Rückenfitte Pferde

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Pferderücken stärken: Was bedeutet rückenfit?

Wenn wir darüber sprechen, den Pferderücken stärken und ein rückenfittes Pferd haben zu wollen, sollten wir uns zunächst mit der Frage beschäftigen, was rückenfit eigentlich bedeutet, was unser Ziel ist und was wir erreichen wollen.

Unser oberstes Ziel sollte immer sein, dass wir mit unserem Training dafür sorgen, dass uns unser Pferd ohne Schaden zu nehmen gesund tragen kann.

In der Regel gehören neben der grundsätzlichen Fitness vor allem drei Dinge dazu:

  1. Das Pferd soll über den Rücken gehen und seinen Rücken aufwölben
  2. Das Pferd soll sich losgelassen bewegen und eine gute Rückentätigkeit/Schwung zeigen
  3. Das Pferd soll geradegerichtet sein

Schauen wir uns diese Punkte mal etwas näher an.

Das Pferd soll den Rücken aufwölben

Wenn wir darüber sprechen, was gutes Reiten ausmacht und wann ein Pferd gut geritten wird, fällt immer auch die Formulierung „das Pferd geht über den Rücken“ oder „das Pferd wölbt seinen Rücken auf“.

Doch was heißt das eigentlich?

Du wirst sicherlich aus eigener Erfahrung wissen, dass dein Pferd, wenn es im Stand seinen Kopf senkt, seinen Rücken anhebt. Hebt das Pferd seinen Kopf, senkt sich der Pferderücken.

Kopf und Hals haben also einen großen Einfluss auf den Rücken und umgekehrt beeinflusst der Rücken des Pferdes die Kopf- und Halshaltung. Dies liegt daran, dass dein Pferd strukturell von Kopf von Schweif – oder genauer gesagt von Kopf bis Huf, wir sprechen hier aber über den Rücken – verbunden ist.

Und du wirst sicherlich auch schon einmal gesehen haben, dass sich der Rücken hebt und damit „aufwölbt“, wenn dein Pferd mit den Hinterbeinen gut untertritt.

Wenn ein Pferd sein Hinterbein gut unter den Schwerpunkt setzt, kippt es sein Becken ab und hebt gleichzeitig den Widerrist an.

Merke! Je besser dein Pferd sein Becken abkippen, mit dem Hinterbein untertreten und seinen Rücken aufwölben kann, desto gesünder kann es sich am Ende mit deinem Reitergewicht bewegen.

Gute Rückentätigkeit

Je besser ein Pferd mit dem Hinterbein untertritt, desto mehr wird auch die Rückenmuskulatur gedehnt.

Je nachdem, welches Hinterbein nach vorne schwingt, findet ein wechselseitiges An- und Abspannen der jeweiligen Muskeln statt. Ein sich so bewegender Rücken wird gemeinhin als „gute Rückentätigkeit“ bezeichnet.

Gute Rückentätigkeit kannst du beim Reiten spüren

Ob dein Pferd über den Rücken geht und eine gute Rückentätigkeit hat, kannst du beim Reiten spüren: Lässt sich der Rückenmuskel gut dehnen und tritt dein Pferd mit der Hinterhand gut unter den Schwerpunkt, entsteht dabei eine Bewegung, die von hinten bis nach vorne zum Kopf durchgeht. Den Schwung, der hierbei entsteht, nutzt das Pferd für seinen jeweils nächsten Schritt. Es ist vergleichbar mit einem Pendel, der hin- und herschwingt.

Diese Bewegung spürst du, dein Pferd nimmt dich mit und bewegt dich. Du spürst eine dreidimensionale Bewegung: Dein Becken beschreibt die Form einer liegenden Acht oder es fühlt sich ein wenig so an als würdest du rückwärts radfahren.

Damit sich dein Pferd so unter dir bewegen kann, muss es sich losgelassen bewegen können. Das heißt: Die erforderlichen Muskeln müssen gut arbeiten und zusammenspielen. An- und Verspannungen verhindern diese Bewegung.

Lesetipp: Losgelassenheit beim Pferd

Wichtig ist, dass du als Reiter diese Bewegung deines Pferdes auch zulässt. Reiterbecken und Pferderücken sind die größte Kontaktstelle in der Kommunikation zwischen Pferd und Reiter und es ist ein bisschen wie beim Tanzen: Wir müssen einen gemeinsamen Rhythmus finden und die Bewegungen zulassen. Wenn wir wie ein Holzbrett auf dem Pferderücken sitzen, wird das Pferd sicherlich nicht den Rücken locker schwingen lassen. Klammern wir dann noch mit den Beinen, wird sich das Pferd unter uns genau so steif bewegen, wie wir steif auf ihm sitzen.

