Die Diagnose Arthrose beim Pferd möchte niemand haben. Aber ich vermute, dass locker 95 Prozent aller Reitpferde in irgendeinem Gelenk Arthrose haben. Ich glaube auch, dass die allermeisten Menschen irgendwo Arthrose haben. Was Arthrose ist, woran die Arthrose erkennen kannst und wie und warum Arthrose die Körperwahrnehmung deines Pferdes beeinträchtigt, erfährst du in diesem Beitrag.
Arthrose ist degenerative Erkrankung des Gelenk, die nicht heilbar ist und die früher oder später zu einer Bewegungseinschränkung und Gelenksversteifung führt. Aber lass uns kurz einen Blick auf den Aufbau eines Gelenk werfen, um besser verstehen zu können, was Arthrose ist und wie sie dein Pferd beeinträchtigt.
Aufbau eines Gelenks
Ein Gelenk besteht aus mindestens zwei Knochen. Die Knochenenden, die das Gelenk bilden, sind mit Knorpel überzogen. Der Knorpel, der zu 60 bis 80 Prozent aus Wasser besteht, übernimmt im Gelenk die Funktion eines Stoßdämpfers. Wird das Gelenk belastet, wird der Knorpel zusammengedrückt und das Wasser entweicht. Bei Entlastung nimmt der Knorpel neues Wasser und wichtige Nährstoffe auf, die den Knorpel ernähren und gesund halten. Du kannst dir das ein wenig wie bei einem Schwamm vorstellen.
Damit der Knorpel mit Nährstoffen versorgt wird, ist also Bewegung essentiell!! Denn nur durch Bewegung funktioniert dieser „Schwamm-Prozess“.
Zwischen den beiden Knochenenden ist ein Gelenkspalt, der Gelenkschmiere gefüllt ist. Diese Gelenkschmiere heißt Synovia. Sie ist sehr zähflüssig und sorgt dafür, dass sich das Gelenk reibungsarm bewegen kann.
Kleiner Hinweis: Synovia bildet sich bei langsamer Bewegung und aus diesem Grund ist nicht nur regelmäßige Bewegung so wichtig für die Gelenkgesundheit, sondern auch eine ausreichend lange Aufwärmphase. Mehr dazu liest du hier in meinem Beitrag Das Pferd richtig aufwärmen.
Damit die Knochenenden sich nicht in sämtliche Richtungen bewegen können, wird ihre Beweglichkeit durch Bänder und die Gelenkkapsel begrenzt.
Was ist Arthrose?
Bei Arthrose wird der Gelenkknorpel zunehmend zerstört. Dadurch ist die Stoßdämpferfunktion nicht mehr intakt, Bewegungsenergie kann nicht abgefedert werden, das Gelenk wird übermäßig belastet und es entzündet sich. Auch wird der unter dem Knorpel liegende Knochen angegriffen. Eine Entzündung im Gelenk wird übrigens Arthritis genannt.
Mit der Zeit entstehen Knochenzubildungen und dies führt dazu, dass sich das Gelenk mit der Zeit immer mehr versteift und seine Beweglichkeit verliert.
Dadurch werden zahlreiche weitere Körperstrukturen beeinträchtigt wie die unmittelbar betroffenen Muskeln, Sehnen und Bänder sowie weitere Knochen. Außerdem greift der Pferdekörper auf Ausweichmechanismen zurück und verändert zum Beispiel seine Bewegung, um Schmerzen zu vermeiden. Dadurch werden andere Gelenke und Gliedmaßen übermäßig belastet und erkranken.
Wodurch entsteht Arthrose?
Gründe für Arthrose gibt es viele.
Es kann sein,
- dass dein Pferd eine angeborene Fehlstellung von Beinen oder Hufen hat,
- dass die Hufe dauerhaft schlecht bearbeitet wurden, zu lang waren usw.,
- dass es sich verletzt hat,
- dass es lockere Bänder hat,
- dass es Gelenksentzündungen gab, die nicht richtig ausgeheilt sind,
- dass dein Pferd zu früh und zu stark belastet wurde,
- dass es nicht adäquat gymnastiziert und geradegerichtet wurde und es zur dauerhaften Überbelastung des Bewegungsapparats kam,
- dass es nicht ausreichend aufgewärmt wurde,
- dass es permanent feste und verspannte Muskeln hat, die an den Knochen ziehen und das Gelenk dauerhaft negativ beeinträchtigen,
- dass dein Pferd zu wenig Bewegung hatte, weil es sehr viel in der Box stand und die Knorpel nicht ausreichend ernährt wurden usw.
- Auch das Alter kann Arthrose mit sich bringen.
Was genau die Ursache war, ist am Ende nicht genau zu sagen. Vermutlich spielen viele verschiedene Faktoren zusammen eine Rolle. Wenn du aber weißt, was mangelhaftes
Symptome für Arthrose beim Pferd: So kannst du Arthrose erkennen
Arthrose ist nicht von heute auf morgen einfach da. Vielmehr entwickelt sie sich stetig. Wenn du merkst, dass sich dein Pferd ungern bewegt, sich nur sehr selten zum Schlafen hinlegt und sich nicht mehr wälzt, dass es sich erst einlaufen muss, bis es nicht mehr so steif ist und dass es sich an nasskalten Tagen schlechter bewegt und einen weniger guten Eindruck macht als an trockenen und warmen Tagen, solltest du unbedingt aufmerksam sein.
Akute Gelenkenzündungen erkennst du außerdem daran, dass das betroffene Gelenk dick und warm ist und dein Pferd es schont und dadurch lahmt.
