Die meisten Reiter wissen: Wir müssen unser Pferd über den Rücken reiten, damit es uns gesund tragen kann. Doch kannst du auch erkennen, ob dein Pferd über den Rücken läuft oder ob es den Rücken wegdrückt? Und weißt du auch, warum es so wichtig, dass dein Pferd über den Rücken geht?
Über den Rücken reiten bedeutet, dass dein Pferd seinen Rücken aufwölbt, indem es gut mit der Hinterhand unter seinen Schwerpunkt tritt, vorn hoch kommt und losgelassen mit beweglicher Muskulatur und schwingendem Rücken läuft. Wichtig: Hierbei handelt es sich nicht um starre Bewegungen, es ist ein fließendes Bewegungsmuster. Alles, was starr ist, ist fest. Und fest möchten wir nicht haben. Daher ist es falsch zu sagen „Rücken aufwölben“. Dies ist ja nur eine Bewegungsidee und kein permanenter Zustand. Aber so wird es genannt und ich schließe mich dem an. Am Ende des Beitrags wirst du verstehen, was ich meine. 😉
Um selbst zu fühlen, ob das Pferd seinen Rücken nutzt oder ihn wegdrückt, braucht es ein wenig Erfahrung. Du musst gelernt haben, Unterschiede wahrzunehmen und wissen, wie die Biomechanik des Pferdes funktioniert.
Über den Rücken reiten: die Anatomie des Pferderückens
Um zu verstehen, warum ist es so wichtig, dass dein Pferd über den Rücken geht, werfen wir kurz einen Blick auf die anatomischen Voraussetzungen unserer Pferde: Die Wirbelsäule verläuft vom Schädel bis zum Schweif und besteht aus verschiedenen Wirbelsäulenabschnitten: Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und Schwanzwirbelsäule. Zum Rücken des Pferdes gehören die Brust- und die Lendenwirbelsäule.
Viele Reiter sind überrascht, wenn sie sehen, wie tief die Wirbelsäule eigentlich liegt. Denn das, was wir oben am Rücken sehen, sind die Dornfortsätze, die bis zum 25 cm lang sein können. Die längsten Dornfortsätze befinden sich an den vierten und fünften Brustwirbeln und bilden den Widerrist.
Bauchmuskeln stützen die Wirbelsäule
Bewegt und gehalten wird die Wirbelsäule von Muskeln und Faszien. Für das Strecken sind verschiedene Rückenmuskeln zuständig, um das Beugen und Heben sowie das Stützen der Wirbelsäule kümmern sich primär die Bauchmuskeln. Du siehst also, dass es weniger die Rückenmuskeln sind, die das Aufwölben des Pferderückens fördern, sondern die Bauchmuskeln als Gegenspieler.
Lesetipp: In meinem Beitrag Pferderücken stärken durch Bauchmuskeltraining kannst du nachlesen, wie wichtig die Bauchmuskeln sind und wie du sie trainieren kannst.
Die Wirbelsäule im Rückenbereich ist vergleichbar mit einer Hängebrücke, die die Vorder- und die Hinterbeine miteinander verbindet. Setzt sich nun ein Reiter auf die Hängebrücke und belastet diese mit seinem Gewicht, gibt die Wirbelsäule nach unten nach.
Betrachten wir den gesamten Rumpf des Pferdes, dann ähnelt er einer Bogensehnenbrücke. Der Bogen dieser Brücke besteht aus Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule. Stabilisiert wird der Bogen einerseits von den tiefen Wirbelsäulenmuskeln und andererseits von der Bauchmuskulatur.
Neben den Bauchmuskeln spielen hier im Übrigen auch die tiefen Muskeln entlang der Wirbelsäule eine wichtige Rolle. Sie sind die sogenannten Halte- und Stützmuskeln. Sie können nicht bewusst angespannt werden. Auch wir können unsere Haltemuskeln entlang der Wirbelsäule nicht bewusst anspannen. Dennoch können diese Muskeln aber trainiert und gestärkt werden. Übungen findest du beispielsweise in meinem Onlinekurs „Rückenfitte Pferde“, in dem ich auch noch viel intensiver auf die Themen Anatomie und Biomechanik und gesunderhaltendes Training eingehe.