Lesetipp: So beeinflussen sich Reitersitz und Pferd

Warum ist die Geraderichtung des Pferdes so wichtig, wenn wir den Pferderücken stärken wollen?

Jedes Pferd hat eine hohle Seite. Auf dieser Seite sind die Muskeln strukturell verkürzt und lassen sich etwas schlechter dehnen.

Die natürliche Schiefe ist per se nichts Schlimmes. Jedes Lebewesen ist schief. Das liegt zum Beispiel an der Anordnung der Organe im Körper und der Anlage der linken und rechten Gehirnhälfte. Außerdem sind wir, ebenso wie die Pferde, im Mutterleib gekrümmt.

Wenn wir unsere Pferde aber reiten wollen und somit zusätzliches Gewicht auf den Rücken bringen, sollten wir darauf achten, dass wir unsere Pferde so gut es geht geraderichten und in Balance bringen, damit wir die Gelenke nicht unnötig belasten und Verschleiß vorbeugen. Um den Pferderücken zu stärken, müssen wir daher auch immer an der Geraderichtung arbeiten.

Hohle Seite des Pferdes erkennen

Ein rechts hohles Pferd neigt dazu, auf der rechten Hand über die linke Schulter auszubrechen und sich vermehrt auf die rechte Schulter abzustützen. Bei einem links hohlen Pferd ist es genau umgekehrt, wie du auf dem folgenden Bild sehr schön erkennen kannst.

Merke: Ein geradegerichtetes Pferd erkennst du daran, dass die Spur der Hinterhufe stets in der Spur der Vorderhufe läuft.

Für die Geraderichtung spielen eine gleichmäßige Entwicklung von Kraft und Koordination eine wichtige Rolle. Durch die natürliche Schiefe sind Kraft und Koordination auf beiden Seiten unterschiedlich stark oder gut entwickelt.

Das betrifft übrigens auch uns Reiter: Wir Menschen sind entweder Rechts- oder Linkshänder, haben auf einer Seite mehr Kraft als auf der anderen und sind unterschiedlich gut koordiniert. Ich beispielsweise bin Rechtshänder und habe rechts deutlich mehr Kraft als links. Das führt dazu, dass ich leider immer wieder dazu neige, rechts (unbewusst) mehr einzuwirken als links.

Lesetipp: Die Schiefe des Pferdes erkennen

Bedeutung rückenfittes Pferd
Bedeutung rückenfittes Pferd

Den Pferderücken stärken und rückenfit trainieren: Abwechslung ist das A und O

Um ein Pferd rückenfit zu trainieren und diese drei Hauptpunkte – die natürlich nicht alles sind – zu erfüllen, solltest du dein Pferd so abwechslungsreich wie möglich gestalten.

Idealerweise besteht dein Training aus einer Kombination von Ausdauertraining, Krafttraining und propriozeptivem Training.

Krafttraining

Krafttraining stärkt dein Pferd und sorgt dafür, dass es dich und dein Gewicht tragen kann, ohne Schäden zu nehmen. Krafttraining sind beispielsweise versammelnde Übungen wie das Schulterherein oder das Travers.

Ausdauertraining

Ausdauertraining verbessert die körperliche Fitness (und für mich eigentlich der Hauptgrund, wieder mehr zu reiten). Hier bieten sich am besten Ausritte oder (wenn du so fit bist – ich bin es nicht) Joggingtouren mit Pferd an.

Koordinationstraining/Sensomotorisches Training

Koordination ist die Grundlage einer jeden Bewegung und Koordinationstraining verhilft nicht nur zu mehr Bewegungskompetenz, sondern auch zu mehr Kraft und Ausdauer, weil die Koordination der Muskeln selbst besser funktioniert. Diese Form des Trainings verbessert den motorischen Output und damit die Bewegungsqualität. Außerdem werden beispielsweise die Gelenke aktiv geschützt, weil sie besser stabilisiert werden können. Hierfür kannst du mit deinem Pferd einfach mal über Stock und Stein gehen, bergauf und bergab, gezielte Koordinationsübungen einbauen oder dein Pferd auf instabile Untergründe stellen.

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  • Wieland, Michaela (Author)

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