Pferdetraining im Winter

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Pferdetraining im Winter: 8 Übungsideen für schlechtes Wetter

Herbst und Winter bringen häufig schlechtes Wetter mit sich und erschweren uns das Pferdetraining – vor allem, wenn du, wie ich, dein Pferd im Offenstall stehen hast und eine Halle weit und breit nicht in Sicht ist. Und auch wenn an dem Spruch „es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung“ etwas dran ist, so erschweren ein regennasser, matschiger oder gar gefrorener Boden das Pferdetraining im Winter doch sehr. Deswegen gibt’s in diesem Beitrag 8 Tipps, Ideen und Inspiration für das Pferdetraining im Winter, die du bei so ziemlich jedem Wetter umsetzen kannst.

Hier kannst du dir den Beitrag vorlesen lassen:

Zunächst einmal der Hinweis: Auch wenn der Herbst und der Winter erschwerte Trainingsbedingungen für dich und dein Pferd mit sich bringen und das Training deutlich reduzierter ausfällt als in den wärmeren Sommermonaten, solltest du dein Pferd auf keinen Fall in eine wochenlange Trainingspause geben und darauf warten, dass das Wetter besser wird.

Eine Pause würde ich dir nur (eingeschränkt) empfehlen, wenn du ein junges Pferd hast, das den Winter über Zeit bekommen soll, um das neu Gelernte zu verarbeiten. Das habe ich mit meinem Sleipi auch gemacht, als er noch ganz jung war und ich mit seiner Ausbildung anfing. Aber auch hier gilt: Ausreichend Bewegung ist wichtig und wenn du dein Jungpferd nach der Pause wieder anfängst zu arbeiten, musst du mit dem Muskelaufbau neu starten.

Warum eine Trainingspause im Winter nicht sinnvoll ist

Ich weiß, dass wir Freizeitreiter Reiten häufig nicht als Sport betrachten. Wir kommen nicht ins Schwitzen, bekommen keinen Superbody und unsere Kondition verbessert sich auch nicht wirklich. (Ob das nun gut oder schlecht ist, kannst du gern selbst überlegen. 😉) Aber auch wenn es für dich nicht anstrengend ist, eine halbe Stunde oder eine Stunde auf deinem Pferd zu sitzen – für dein Pferd ist es eine körperliche Herausforderung dich zu tragen. Denn Pferde sind nicht zum Tragen von Gewicht gemacht. Sie müssen dafür trainiert werden. Sind sie das nicht, droht über kurz oder lang eine Trageerschöpfung, die zu Folgen wie Rückenschmerzen, Sehnen- und Bänderproblemen und Gelenkerkrankungen wie Arthrose führen kann. Das klingt vielleicht hart, ist aber so.

In dieser Studie wurde beispielweise untersucht, welche Bedeutung das Reitergewicht auf das Pferd hat. Um die Studie total verknappt zusammenzufassen: Optimales Reitergewicht wären rund 10 Prozent des Pferdegewichts. Und nun rechne mal… Mein Sleipi wiegt keine 400 kg. Ich selbst bin 1,63 m groß mein Gewicht bewegte sich in den vergangenen 25 Jahren zwischen 50 und 55 kg. Damit liegt mein Gewicht über dem „optimalen Reitergewicht“ (und optimal setze ich in Tüddelchen, weil wir ja wissen, dass Pferde keine Lastenträger sind). Es haben zwar nur wenige Pferde teilgenommen und daher ist das Ergebnis nicht allgemeingültig repräsentativ, dennoch find ich, dass sie zum Nach- und gerne auch zum Umdenken anregen sollte…

Dein Pferd muss also entsprechend trainierte Muskeln haben, um dich und dein Gewicht tragen zu können (Stichwort: Rumpftrageapparat). Hier liest du mehr über die wichtigsten Muskeln, die dein Reitpferd braucht und wenn du noch tiefer in das Thema einsteigen möchtest, empfehle ich dir meinen Onlinekurs Rückenfitte Pferde.

