Wenn es um die Arbeit mit dem Pferd geht, denken viele primär ans Reiten. Das finde ich seltsam. Ich zum Beispiel bin ein riesiger Fan von Bodenarbeit mit Pferd. Und meine Begeisterung versuche ich mit meinen Reitschülern und Kunden zu teilen. Vielleicht kann ich mit diesem Text ja auch dich überzeugen.
Tipp: Du möchtest den Text nicht selbst lesen? Dann lass ihn dir hier von mir vorlesen:
Bodenarbeit ist alles andere als langweilig!
Ein Gerücht, dass sich hartnäckig unter den Reitern hält: Bodenarbeit ist langweilig.
Woher dieses Gerücht kommt, das weiß ich nicht. Ich habe verschiedene Vermutungen.
Zum einen denke ich, dass es daran liegt, dass sich viele gar nicht genau vorstellen können, wie vielfältig diese Form des Trainings sein kann.
Zum anderen denke ich, dass vielen die Kommunikation mit ihrem Pferd vom Boden aus schwer fällt. Sitze ich auf seinem Rücken, muss ich weniger mit meinem Körper kommunizieren – natürlich kommuniziere ich auch über meinen Sitz, ich habe jedoch auch die Zügel. Vom Boden aus findet eine ganz andere Kommunikation statt. Man muss seinen Körper anders und vor allem bewusst einsetzen. Und das fällt vielen schwer.
6 gute Gründe, warum Bodenarbeit toll ist!
Ich schätze die Bodenarbeit aus verschiedenen Gründen:
- Bodenarbeit bringt Abwechslung in den Trainingsalltag.
- Bodenarbeit fordert unsere Kreativität heraus.
- Bodenarbeit umfasst nahezu alles, was nicht auf dem Pferderücken stattfindet: Longieren, Handzügelarbeit, Freiarbeit, Clickertraining und Zirzensik. Selbst Spazierengehen ist Bodenarbeit.
- Bodenarbeit stärkt die Persönlichkeit.
- Bodenarbeit verbessert die Pferde-Mensch-Kommunikation.
- Bodenarbeit stärkt die Bindung zwischen mir und meinem Pferd.
Bodenarbeit ist die Basis für alles
Die gesamte Pferdeausbildung baut auf der Bodenarbeit auf. So sind Führen und Anhalten zum Beispiel elementare Bestandteile der Pferdeausbildung. Für ein Pferd mag Schrittgehen und Anhalten vielleicht körperlich nicht anstrengend sein. Für den Kopf eines Jungpferdes ist es das aber allemal.
Als mein Wallach damals vierjährig zu mir kam, kannte er quasi noch nichts. Fast ein Jahr lang stand bei uns nur Bodenarbeit an. Dann erst kamen Sattel und Reiter. Spielerisch haben wir uns der Reitpferdewelt genähert. Ob Führtraining, Schrecktraining, longieren oder Spaziergänge – unser Trainingsplan war mindestens so abwechslungsreich wie unser Trainingsplan heute. Langeweile? Fehlanzeige.
Durch die vorbereitende Bodenarbeit ist die Beziehung zwischen meinem Jungpferd und mir gewachsen und stetig enger geworden. Wir haben uns auf Augenhöhe kennengelernt und haben entdeckt, dass wir einander vertrauen können. So gab es auch später beim Einreiten nie Probleme. Er kannte das meiste nämlich schon. Er wusste, er braucht keine Angst haben. Und er wusste, dass es angenehm sein kann, die Zeit mit mir zu verbringen. Probleme beim Einfangen oder Führen haben wir bis heute nicht gehabt.
Diesen Weg gehe ich auch mit meinen Kunden und ihren Pferden. Ich unterstütze sie dabei, ihren Pferden auf Augenhöhe zu begegnen und sie vom Boden aus ausreichend auf ihren Job als späteres Reitpferd vorzubereiten.
Bodenarbeit: Gymnastizieren ohne Störfaktor
Vom Boden aus können wir unser Pferd aber nicht nur auf das Reiten selbst vorbereitet, wir können vom Boden aus auch unser Reiten selbst verfeinern. Stellung und Biegung, Vorwärts, Rückwärts, Seitwärts – alles ist möglich. Der Vorteil dabei ist, dass das Pferd kein zusätzliches Reitergewicht trägt, keinen Reiter auf dem Rücken hat, der Balance und Gleichgewicht stört und der durch das eigene Anspannen verhindert, dass das Pferd gelöst und locker laufen kann. (Mehr darüber kannst du hier nachlesen)
Ich gehöre zu den Reitern, die sich schnell festmachen. Damit blockiere ich mein Pferd und verhindere, dass es locker und losgelassen laufen kann. Das passiert am Boden nicht.
Lernen durch Beobachten
Ein weiterer ganz großer Vorteil, den ich an der Bodenarbeit schätze: Ich sehe, wie mein Pferd sich bewegt.
