Körperbänder für Pferde Wirkung Training Anwendung

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Körperbänder für Pferde: Training mit dem Körperband

Eine Hinterhand, die schlecht unter den Schwerpunkt fußt, Balanceprobleme und erhöhte Schreckhaftigkeit – hier kann das Training mit dem Körperband helfen. Was es mit dieser Form des sensomotorischen Trainings auf sich hat, wie das Körperband wirkt und wann du es einsetzen solltest – darum geht es in diesem Beitrag.

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Zum ersten Mal vom Training mit dem Körperband erfahren habe ich vor vielen, vielen Jahren in einem Buch von Linda Tellington-Jones. Doch so richtig wichtig hab ich es ehrlich gesagt nie empfunden. Das hat vermutlich mit der Empfehlung zu tun gehabt, die sie gibt. In ihrem großen Buch Tellington Training für Pferde schreibt sie auf S. 179 in Bezug auf die Anwendung: „damit das Pferd beim Schmied still steht, beruhigend für Pferde […] die zum Scheuen neigen, […] unter Platzangst leiden, […].“ Auch für Fohlen sei das Körperband geeignet und ganz grundsätzlich fördere das Band „ein Gefühl der Sicherheit in jeder Situation“.

All diese Punkte waren für mich und mein Pferd nicht relevant.

Heute sehe ich das Körperband etwas anders und schätze den zusätzlichen Impuls, den es bieten kann und der deinem Pferd hilft, seinen Körper besser wahrzunehmen und eine Bewegung „optimaler“ auszuführen.

Durch meine Ausbildungen zur Pferdeergotherapeutin und Physio Riding Coach habe ich mich intensiver mit der Wirkung und dem Einsatz des Körperbands beschäftigt. Beim Physio Riding, einer Kombination aus Pferdephysiotherapie und klassischer Reitlehre, spielt das Körperband im Rahmen der Bewegungstherapie und des sensomotorischen Trainings eine wichtige Rolle.

Körperband sorgt für eine bessere Körperwahrnehmung

Körperbänder sind einfache Elastikbandagen. Mithilfe des Körperbands kannst du die Körperwahrnehmung deines Pferdes verbessern. Du kannst deinem Pferd helfen, seine Körpergrenzen besser wahrzunehmen (wo fange ich an und wo höre ich auf), den Körper in seiner Gesamtheit besser wahrzunehmen und du kannst die Wahrnehmung einzelner Körperbereiche stärken. So gibt es ganz unterschiedliche Wickeltechniken, Kopfbandagen, Bandagen im Hals-Widerrist-Ellenbogenbereich, die berühmte Acht usw.  

Pferdetraining mit Köperbandage

Die Reize, die das Körperband erzeugt, werden in erster Linie über die Rezeptoren der Haut (taktiles System/Tastsinn) wahrgenommen und geben dem Pferd ein verbessertes Bild seines eigenen Körpers.

Für präzise und koordinierte Bewegungen benötigt das Gehirn zahlreiche hochwertige und klare Informationen über den Körper. Es muss sozusagen eine 3-D-Landkarte des Körpers erstellen, um diesen adäquat steuern und einsetzen zu können.

Wenn dein Pferd seinen Körper nicht optimal wahrnehmen kann, kann es ihn auch nicht optimal einsetzen. Ihm fehlt quasi ein Puzzleteil seines Körpers und die Landkarte weist schwarze Löcher auf.

Doch nicht nur der motorische Output verbessert sich durch eine bessere Körperwahrnehmung, sondern auch das mentale Empfinden. Das Gehirn hat in erster Linie die Aufgabe, das Überleben zu sichern und den Körper in Balance zu halten (das spielt bei der Überlebenssicherung mit rein). Je besser es über den Körper Bescheid weiß, desto besser kann es ihn einsetzen. Das gibt ein Stück weit Sicherheit. Deswegen haben die Körperbänder auch so oft eine entspannende Wirkung: Legst du sie an, kann es passieren, dass dein Pferd anfängt zu kauen, zu lecken und abzuschauben.