Cover Onlinekurs Rückenfitte Pferde

Mit dem Onlinekurs „Rückenfitte Pferde“ bekommst du ein grundlegendes Verständnis für gesunderhaltendes Pferdetraining sowie Einblicke in Anatomie und Biomechanik und du erfährst, wie du dein Pferd rückenfit trainieren kannst und worauf es dabei wirklich ankommt.

Du weißt sicherlich aus eigener Erfahrung: Muskeln bauen sich schneller ab, als man gucken kann. Und was für dich gilt, gilt auch für dein Pferd. Bedeutet: Lässt du dein Pferd den Winter über stehen, weil es dir zu nass und zu kalt ist, beginnst du im Frühjahr wieder neu mit dem Muskelaufbau.

Ein bisschen Muskelabbau lässt sich nicht vermeiden. Das ist einfach so. Doch gegen zu viel Muskelschwund, kannst du etwas tun: Bodenarbeit ist hier das Zauberwort! 😉

Training im Winter braucht mehr Zeit

Ein Punkt, der beim Wintertraining des Pferdes eine wichtige Rolle spielt, ist die Zeit. Und zwar nicht die eigentliche Dauer der Trainingseinheit, sondern die Zeit insgesamt.

Im Winter steht dir in der Regel weniger Zeit zur Verfügung, weil die Tage kürzer sind. Dies gilt zumindest dann, wenn es bei dir am Stall keine hell beleuchtete Halle oder einen hell beleuchteten Platz gibt.

Aber diesen Aspekt meinte ich nicht: Trainierst du dein Pferd im Winter, ist erstmal die Aufwärmphase länger. Und je nach Trainingsintensität beginnt dein Pferd im Laufe der Einheit zu schwitzen. Das heißt, dass du am Ende unbedingt eine ausreichend lange Cool-down- und Abschwitzphase einplanen solltest. Stellst du nämlich dein verschwitztes, nasses Pferd einfach so wieder zurück, kommt es ganz leicht zu Muskelverspannungen.

Der Aspekt des Abschwitzens war für mich übrigens im Winter immer schon ein Punkt, das Training runterzufahren und viel mehr vom Boden aus zu arbeiten. Sleipi ist ein Isi mit viel Plüsch und ich achte seit jeher darauf, dass er nicht allzu stark schwitzt. Insbesondere nicht am Abend. Ein bisschen schwitzen ist okay – je nach Temperatur – aber so ein Trainingsprogramm wie im Sommer gibt und gab es bei mir im Winter nie.

Fit durch den Winter mit Bodenarbeit

Bevor ich dir ein paar Übungsideen mitgebe, mit denen du dein Pferd auch im Winter fit halten kannst, möchte ich noch eine Sache zur Bodenarbeit sagen: Bodenarbeit unterstützt dich dabei, dein Pferd grundsätzlich fit zu halten und zu trainieren. Du verbesserst vom Boden aus Kraft, Ausdauer und Koordination. Aber wenn du reiten möchtest, braucht deinen Pferd einen Gewichtsreiz, um für das Tragen von Reitergewicht entsprechend trainiert zu sein. Reitest du dein Pferd im Winter länger nicht, sondern arbeitest du es nur vom Boden, dann geht ihr fit aus dem Winter raus, was das Reiten angeht, solltest du aber wieder langsam starten und die Dauer deiner Reiteinheiten nach und nach verlängern. Sprich: Du setzt dich während der Bodenarbeitseinheit für 5 Minuten drauf, für 10 Minuten usw. – die Zeitdauer ist hier natürlich abhängig vom Trainingszustand deines Pferdes.