Ich sehe, ob es gerade und spurig läuft, ob es seine Hinterhand aktiv nutzt und ob es seinen Rücken locker schwingen lässt. Ich sehe, wie meine Hilfen ankommen und wie mein Pferd reagiert. Allein durch das Beobachten lerne ich ganz viel über mein Pferd. (In meinem Onlinekurs Rückenfitte Pferde zeige ich dir, wie du das Rückentraining in den Alltag mit deinem Pferd einbinden kannst.)
Gleichzeitig lerne ich durch die Bodenarbeit aber auch viel über mich und für mich. Ich erfahre, wie ich auf mein Pferd wirke. Trete ich zu dominant auf oder bin schlecht drauf, dann weicht es von mir. Bin ich eine kleine graue Maus, dann nimmt es mich nicht ernst.
Dieses Thema greife ich auch in meinem 👉 Onlinekurs Grundlagen der Bodenarbeit immer wieder auf.
Durch regelmäßige Bodenarbeit lernst du, deinen Körper als Kommunikationsmittel viel bewusster einzusetzen. So kannst du viel klarer und auch feiner mit deinem Pferd kommunizieren. Durch diese feine Kommunikation und das Vertrauen, das dabei aufgebaut wird, wird es möglich, Probleme zu lösen, die unlösbar scheinen, beispielsweise wenn ein Pferd klebt.
Außerdem kann ich mithilfe von Bodenarbeit ganz toll Muskeln aufbauen. Darüber habe ich hier sehr ausführlich geschrieben.
Was ich aber am meisten an der Bodenarbeit schätze ist, dass sie den allermeisten Pferden ganz viel Spaß macht (zumindest dann, wenn auch der Mensch mit Freude dabei ist). Vor allem Übungen wie das Podest-Training aber auch die Handzügelarbeit liebt mein Pony sehr. Nicht fehlen dürfen bei uns instabile Untergründe, Pferdewippen und die Intrinzen-Crunches, was nochmal einen ganz neuen Impuls für unser Miteinander gibt.
Dazu bietet dir auch mein Buch Sensomotorisches Pferdetraining ganz viele Übungsideen für das Pferdetraining vom Boden:
Lesetipp: Auch Pfridolin Pferd weiß Bodenarbeit zu schätzen – mehr dazu gibts hier zu lesen.
Und nun bin ich gespannt auf deine Meinung: Machst du gerne Bodenarbeit oder findet du sie eher langweilig? Was machst du an Bodenarbeit mit deinem Pferd? Welche Tipps hast du für andere Reiter? Schreib mir gern einen Kommentar!
Auch das Konzept Longieren als Dialog von OsteoDressage kann ich dir an dieser Stelle sehr empfehlen. Die Initiatorinnen dieses Konzeptes schreiben dazu: „Sie verhelfen Ihrem Pferd zu mehr Gleichgewicht, Losgelassenheit und einer gesunden Bewegungsweise und Traghaltung, die die klassische Reiterei optimal ergänzen. Dabei wird das Pferd nicht in eine äußere Form gedrängt, sondern darf aktiv Bewegungsvorschläge einbringen, entwickeln und im Laufe dieses Prozesses selbst zur individuell richtigen Form finden.“
Tipp: Neben Büchern bietet Osteodressage auch verschiedene 👉 Onlinekurse* zu diesem Thema an. So gibt es neben dem Gesamtpaket Longieren als Dialog* auch verschiedene Einführungs- und Teilkurse, beispielsweise Grundlagen: Konzept, Ausrüstung, Hilfen und Übungen*, How to Start* und Rund ums Stangenquadrat*. Besonderes Goodie: Mit dem Code 360GRADPFERD5 bekommst du auf deine Bestellung im Osteodressage-Shop* 5% Rabatt!
Dir gefällt was du hier liest?
Dann trag dich auf meiner E-Mailliste ein. Als Dankeschön bekommst du Zugang zu meiner Online-Bibliothek.
Hat dir dieser Beitrag gefallen?
Klicke auf die Sterne um zu bewerten!
Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0
Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.
Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!
Lass uns diesen Beitrag verbessern!
Wie kann ich diesen Beitrag verbessern?
2 Kommentare zu „6 gute Gründe, warum du Bodenarbeit mit deinem Pferd machen solltest!“
Liebe Karo, toll geschrieben. Ich mache sehr sehr gerne Bodenarbeit und das Reiten fehlt mir überhaupt nicht – habe zwei Shettys 😉 Freue mich auf die nächsten Teile zu dem Thema. Viele Grüße Silke
Liebe Karo, ein wunderschöner Artikel und ich freue mich jetzt schon auf die Serie. Ich bin ja auch ein Riesenfan von Bodenarbeit und kann so gar nicht verstehen, warum sie nicht ein Musthave für alle Reiter in der Pferdewelt ist. Sie kann so viel für uns und unser Pferd und unsere Pferd-Mensch-Beziehung zu tun. Und warum soll ich dem Pferd eigentlich immer erst alles von „oben“ erklären? Das habe ich noch nie verstanden 🙂 Bis zum nächsten Teil und alles Liebe, Petra