferdemassage auch wichtige Facts rund um die Themen Anatomie und Biomechanik! 😉
Eine Massage wirkt wahre Wunder
Kennst du das wohltuende Gefühl nach einer guten Massage? So geht es deinem Pferd auch! Je geübter du bist, desto mehr wird es sich dabei entspannen können und die Berührungen genießen.
Doch eine Pferdemassage kann noch viel mehr:
- Eine Massage wirkt durchblutungsfördernd
- Durch die Ausschüttung des Hormons Endorphin kann sie schmerzlindern wirken
- Sie unterstützt beim Abbau von Stoffwechselprodukten und Giftstoffen
- Sie sorgt für eine erhöhte Sauerstoffaufnahme
- Die Massage kann die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren
- Muskuläre Verspannungen werden gelöst und die Beweglichkeit wird verbessert
- Narben und Gewebsverklebungen können gelöst werden
- Das Körpergefühl deines Pferdes verbessert sich, weil du alle drei Basissinne ansprichst
Ein weiterer Pluspunkt der Massage: Je häufiger du dein Pferd massierst, desto sensibler werden deine Hände für die Strukturen des Pferdekörpers. Du wirst Spannungsunterschiede in der Muskulatur wahrnehmen können oder auch kleine Knubbel oder drahtige Stellen, die auf Stresspunkte hinweisen könnten.
Voraussetzungen für die Massage deines Pferdes
Im Grunde musst du selbst nicht viel beachten. Hier sind ein paar Punkte, die ich dir gern mit auf den Weg geben möchte.
- Achte darauf, dass du kurze Fingernägel hast.
- Sorge für eine entspannte Atmosphäre.
- Sei selbst ruhig und entspannt – bist du gestresst und unter Zeitdruck, sind deine eigenen Muskeln viel zu fest, um sanft massieren zu können. Atme also entspannt und tief (hier kannst du lesen, welche Wirkung die Atmung hat). Idealerweise passt du deinen Atemrhythmus dem Rhythmus deines Pferdes an.
- Versuch mit lockeren Schultern, Armen und Händen zu massieren. Dein Rücken sollte gerade, aber nicht steif sein.
- Nutze bei großen Bewegungen wie den Streichungen deinen ganzen Körper.
Ganz wichtig: Achte immer auf die Körpersprache deines Pferdes. Ist der Muskeltonus entspannt oder tritt es nervös von links nach rechts?
Mit dem Onlinekurs „Rückenfitte Pferde“ bekommst du ein grundlegendes Verständnis für gesunderhaltendes Pferdetraining sowie Einblicke in Anatomie und Biomechanik und du erfährst, wie du dein Pferd rückenfit trainieren kannst und worauf es dabei wirklich ankommt.
Kontraindikationen: In diesen Fällen solltest du dein Pferd nicht massieren
Massage ist nicht ausnahmslos gut. In einigen Fällen kannst du deinem Pferd mit einer Massage eher schaden, als dass du ihm hilfst.
Nicht massieren solltest du:
- Wenn die Körpertemperatur deines Pferdes mehr als 39° C beträgt (Zur Info: Die Normaltemperatur eines Pferdes liegt bei 38°C, ab 39° C spricht man bereits von leichtem Fieber, bei 41°C hat dein Pferd hohes Fieber.)
- Wenn dein Pferd offene Wunden hat. Diesen Bereich solltest du unbedingt aussparen
- Bei Nervenreizungen, beispielsweise nach einer Überdehnung oder einer Verletzung
- Wenn dein Pferd Rheuma oder Arthrose im akuten Zustand hat, solltest du nicht massieren, weil die Massage die Entzündung verschlimmern kann
- Wenn dein Pferd andere entzündliche Prozesse im Körper hat, beispielsweise eine Muskel- oder Venenenzündung
- Bei Krebstumoren und Zysten solltest du ebenfalls auf die Pferdemassage verzichten
- Bei Kolik und Durchfall wird ebenfalls nicht massiert – Ausnahme: Du kannst deinem Pferd leicht und sanft über den Bauch streichen, wenn es dies gut akzeptiert
- Bei Sehnen- oder Muskelrissen
Solltest du unsicher sein, kontaktiere unbedingt deinen Tierarzt, ehe du anfängst dein Pferd zu massieren.