Hier kommen nun meine 8 Ideen für das Pferdetraining im Winter, die du je nach Bodenbeschaffenheit umsetzen kannst:

Übungsideen Wintertraining Pferd

Trainingstipp 1: Spazierengehen mit deinem Pferd

Spaziergänge mit Pferd sind alles andere als langweilig, wenn du nicht mit der Einstellung rangehst, dass Sapziergänge mit Pferd langweilig sind. 😉 Ich liebe es, mit Ponys, Kind und Hund spazieren zu gehen. Mittlerweile ziehen wir tatsächlich sehr häufig zu fünft los. Aber auch nur allein mit einem Pferd kann das Spazierengehen (in einem ordentlichen Tempo) eine sinnvolle Ergänzung des Trainings sein. Hier kommen fünf Gründe (die du in deinem Kopf beliebig ergänzen kannst):

  • Du bewegst dich und bleibst fit.
  • Dein Pferd bewegt sich.
  • Du kannst deinen Alltagsstress hinter dir lassen, was sich auf jeden Fall positiv auf deine mentale und körperliche Gesundheit und auf das Miteinander mit deinem Pferd auswirkt.
  • Eure Verbindung wird gefestigt, weil ihr zusammen auf Augenhöhe „kleine Abenteuer“ erlebt.
  • Läufst du durch den Wald und über unterschiedliche Untergründe bergauf und bergab, hast du ein super Sensomotorisches Training und verbessert unter anderem Koordination, Propriozeption und Trittsicherheit deines Pferdes.

Trainingstipp 2: Mattentraining

Mattentraining geht immer und überall und bei jedem Wetter. Mattentraining bzw. das Training mit instabilen Untergründen verbessert Balance, Trittsicherheit und Körpergefühl, trainiert die Tiefenmuskulatur und macht Spaß. Du kannst die Matte beim Putzen nutzen, beim Füttern und sie natürlich aber auch in deine Reit- und Bodenarbeitseinheiten einbauen.

Wenn du mehr zum Mattentraining erfahren möchtest und Ideen suchst, ist vielleicht mein kleiner Onlinekurs zum Mattentraining genau das Richtige für dich.

Trainingstipp 3: Handarbeit

Der Winter ist super geeignet für die klassische Arbeit an der Hand. Selbst wenn der Boden gefroren ist, kannst du auf dem Platz meist ein bisschen Schrittarbeit machen – es sei denn, der Boden war vorher super matschig und ist nun eine gefrorene Huckelpiste. Vor allem die Handarbeit schätze ich im Winter (oder an heißen Sommertagen). Du kannst mit der klassischen Arbeit an der Hand zum Beispiel an Seitengängen und Versammlung arbeiten. Gelingt die Arbeit am kurzen Zügel, kannst du auch umstellen auf Langzügel.

Hier liest du mehr über die Anfänge der klassischen Handarbeit

Trainingstipp 4: Wippentraining

Ebenso wie das Mattentraining geht auch bei Schmuddelwetter das Wippentraining immer. Du brauchst du einen ebenen und idealerweise trockenen Platz. Solltest du überhaupt keinen gepflasterten Bereich haben, kannst du dir auch einfach eine oder zwei Fallschutzmatten oder Gehwegplatten in den Unterstand und dort wippen.

Beim Wippentraining bietest du deinem Pferd ein tolles Ganzkörpertraining – und zwar ganz gleich, ob du mit der Zweibeinwippe arbeitest, wo der Fokus noch mehr auf dem Bereich Rumpftrageapparat liegt, oder ob du mit der Ganzkörperwippe wippst.

Mehr zur Zweibeinwippe und der Wirkung liest du hier und hier liest du mehr zum Wippentraining mit Pferd.

Tipp 5: Longenarbeit

Ist es nicht super matschig oder hart gefroren, ist Longenarbeit ideal, um dein Pferd adäquat zu bewegen und an Kraft, Ausdauer, Koordination und Geraderichtung zu arbeiten. Aber Achtung: Longieren ≠ Zentrifugieren. Sprich: Du stehst nicht auf einer Stelle und lässt dein Pferd (womöglich noch ausgebunden und mit Longe im Trensenring) um dich herumlaufen, sondern du bewegst dich mit deinem Pferd über den gesamten dir zur Verfügung stehenden Platz. Idealerweise nutzt du hierfür einen Kappzaum.

