Pferd aufwärmen und warmreiten

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Das Pferd aufwärmen: Warum du nicht aufs Warmreiten verzichten solltest

Bevor das eigentliche Training beginnen kann, musst du dein Pferd aufwärmen. Und dies sowohl vor dem Reittraining als auch vor der Bodenarbeit. Warum du dein Pferd aufwärmen musst, was das Warmreiten bringt und mit welchen Übungen du dein Pferd aufwärmen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Hier kannst du dir den Beitrag auch anhören:

In fast jeder Sportart ist es üblich, sich vorher aufzuwärmen. Sei es mit ein wenig Warmlaufen oder mit sanften Einstiegsübungen wie beim Yoga. Nur beim Reiten wird das Aufwärmen viel zu wenig beachtet – und zwar sowohl in Bezug auf uns Reiter als auch in Bezug auf unsere Pferde.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Aufwärmen von Pferden. In meiner Onlinebibliothek, auf die du Zugriff erhältst, wenn du dich für meinen Newsletter anmeldest, findet du aber auch ein kleines eBook, das sich mit dem Aufwärmen von Reitern beschäftigt und in dem ich einige Aufwärmideen für Reiter mit dir teile.

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Vielfach besteht das Aufwärmen darin, dass ein Pferd zwei, drei Runden (manchmal auch nur eine) ganze Bahn im Schritt geritten wird, ehe es ans Antraben geht. Wenn dies auch dein Warmreitprogramm ist, lass dir sagen: Das reicht nicht aus und wird dein Pferd über kurz oder lang kaputt machen.

Hierzu ein kleines Erlebnis: An einem Springstall, in dem Pferde erfolgreich auf Turnieren vorgestellt und verkauft wurden, hab ich es tatsächlich erlebt, dass die Pferde aus der Box kamen und nach nur einer halben Runde Schritt bereits getrabt und galoppiert wurden, weil sie im Schritt nicht handelbar waren… Ich lasse das jetzt einfach mal so stehen…

Warum muss ich mein Pferd warmreiten?

Im Grunde hat mein Einstieg in das Thema schon klar gemacht, warum wir unsere Pferde warmreiten sollten – aus genau dem Grund, aus dem auch wir uns vor dem Sport aufwärmen. Das Warmreiten bereitet den Körper auf das folgende Sportprogramm vor. Und zwar in vielerlei Hinsicht:

  • Das Gewebe wird besser durchblutet.
  • Gelenkschmiere (Synovia) bildet sich.
  • Das Gewebe (Muskeln, Bänder, Sehnen, Faszien) wird dehnbarer.
  • Der Stoffwechsel wird aktiviert.
  • Knorpelgewebe wird belastbarer.
  • Reizweiterleitung wird schneller, d.h. die Sensomotorik verbessert sich.
  • Die Koordination verbessert sich.
  • Die Konzentrations- und Wahrnehmungsfähigkeit nimmt zu.
  • Das Verletzungsrisiko wird reduziert.
  • Uvm.

Auf zwei Punkte möchte ich an dieser Stelle etwas ausführlicher eingehen: Auf das Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen und Bändern und die Bedeutung des Warmreitens auf das Thema Gelenke.

Muskeln brauchen eine Aufwärmphase

Um zu verstehen, warum das Aufwärmen für die Gesundheit deines Reitpferdes so wichtig ist, erzähl ich dir kurz etwas zu den Muskeln.

Muskeln arbeiten immer paarweise. Ein Muskel zieht sich zusammen, der Gegenspieler wird gedehnt. Muskeln sind mittels Sehnen an Knochen befestigt und bewegen diese.

Ist nun ein Muskel noch kalt und fest und damit wenig dehnfähig, ist die Bewegung eingeschränkt und steif. Das kennst du von dir sicherlich auch. Versuchst du kalt mit den Händen den Boden zu erreichen, kommst du vielleicht grad mal mit den Fingerspitzen auf den Boden. Im Verlauf deiner Trainingseinheit verbessert sich die Dehnfähigkeit und du kannst deine Hand flach auf den Boden legen.

Gleiches gilt für Sehnen, Bänder, Faszien und Knorpel. Hier geht es zwar weniger um die Dehnfähigkeit, wie beim Muskel, dennoch geht es um eine bessere Beweglichkeit, denn die Gleitfähigkeit dieser Strukturen verbessert sich, je mehr Flüssigkeit der Körper durch die Bewegung erzeugt.

Ist ein Muskel noch kalt und wenig dehnfähig und es wird direkt mit anspruchsvollem Training gestartet, kann es zu leichten Mikroverletzungen der Muskeln und der Sehnenfasern kommen. Ein wenig dehnfähiger Muskel übt nämlich vermehrt Zug auf die Sehnen aus. Gelenknahe Muskeln beeinträchtigen zudem die Gelenkstellung und die Druckbelastung des Gelenks und können so zum Beispiel den Knorpel übermäßig belasten.

Gelenkgesundheit: Warmreiten sorgt für Gelenkschmiere

Zwei (oder mehr) zusammengesetzte Knochen bilden ein Gelenk. Die Knochenenden sind mit einem hyalinem Knorpel überzogen. Dieser Knorpel besteht zu einem Großteil aus Wasser und hat die Funktion eines Stoßdämpfers. Der Gelenkspalt, der zwischen den beiden Knochenenden vorhanden ist, ist mit Gelenksflüssigkeit, der sogenannten Synovia, gefüllt. Diese Gelenkschmiere ist sehr zähflüssig. Sie ist wichtig, damit die Gelenkbewegung geschmeidig und reibungslos funktioniert. Außerdem dient sie der Nährstoffversorgung des Knorpels.

