Du hast Lust auf Bodenarbeit mit deinem Pferd, aber du bist in Sachen Bodenarbeit ein Anfänger und unerfahren und du weißt nicht, wie du anfängst? In diesem Beitrag gebe ich dir Tipps und Ideen für den Einstieg in die Bodenarbeit.
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Zuerst: Ich find es wirklich super, dass du dich für das Thema Bodenarbeit mit Pferd interessierst und dich fragst, wie du mit deinem Pferd anfangen sollst. Bodenarbeit wird häufig belächelt. Pferde sind schließlich zum Reiten da. Eine Aussage, die sich leider nach wie vor sehr hartnäckig hält – und meiner Meinung nach totaler Quatsch ist, wie ich hier schreibe.
Bodenarbeit ist so wichtig. Bodenarbeit ist die Basis für ein gesunderhaltendes Training – mit den richtigen Übungen kräftigt sie dein Pferd und hilft ihm dabei, seinen Job als Reitpferd gut zu machen. Sie stärkt die Beziehung und das Vertrauen zwischen dir und deinem Pferd und sie verbessert eure Kommunikation.
Bodenarbeit bietet dir die Möglichkeit, authentisch die Grundlagen des Pferdeverhaltens zu erlernen und die Körpersprache deines Pferdes zu verstehen. Natürlich weißt du auch, wie dein Pferd sich verhält, wenn du Reitest. Aber vom Boden aus, auf Augenhöhe, ist es doch nochmal was anderes.
Was ist Bodenarbeit?
Bodenarbeit umfasst alle Übungen und Trainingseinheiten, die du mit deinem Pferd vom Boden aus durchführen kannst. Das beginnt beim Führtraining und dem Spazierengehen mit Pferd und geht über das Longieren und die klassische Arbeit an der Hand bis hin zur Freiarbeit. Auch das Sensomotoriktraining ist ein Training vom Boden aus.
Vorbereitung und Ausrüstung
Als Vorbereitung für die Bodenarbeit solltest du dein Pferd putzen. Außerdem brauchst du einige Ausrüstungsgegenstände:
- Halfter und Strick: Ein gut sitzendes Halfter und ein stabiler Führstrick sind essenziell. Ich selbst mag keine Bodenarbeitsseile oder dicke Bodenarbeitsstricke, die sind mir zu unhandlich, das ist aber Geschmackssache.
- Kappzaum: Für die ersten Grundlagen reicht ein Halfter, später empfehle ich dir aber einen Kappzaum, den du sowohl für die Longenarbeit als auch für die Arbeit an der Hand nutzen kannst.
- Longe: Genau wie beim Kappzaum gilt: Anfangs reicht ein Strick, später solltest du aber eine Longe nehmen.
- Handschuhe: Ich empfehle dir Handschuhe für die eigene Sicherheit, sage aber offen, dass ich selbst eigentlich nie Handschuhe trage.
- Platz oder Paddock: Ein sicherer, eingezäunter Bereich mit genügend Platz für die Übungen.
- Ggf. Leckerlis in einem Beutel und einen Clicker
- Ggf. Peitsche (Longieren) oder eine Gerte als verlängerten Arm
Bodenarbeit mit Pferd: Erste Schritte
Eine Bodenarbeitseinheit sollte meiner Meinung nach maximal 30 Minuten dauern. Das ist die Zeit, in der sich meiner Erfahrung nach Pferd und Mensch bei der Bodenarbeit konzentrieren können. Da für dich aber vor allem am Anfang auch vieles neu sein wird, reichen auch 20 Minuten völlig aus. Hast du ein Jungpferd, würde ich die Dauer der Trainingseinheit abhängig von deinem Pferd auch kürzer gestalten. In diesem Fall solltest du es beobachten und aufhören wenn du merkst, dass es genug hat.
Du startest im Schritt. Erst später, wenn es an die Longenarbeit geht, baust du Trab und Galopp ein.
Führtraining: links und rechts
Die absolute Grundlage bei der Bodenarbeit ist für mich das Führtraining. Das heißt, dass du dein Pferd bewusst führst und dabei mal links neben deinem Pferd gehst und dann aber auch die Seite wechselst und rechts neben deinem Pferd gehst.
Lauf dabei nicht einfach planlos über den Platz, sondern denk dir direkt ein paar Aufgaben für euch aus: Zwei Ideen von mir: Schlangenlinien an der langen Seite, Volten und Zirkel und punktgenaues Anhalten an einem von dir auserwählten Punkt.