Ganz wichtig: Im Bereich des sogenannten Halsdreiecks darfst du dein Pferd nicht massieren. Dort befinden sich lebenswichtige Organe.
Vor dem Training oder danach: Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Massage?
Wenn du deinem Pferd mit einer Massage einfach nur etwas Gutes tun möchtest, ist es egal, ob du es vor oder nach dem Training massierst.
Eine Massage vor dem Training bietet dir den Vorteil, dass sie mögliche muskuläre Verspannungen löst. Ein verspannter Muskel kann niemals optimal arbeiten. Ist ein Muskel nämlich verspannt, kann er sich nicht optimal dehnen lassen. Das zeigt sich im Bewegungsfluss deines Pferdes.
Außerdem stärkst du vor dem Training das Bewusstsein deines Pferdes für einzelne Körperteile. Du setzt Reize, die von allen drei Basissinnen deines Pferdes wahrgenommen werden, insbesondere aber vom taktilen System (Tastsinn) und dem propriozeptiven System (Eigenwahrnehmung). Das taktile System gibt deinem Pferd beispielsweise eine Idee davon, wo die Grenzen seines Körpers sind. So kannst du dir die Massage vor dem Training doppelt zunutze machen. Das propriozeptive System registriert beispielsweise über den Muskeltonus die Gelenkstellung.
Wie Muskelarbeit funktioniert, lernst du übrigens in meinem Onlinekurs „Mehr Balance mit kreativer Bodenarbeit“.
Massierst du dein Pferd nach dem Training, kannst du beispielsweise Muskelkater vorbeugen und die Muskulatur entspannen.
Wie lange dauert eine Massage?
Die Dauer einer Pferdemassage ist abhängig davon, warum du dein Pferd massierst. Eine Ganzkörpermassage, bei der auch Stresspunkte (Trigger Points) gelöst werden, kann zwischen 45 und 90 Minuten dauern. Hierfür solltest du dir allerdings jemanden suchen, der sich damit auskennt, und nicht einfach herumexperimentieren.
Für eine Entspannungsmassage wie ich sie dir hier zeige, kannst du zwischen 10 und 20 Minuten einplanen. Selbstverständlich darf die Massage aber auch länger dauern, wenn dein Pferd sie genießt!
Achte bitte IMMER(!) auf die Signale, die dir dein Pferd sendet. Ist es ihm angenehm und genießt es deine Berührungen? Oder ist es ihm womöglich unangenehm und schmerzhaft? Dann solltest du sofort aufhören und ggf. deinen Tierarzt anrufen.
Lesetipp: Die Schmerzwahrnehmung: So beeinflussen Schmerzen das Körpergefühl deines Pferdes
Vier entspannende Massagetechniken für dein Pferd
Bei der Massage wird gibt es verschiedene Techniken. Die am häufigsten angewendeten sind die Streichungen, Knetungen, Drückungen, Vibration, Schüttelungen und Klopfungen.
Im Folgenden möchte ich dir vier Techniken vorstellen, mit denen du verspannte Muskeln lösen und dein Pferd entspannen kannst.
Streichungen
Bei den Streichungen gibt es die Fingerstreichungen und die Handstreichungen. Beide möchte ich dir hier gern vorstellen.
Fingerstreichungen
Bei den Fingerstreichungen streichst du, wie der Name schon sagt, mit den Fingern über den Körper deines Pferdes. Du streichst dabei immer in Fellrichtung und machst nur ganz wenig Druck.
Wirkung
Langsame Fingerstreichungen wirken entspannend und beruhigend. Wenn dein Pferd nervös und aufgeregt ist, kannst du versuchen es mit wirklich langsamen Fingerstreichungen am Rücken und an den Beinen zu beruhigen.
Schnellere Fingerstreichungen wirken stimulierend.
Wenn du ein hustendes Pferd hast, können Fingerstreichungen im Bereich der Zwischenrippenmuskeln eine sehr wohltuende Wirkung haben.
Effleurage (Handstreichungen)
Handstreichungen sind der wohl am häufigsten verwendete Massagegriff. Du kannst die Effleurage allein für sich nutzen, beispielsweise als entspannende Einleitung der Massageeinheit.