Weil es sich bei Arthrose um eine Gelenkerkrankung handelt, können sämtliche Gelenke des Pferdekörpers betroffen sein. Je nach Ort der Erkrankung, hat Arthrose eine andere Bezeichnung. Bei vielen Pferden ist zum Beispiel das Sprunggelenk betroffen – hier spricht man von Spat.
Auch die Wirbelsäule des Pferdes kann von Arthrose betroffen sein – und führt dadurch nicht nur zu Bewegungseinschränkungen, sondern kann dadurch auch neurologische Folgen mit sich bringen und die Körperwahrnehmung massiv beeinträchtigen. Dazu gleich noch mehr.
Bei meinem Merlin gehe ich stark davon aus, dass bei ihm die Halswirbelsäule Arthrose hat. Ich habe es nicht röntgen lassen, weil Merlin als „Beisteller“ zu mir kam, nicht geritten wird und auch sonst keine anspruchsvollen Lektionen an der Hand gehen muss. Auch vermeide ich im Training mit ihm enge Wendungen und Biegungen. Ich vermute es, weil die Beweglichkeit des Halses eingeschränkt ist und er darüber hinaus Probleme hat, seinen Körper mit den dazugehörigen Gliedmaßen wahrzunehmen und zu koordinieren.
So beeinträchtigt Arthrose die Körperwahrnehmung deines Pferdes
Der Körper ist von Nervenbahnen durchzogen, die Reize von Sensor und Rezeptor zum Zentralen Nervensystem sowie Befehle vom ZNS zu den ausführenden Organen leiten. Werden diese Nervenbahnen aufgrund einer degenerativen Veränderung der Wirbelsäule und damit der Nervenaustrittspunkte beeinträchtigt, beeinträchtigt dies die gesamte Körperwahrnehmung.
Somit kann zum Beispiel eine Halswirbelsäulenarthrose die Nervenaustrittspunkte verengen und damit die Nerven betreffen, die die Vorhand innervieren. Die Informationsweiterleitung ist erschwert. Zudem kommt es zu Druck auf den Nerv, was zu Schmerzen führt, die in verschiedene Körperbereiche strahlen können.
Auch kann der Wirbelkanal selbst verengt werden. Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark. Eine Verengung in diesem Bereich kann zum Beispiel die Nerven der Hinterbeine betreffen.
Werden die Nerven beeinträchtigt, hat dies selbstverständlich Auswirkungen auf den Informationsfluss und damit die Körperwahrnehmung und das Körpergefühl deines Pferdes. Es kann sein, dass es weniger stabil läuft, unkoordiniert ist und Zeichen von Ataxie zeigt, stolpert, lahm geht usw.
Tipp: Auf das Nervensystem und das Thema Körperwahrnehmung gehe ich in meinem Sensomotorik-Onlinekurs sehr ausführlich ein. Wenn es dich interessiert, schau dir gern das Einführungsvideo an.
Onlinekurs Sensomotorisches Pferdetraining
Sensomotorisches Training bedeutet, dass du auch die Sinnessysteme und das Gehirn in dein Training einbeziehst, um das Zusammenspiel von Gehirn, Nervensystem und Muskeln zu verbessern. Dies sorgt am Ende für eine bessere Koordination zwischen unterschiedlichen Muskeln bzw. innerhalb eines einzelnen Muskels, für ein besseres Körpergefühl des Pferdes, für mehr Stabilität und für verbesserte Bewegungsabläufe.
Pferd mit Arthrose trainieren
Wenn dein Pferd Arthrose hat, kannst und solltest du es unbedingt weiter trainieren. Allerdings musst du dein Training einmal grundsätzlich überdenken und der Diagnose Arthrose anpassen.
Was wichtig ist:
- Regelmäßige Bewegung ist wichtig für die Nährstoffversorgung des Knorpels.
- Bewegung sollte idealerweise auf weichen Böden und ebenem Gelände stattfinden.
- Schritt sollte die Gangart deiner Wahl sein.
- Achte auf eine ausreichend lange Aufwärmphase.
- Trabarbeit ist möglich, wenn dein Pferd lahmfrei trabt.
Eine Frage, die immer wieder an mich herangetragen wird, ist: Darf ich Balance Pads nutzen, wenn mein Pferd Arthrose hat? Ich sage: Ja! Solange es keine entzündlichen Prozesse wie Arthritis im Körper gibt, kannst du mit deinem Pferd mit instabilen Untergründen arbeiten.
Ansonsten ist mein Tipp: Achte auf dein Pferd und schau, wie es ihm geht. Läuft es klar? Zeigt es Schmerzen? Wie die Schmerzwahrnehmung beim Pferd funktioniert, liest du hier.
Arthrose heißt nicht, dass dein Pferd aufs Abstellgleis gestellt werden muss. Vielleicht wirst du nicht mehr so reiten können wie vorher. Aber deswegen ist dein Pferd nicht weniger liebenswert.
Und um mich unbeliebt zu machen: Vielleicht hat ja dein bisheriges Training die Arthrose verursacht und beschleunigt und zur Unreitbarkeit deines Pferdes geführt? Dann solltest du es umso mehr lieben und ihm die reitfreie Zeit dennoch so abwechslungsreich und angenehm wie möglich gestalten. Denn nur vom Rumstehen allein wird es deinem Pferd auch nicht besser gehen. Im Gegenteil: Kommt zur Arthrose noch Übergewicht hinzu, werden die Gelenke noch stärker belastet. Und wird aus Übergewicht erst eine Hufrehe…
Kleiner Tipp: Ideen, wie du dein Pferd vom Boden aus beschäftigen kannst, findest du zuhauf in meinem Blog in der Kategorie Bodenarbeit und in meinen Onlinekursen.
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