So kannst du mit deinem Pferd loslaufen und Anhalten von beiden Seiten aus üben.
Führtraining zwischen zwei Händen
Klappt das Führen links und rechts, veränderst du deine bisher vertraute Führposition und führst dein Pferd zwischen zwei Händen. Wie das geht, siehst du hier in diesem Video:
Führen mit Abstand
Klappt das Führen auf beiden Seiten und zwischen den Händen, führst du dein Pferd mit immer mehr Abstand. Dies bereitet das Longieren vor. Denn: Longieren heißt nicht zentrifugieren. Du bleibst beim Longieren also nicht auf einer Stelle stehen und lässt dein Pferd immer nur um dich herumlaufen, sondern du bewegst dich gemeinsam mit deinem Pferd über den gesamten Platz. Dafür musst du dein Pferd zwischen zwei Händen und mit Abstand führen können.
Kleiner Tipp: Das alles üben wir in meinem Onlinekurs Grundlagen der Bodenarbeit!
Gestalte das Führtraining kreativ und variabel. Bau Bahnfiguren ein, nutze Stangen und Cavaletti, lass dein Pferd über instabile Untergründe laufen, variiere das Tempo usw. So stärkst du euer Vertrauen, förderst Koordination und Konzentration und vertreibst die Langeweile, die sich einstellen kann, wenn du einfach nur Runde um Runde dein Pferd um den Reitplatz führst.
Worauf du bei der Bodenarbeit mit Pferd achten solltest
- Achte auf deine Körpersprache: Blockier dein Pferd nicht in seiner Vorwärtsbewegung, wenn du willst, dass es vorwärts geht.
- Drängt dein Pferd zu dich an dich heran, bewahre dir deinen eigenen Tanzbereich.
- Atme! Immer wieder.
- Freu dich über Dinge, die gut klappen, und lob dein Pferd mit freundlicher und ehrlicher Stimme. Das motiviert ungemein.
- Setz dir ein Ziel und halte diese Ziel auch ein. Damit meine ich: Du möchtest an einem bestimmten Punkt anhalten? Dann gib deine Hilfen so früh und so verständlich, dass ihr an diesem Punkt auch anhaltet. Und nicht eine halbe Runde später. 🙂
Die Bodenarbeits-Basics sitzen? Super, dann geht’s weiter!
Führtraining ist für mich das A und O. Kannst du dein Pferd gut führen, fällt das Longieren nicht mehr schwer – du lässt hierbei dein Pferd schließlich einfach nur mit noch größerem Abstand um die herum laufen.
Lesetipp: In diesem Beitrag teile ich mit dir 5 Tipps um Pferde richtig zu longieren
Außerdem wirst du keine Schwierigkeiten haben mit der klassischen Arbeit an der Hand, weil ihr das Führen zwischen zwei Händen kennt. Damit steht dann Lektionen wie Schulterherein und Travers, Traversalen usw. nichts mehr im Weg.
Lesetipp: In diesem Beitrag teile ich Tipps und Übungen für die Anfänge der klassischen Arbeit an der Hand
Abschließend noch ein paar Bodenarbeits-Tipps für Anfänger
- Geduld haben: Pferde lernen in ihrem eigenen Tempo. Sei geduldig mit dir und deinem Pferd. Reflektiere immer wieder: Gibst du die richtigen Hilfen? Versteht dein Pferd, was du ihm sagst? Tipp: Darum geht es auch im Onlinekurs Grundlagen der Bodenarbeit.
- Klarheit und Konsequenz: Verwende klare Signale und sei konsequent in deinen Anforderungen.
- Sicherheit geht vor: Achte immer auf deine Sicherheit und die deines Pferdes. Vermeide hektische Bewegungen und unvorhersehbare Situationen.
- Spare nicht mit Lob: Egal, ob du mit positiver Verstärkung oder konventionell trainierst: Verpass keine Chance, dein Pferd zu loben. Lob ist so wichtig für die Motivation und euer Miteinander.
Mit dem Onlinekurs „Rückenfitte Pferde“ bekommst du ein grundlegendes Verständnis für gesunderhaltendes Pferdetraining sowie Einblicke in Anatomie und Biomechanik und du erfährst, wie du dein Pferd rückenfit trainieren kannst und worauf es dabei wirklich ankommt.
Mit welchen Herausforderungen hast du bei der Bodenarbeit zu tun? Verrate es mir in einem Kommentar!
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