Konkretes Wahrnehmungsbeispiel: Hinterhandaktivität verbessern mit Körperbändern

Ein Körperteil, das bei vielen Pferden ein schwarzes Loch auf der Landkarte darstellt, ist die Hinterhand. Ist die Hinterhand aber aus der Wahrnehmung deines Pferdes verschwunden, wird es ihm schwer fallen, aktiv unter den Schwerpunkt zu treten, sein Gewicht auf die Hinterhand zu legen, den Rücken aufzuwölben und sich losgelassen zu bewegen.

Hier kann das Körperband helfen – vor allem in Kombination mit Bodenarbeit und anderem sensomotorischem Input.

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Körperbänder in der Praxis eingesetzt

Ob und wie du Körperbänder einsetzt, hängt von deinem Pferd ab. Hier gibt es meiner Meinung nach kein Richtig oder Falsch. Probier einfach aus, wie dein Pferd reagiert. Am Ende des Beitrags findest du dazu noch ein paar konkrete Hinweise.

Bevor ich bei meiner Arbeit zum Körperband greife, nutze ich zunächst andere sensorische Stimulationen: Berührung (bevorzugt), vibrierende Massagebobbel, Igelbälle oder Bürsten. Auch diese Hilfsmittel erzeugen Reize und verhelfen deinem Pferd zu einem besseren Gefühl für seinen Körper.

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Doch es gibt auch Pferde, bei denen der Einsatz der Bänder sehr hilfreich ist. Beispielsweise habe ich sie mit großem Effekt bei einer halbblinden Stute eingesetzt.

Auch bei meinen eigenen Pferden nutze ich immer mal wieder Körperbandagen. Bei Merlin häufiger als bei Sleipi.

Einen riesigen Effekt habe ich bei Sleipi gesehen, als ich das Körperband mit der Hinterhandwippe kombiniert habe: Meinem Pferd fiel es sehr schwer, mit der Hinterhand die Zweibeinwippe zu betreten. Es stellte seinen Huf ab, stieg aber nie drauf. Deswegen habe ich mit verschiedenen weiteren Reizen (insbesondere Plufsig als instabiler Untergrund und Körperbändern als Acht gewickelt) gearbeitet. Und es dauerte nicht lang, da war das Betreten der Zweibeinwippe mit der Hinterhand kein Problem mehr.

Und auch bei der Arbeit mit der Ganzkörperwippe habe ich die Körperbandagen erfolgreich und sinnvoll einsetzen können. Lange Zeit brachte Sleipi die große Wippe über Crunches zum Wippen. Sieht toll aus und stärkt auch den Rumpf.

Aber ich wollte gern Wippwapps a la Nina Steigerwald haben.

Bei den Crunches bringt mein Pferd sehr viel Spannung in den Körper. Für die WippWapps muss er die Muskelspannung loslassen und nach kurzer Zeit neu aufbauen. Das fiel ihm sehr schwer.

Auf dem Bild siehst du, was ich meine.

Pferdewippentraining zur Stärkung der Bauch- Rückenmuskulatur
2019 – unsere Anfänge auf der Ganzkörperwippe

Um es ihm etwas leichter zu machen, habe ich mit verschiedenem sensorischen Input durch Körperbänder gespielt. Ich habe das Körperband um Bauch und Rücken gewickelt – vom Widerrist über den Bauch bis zur Lendenwirbelsäule, um zusätzlich Input in den relevanten Bereichen zu erhalten.

Das Ergebnis am Ende unserer Einheit: ein paar erste WippWapps, auf denen sich aufbauen lässt!

Hier siehst du Sleipi einige Jahre später:

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Bei Merlin hilft das Körperband gut, um an Balance und Losgelassenheit zu arbeiten. Anfangs, als er zu mir kam, ließ er sich rechte Seite nicht longieren und zeigte statt Trab immer nur Pass. Beides hat sich mit der Körberbandarbeit recht schnell gelegt.

Körperbandagen fürs Pferd: Unterschiedliche Wickeltechnik, unterschiedliche Wirkung

Wickeltechniken gibt es ganz viele verschiedene. Du findest eine tolle Übersicht in dem kleinen Körperbänder-Büchlein von Robyn Hood und Mandy Pretty mit dem Titel „Gut gewickelt“.