Wendest du verschiedene Massagetechniken an, solltest du etwa alle 15-20 Sekunden auf die Handstreichungen zurückgreifen.
Bei der Effleurage streichst du mit deiner ganzen entspannten(!) Hand über den Körper deines Pferdes. Wichtig ist, dass du immer beide Hände am Pferdekörper hast.
Die Handstreichungen kannst du wunderbar nach einer anstrengenden Trainingseinheit nutzen.
Tipp: Nutze die Handstreichungen nicht nur für den Bereich Hals, Rücken und Kruppe, sondern auch für das Gesicht deines Pferdes. Du kannst wunderbar die Ganaschen (den Kaumuskel M. masseter) ausstreichen. Das finden sehr viele Pferde sehr entspannend.
Wirkung
Streichst du mit etwas Druck über den Körper deines Pferdes, wirkt die Handstreichung positiv auf den Transport von Körperflüssigkeiten (Drainage des Körpergewebes).
Je langsamer du mit der Hand über den Pferdekörper streichst, desto beruhigender ist die Wirkung. Schnelle Streichungen wirken aktivierend und stimulierend.
Muskeldrückungen am Mähnenkamm
Wenn du den Mähnenkamm deines Pferdes massierst, wird es ganz bestimmt den Kopf senken und die Drückungen genießen.
Hierfür drückst du sanft die Muskeln am Mähnenkamm deines Pferdes zwischen den gestreckten Fingern und deinen Handballen. Wichtig ist, dass der Druck nicht zu stark ist und du einen gleichmäßigen Rhythmus findest – beispielsweise eine Muskeldrückung alle 2 Sekunden.
Wirkung
Sehr langsame Muskeldrückungen haben eine entspannende und stark beruhigende Wirkung.
Vibration
Mit Vibration kanns du tiefere Körperstrukturen erreichen, beispielsweise tiefer liegende Muskelschichten. Besonders geeignete Körperstellen sind beispielsweise die Körperregion über dem Kreuzbein, die Kruppe oder die Schulter.
Für die Vibration legst du deine Hand ganz leicht auf den Körper deines Pferdes und übst eine Art Zitterbewegung aus. Achte darauf, dass die Bewegung aus dem Ellenbogen kommt und sich über das Handgelenk bis in deine Hand zieht.
Selbstverständlich kannst du für die Massage mit Vibration auch auf technische Hilfsmittel zurückgreifen. Für meine Pfergo-Arbeit nutze ich beispielsweise den „Massagebobbel“ von Beurer* für diffuse taktile Reize wie Vibration. Und auch die Pferdemassagedecke Horse ThermoTens Pro, die ich dir hier vorstelle, setzt auf Vibration (in Kombination mit Wärme).
Wirkung
Die Vibration wirkt sehr beruhigend. Du hast damit die Möglichkeit, einen Nervenreiz über den Parasympathikus zu geben. Außerdem lockern Vibrationen die Muskeln. Ebenfalls gut zu wissen: Mit diesem Massagegriff kannst du auch Verklebungen im Bereich von Narben lösen.
Wie reagiert dein Pferd auf die Massage?
Berichte mir gern, wie dein Pferd auf die Massagegriffe reagiert und ob sie dir dabei helfen können, leichte Verspannungen zu lösen und für Entspannung zu sorgen.
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Dann trag dich auf meiner E-Mailliste ein. Als Dankeschön bekommst du Zugang zu meiner Online-Bibliothek.
Wenn du mehr über die Funktion von Muskeln und die Bewegung des Pferdes generell lernen möchtest, empfehle ich dir meinen Onlinekurs Mehr Balance mit kreativer Bodenarbeit.
Weiterführende Literatur
Außerdem möchte ich dir hier noch weiterführende Bücher vorstellen, die dir das Thema Pferdemassage näher bringen. Ich selbst habe neben meinen Physio Riding Unterlagen noch das Buch „Pferde Massage“ von Jean-Pierre Hourdebaigt. Das Buch wird nicht mehr verlegt aber manchmal hat man Glück und findet es für wenig Geld.
- Hourdebaigt, Jean-Pierre(Autor)
- Behling, Silke(Autor)
- Jung, Claudia(Autor)
- Ettl, Renate(Autor)
- Bruns, Sabine(Autor)
- Teslau, Claus(Autor)
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