Für die Aufwärmphase, die im Winter durchaus aus 15 Minuten Schritt bestehen sollte, kannst du koordinative Übungen nutzen: Tempo variieren, Seitwärtstreten usw. Longieren kannst du ein Quadrat, ein Oval, Volten usw.

Über das wichtige Thema Pferde aufwärmen hab ich hier mehr geschrieben und hier teile ich konkrete Tipps fürs Longieren.

Tipp 6: Podesttraining

Podesttraining nutz ich gern, wenn wirklich nichts geht, weil der Boden so hart ist. In solchen Fällen geht Sensomotoriktraining mit Wippen, Matten und Podesten immer. Ob Ganzkörperpodest oder Minipodest – Trainingsvarianten gibt es viele. Du kannst aufs Podest steppen, du kannst das geschlossene Stehen und die Gewichtsverlagerung üben und vieles mehr. Ideen fürs Podesttraining und eine Bauanleitung findest du hier.

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Tipp 7: Crunches

Crunches – oder Isometrische Squats, wie sie beim Okapitraining genannt werden – sind eine meiner absoluten alltime-Favouriteübungen vom Boden. Hierbei handelt es sich um eine Art Versammlung im Stand bei der dein Pferd lernt, seinen Widerrist (und damit auch den Brustkorb) anzuheben. Ausführlich schreibe ich über diese Übung hier und ich zeige sie dir außerdem in meinen Onlinekursen Rückenfitte Pferde und Sensomotorisches Pferdetraining.

Tipp 8: Clickertraining starten

Ein letzter und abschließender Trainingstipp, der im Grunde kein richtiger Trainingstipp ist, weil er sich mit den sieben davor genannten Übungsideen verknüpfen lässt, ist das Clickertraining. Clickertraining ist das Training mit positiver Verstärkung. Hierbei handelt es sich um eine Lernmethode, bei der du dein Pferd für richtige Dinge belohnst. Der Clicker – eine Art Knackfrosch – wird immer in dem Moment bedient, in dem dein Pferd etwas richtig macht. Daraufhin folgt Futterlob. Der Click dient dazu, dass dein Pferd die leckere Belohnung auch wirklich mit dem erwünschten Verhalten in Verbindung bringt und versteht, wofür es belohnt wurde. Dies führt dazu, dass dein Pferd mit der Zeit immer motivierter und aufmerksamer ist im Training und selbst anstrengende und schwierige Übungen mit Freude und Begeisterung ausführt.

Der Winter bietet sich meiner Meinung nach super an, um mit dem Clickertraining zu starten.

Lesetipp: Clickertraining mit Pferden: Was ist das und wie funktioniert es?

In meinen Onlinekursen gehe ich auf das Thema Lernverhalten ein und erläutere dir die unterschiedlichen Lernmethoden. Wenn du mit dem Clickertraining starten möchtest und noch total unerfahren bist, empfehle ich dir den Clickerkurs von Ruth und Yvonne, meinen Pfergo-Ausbilderinnen und Gründerinnen der Pfergo Akademie.

Onlinekurs How to Clicker
Hier kommst du zum Onlinekurs

Wenn du selbst den Winter zur Fort- und Weiterbildung nutzen möchtest, und Freude hast bei der Arbeit mit Matte, Wippe und Co, ist mein Onlinekurs Sensomotorisches Pferdetraining ganz sicher etwas für dich. Dort lernst du unter anderem mehr über den Effekt dieser Trainingstools.

Onlinekurs Sensomotorisches Pferdetraining

Sensomotorisches Training bedeutet, dass du auch die Sinnessysteme und das Gehirn in dein Training einbeziehst, um das Zusammenspiel von Gehirn, Nervensystem und Muskeln zu verbessern. Dies sorgt am Ende für eine bessere Koordination zwischen unterschiedlichen Muskeln bzw. innerhalb eines einzelnen Muskels, für ein besseres Körpergefühl des Pferdes, für mehr Stabilität und für verbesserte Bewegungsabläufe.

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