Die klassische Wickeltechnik, die ich meinen Kunden in der Regel auch zeige, ist die Acht. Und die stell ich dir auch hier vor.

Die Körperband-Acht fürs Pferd

Mit der Acht kannst du sämtliche Form der Bodenarbeit machen.

Hierfür legst du das Körperband wie eine Acht um den Pferdekörper. Auf Höhe des Widerrists kreuzen beide Bänder. Tipp: Ein Video zu dieser Wickeltickeltechnik findest du auch in meinem Onlinekurs.

Du kannst eigentlich nicht viel falsch machen. Du solltest lediglich darauf achten, dass du die Bänder nicht zu fest ziehst. Sie sollen locker anlegen und nicht auf Spannung sein.

Tipp: Nicht jedes Pferd ist total entspannt, wenn es das erste Mal eine Körperbandage angelegt bekommt. Achte deswegen darauf, dass du ruhig bist und dass die Situation für dein Pferd entspannt ist. Nutz auch ruhig Berührungen, um dein Pferd auf den neuen taktilen Reiz und das neue Körpergefühl vorzubereiten. Verknote die Enden vielleicht nicht gleich, damit du im Zweifelsfall dein Pferd schneller wieder von diesem ungewohnten Gefühl befreien kannst.

Dauer und Häufigkeit des Trainings mit Körperband

Für die Antwort auf diese Frage, bring ich dich kurz einmal aus dem Pferdekontext: Trägst du eine Uhr? Spürst du sie? Oder nur, wenn du deine Aufmerksamkeit genau auf die Uhr lenkst?

So etwas kann auch mit den Bandagen passieren. Der Körper gewöhnt sich dran, die Reize werden weniger stark wahrgenommen und der Effekt verblasst.

Deswegen empfehle ich nicht zu oft und nicht zu lang mit Körperbändern arbeiten. Je nachdem, wie gut das Gefühl deines Pferdes für seinen Körper ist, kannst du es vielleicht einmal die Woche für eine Bodenarbeitseinheit nutzen.

Du kannst das Körperband die ganze Trainingseinheit über anlassen. Ich persönlich nutze es manchmal auch nur 15 Minuten am Stück. Ich lege es manchmal auch nicht vor der Trainingseinheit an, sondern erst währenddessen. Und nehme es auch ab und lass mein Pferd die Übung ohne Bandage ausführen.

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Das richtige Körperband kaufen

Wenn du neugierig geworden bist und das Training mit Körperband ausprobieren möchtest, kannst du einfach ganz normale Elastikbandagen für die Beine nehmen. Achte darauf, dass sie breit genug sind. Fleecebandagen, die sich nicht dehnen lassen, sind weniger gut geeignet. Die Elastizität ist nämlich wichtig, damit die Körperbänder die Bewegung deines Pferdes nicht behindern und einschränken (dies ist auch der Grund, warum du sie locker anlegst und nicht zu fest).

Die Elastikbandagen lassen sich gut zusammennähen oder, je nach Modell, zusammenknoten.

Von der Länge her brauchst du für ein Großpferd knapp sechs Meter Bandage, bei einem Isländer reichen in der Regel vier Meter Band aus.

Alternativ kannst du Elastikbandagen für Menschen oder die speziellen Tellington-Körperbänder nehmen.

Weitere Infos zum Körperband, Wickeltechnik und Wirkung, viele andere Trainingsinspirationen und die TTouches findest du in diesem tollen Buch von Linda Tellington-Jones, das ich dir sehr ans Herz legen kann:

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Sensomotorisches Training bedeutet, dass du auch die Sinnessysteme und das Gehirn in dein Training einbeziehst, um das Zusammenspiel von Gehirn, Nervensystem und Muskeln zu verbessern. Dies sorgt am Ende für eine bessere Koordination zwischen unterschiedlichen Muskeln bzw. innerhalb eines einzelnen Muskels, für ein besseres Körpergefühl des Pferdes, für mehr Stabilität und für verbesserte Bewegungsabläufe.

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