Bei Belastung (Druck) wird Wasser aus dem Knorpel gepresst, bei Entlastung nimmt der Knorpel Wasser und Nährstoffe aus der Gelenkschmiere auf. Dies zeigt, wie wichtig Bewegung für die Gesunderhaltung des Knorpelgewebes ist. Gleichzeitig braucht das Gelenk Bewegung, damit die Gelenkflüssigkeit, die den Knorpel ernährt, überhaupt erst gebildet wird. Synovia bildet sich am besten bei langsamer Bewegung, wie sie die Aufwärmphase bietet.

Werden die Gelenke und damit auch der wichtige Knorpel nicht ausreichend aufgewärmt, kann es leichter zu Schädigungen kommen, die langfristig Gelenksentzündungen und Arthrose mit sich bringen.

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Wie lange muss ich mein Pferd aufwärmen?

Aufgrund der genannten Aspekte stimmst du mir bestimmt zu, dass es wichtig ist, die Aufwärmphase so lang wie möglich zu gestalten.

Wie lang du dein Pferd aufwärmen solltest, lässt sich nicht pauschal beantworten und ist abhängig von vielen individuellen Faktoren. Im Winter dauert das Aufwärmen grundsätzlich etwas länger als im Sommer und ein altes Pferd, ein untrainiertes Pferd oder ein Pferd mit Sehnenproblemen oder Arthrose sollte in der Regel einen Tick länger aufgewärmt werden als ein gesundes und gut trainiertes Pferd (wobei du auch hier die Aufwärmphase nicht verkürzen solltest!).

Dies gilt übrigens für Boxenpferde ebenso wie für Offenstallpferde. Denn nur weil dein Pferd im Offenstall steht, heißt es nicht, dass es permanent in Bewegung ist.

Doch keine Angst, du musst nun nicht 10 bis 20 Minuten am ganze Bahn am langen Zügel reiten. Davon rate ich dir tatsächlich sogar ganz bewusst ab. Du solltest die Aufwärmphase im Schritt stattdessen effektiv nutzen und dein Pferd gymnastizieren, seine Koordination verbessern und an der Geraderichtung arbeiten.

Übungen beim Warmreiten dem folgenden Training anpassen

Wichtig ist, dass du die Übungen, die du während der Aufwärmphase mit deinem Pferd reitest, deinem drauffolgenden Training anpasst.

Ich selbst lasse meine Pferde immer erst ein paar Runden entspannt Schritt gehen und starte dann mit konkreten Übungen. Diese nutze ich sowohl bei der Bodenarbeit als auch beim Reiten. Einen speziellen Trainingsschwerpunkt hab ich nicht. Mit Trainingsschwerpunkt meine ich: Springen, Dressur, Western. Mein Schwerpunkt ist das gesunderhaltende Training, also die Arbeit an der Geraderichtung, an Schub- und Tragkraft und an Ausdauer. Besonders gern nutze ich beim Aufwärmen:

  1. Tempounterschiede (bevorzugt über den Sitz geritten wie hier beschrieben)
  2. Rahmenverkürzen und -verlängern
  3. Große Biegungen (Zirkel)
  4. Seitwärtstreten (Schenkelweichen/Viereck verkleinern und vergrößern)
  5. Kleinere Biegungen (Kehrtvolte, Volte)
  6. Seitengänge (Schulterherein, Travers)
  7. Übungen für die Sensomotorik/Koordination wie zum Beispiel das Mattentraining

In der Regel reite ich 10-15 Minuten Schritt und fange dann an, locker zu traben: ganze Bahn, große Biegungen, Seitwärtstreten. Alles jeweils auf beiden Händen. Vor allem im Trab darf mein Pferd zu Beginn auch gern mal Trüffelschwein spielen und die Nase tief nehmen (solang die Hinterhand mitkommt). Denn das zeigt mir, dass die Muskeln dehnfähig sind. Ein Pferd, das im Rücken fest und verspannt ist, wird den Kopf niemals so tief im Trab tragen können.

Darüber hinaus nutze ich das Aufwärmen des Pferdes auch sehr gern für das Sensomotoriktraining.

Sensomotorisches Training/Kooordinationstraining für die Aufwärmphase

Sensomotorisches Training/Koordinationstraining erfordert eine höhere Konzentrationsfähigkeit vom Pferd. Daher ist es sinnvoll, koordinative Übungen zu Beginn einer Trainingseinheit einbauen. So wird das Nervensystem aktiviert, was dir im Training hilft und das mögliche Verletzungsrisiko wird minimiert. Zudem kann die propriozeptive Stimulierung dazu beitragen, das Pferd aufmerksamer zu machen. Es nimmt seinen gesamten Körper aufmerksamer und bewusster wahr und wird, je nach Pferd, Tagesform und Übung, wacher – eine Grundvoraussetzung für das folgende Lernen von (neuen) Bewegungsabläufen.

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Sensomotorisches Training bedeutet, dass du auch die Sinnessysteme und das Gehirn in dein Training einbeziehst, um das Zusammenspiel von Gehirn, Nervensystem und Muskeln zu verbessern. Dies sorgt am Ende für eine bessere Koordination zwischen unterschiedlichen Muskeln bzw. innerhalb eines einzelnen Muskels, für ein besseres Körpergefühl des Pferdes, für mehr Stabilität und für verbesserte Bewegungsabläufe.

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