Mit dem Onlinekurs „Rückenfitte Pferde“ bekommst du ein grundlegendes Verständnis für gesunderhaltendes Pferdetraining sowie Einblicke in Anatomie und Biomechanik und du erfährst, wie du dein Pferd rückenfit trainieren kannst und worauf es dabei wirklich ankommt.
Wann wölbt das Pferd seinen Rücken auf?
Du wirst sicherlich aus eigener Erfahrung wissen, dass sich der Rücken deines Pferdes hebt, wenn es im Stand seinen Kopf senkt. Hebt das Pferd seinen Kopf, senkt sich der Pferderücken. Dies hängt mit dem Nacken-Rückenband zusammen, das beim Senken des Pferdekopfes Spannung bekommt. Hierbei handelt es sich um eine Funktion, die dir beim Reiten und der Bodenarbeit helfen kann, dein Pferd rückengesund zu trainieren – Stichwort: Dehnungshaltung.
Hierzu ein Buchtipp:
- Möller-Weingand, Katharina (Author)
Und du wirst sicherlich gesehen haben, dass sich der Rücken hebt und aufwölbt, wenn dein Pferd in der Bewegung mit den Hinterbeinen gut unter seinen Schwerpunkt tritt. Das tut es, damit es genug Platz für seine Gliedmaßen hat. Je mehr es mit seinen Hinterbeinen unter seinen eigenen Schwerpunkt tritt, desto mehr wölbt es den Rücken auf und hebt seinen Widerrist an. Dies liegt daran, dass das Becken des Pferdes mit der Wirbelsäule verwachsen ist. Kippt das Becken ab, wird die Wirbelsäule angehoben, der Rücken wird aufgewölbt
Woran erkenne ich, ob mein Pferd über den Rücken geht?
Der Rücken kommt hoch
Wenn du dein Pferd longierst oder führst, siehst du, was mit dem Rücken passiert: Tritt dein Pferd unter den Schwerpunkt und trägt sich, sprich: kommt der Rücken hoch oder tritt dein Pferd mit geradem Bein nach vorn und eher nach hinten raus und der Rücken hängt?
Kleine Blickschulung:
Dieses Bild ist ein Screenshot aus einem Video. Ich zeig es dir hier aber, weil du siehst, wie die Hinterhand den Rücken und den Hals beeinflusst
Fließende Bewegung
Ob dein Pferd über den Rücken geht und eine gute Rückentätigkeit hat, kannst du beim Reiten spüren: Sind die Muskeln losgelassen und können gut arbeiten, und tritt dein Pferd mit der Hinterhand gut unter den Schwerpunkt, entsteht dabei eine Bewegung, die von hinten bis nach vorne zum Kopf durchgeht. Den Schwung, der hierbei entsteht, nutzt das Pferd für seinen jeweils nächsten Schritt. Es ist vergleichbar mit einem Pendel, der hin- und herschwingt. Diese Bewegung spürst du, dein Pferd nimmt dich mit und bewegt dich.
Lesetipp: Hinterhand aktivieren
Schön lässt es sich auch beim Trab erspüren. Wenn dein Pferd seine Rückenmuskeln verspannt, kannst du den Trab nur sehr schwer aussitzen. Allerdings möchte ich hier einwerfen: Diese Erfahrung ist meine Islandpferdereiterinnenerfahrung. Als ich vor einer Weile das erste Mal einen Hannoveraner geritten bin, hab ich den Unterschied der Gangmuster eines Gangpferdes und eines nicht-Gangpferdes ganz krass gespürt. Aber dennoch gilt: Ist der Rücken fest, ist der Trab sehr hart.
Meinem Pferd fällt es manchmal schwer, vom Galopp in einen gelösten, lockeren Trab zu finden. Es braucht dafür immer ein paar Schritte. Ich merke dies ganz deutlich daran, dass der Trab unbequem und der Pferdekörper fest ist. Nach ein paar Schritten löst sich die Anspannung und der Rücken beginnt zu schwingen.
Wenn ein Pferd seinen Rücken richtig einsetzt, geht der Schwung durch den Reiter hindurch und du als Reiter wirst von der Bewegung des Pferdes mitgenommen. Dein Becken macht die Bewegung einer liegenden Acht (wenn du dich nicht fest machst und dein Becken mitschwingen darf – hier liest du mehr dazu).
Klarer Takt
Auch der Takt ist ein gutes Indiz dafür, dass dein Pferd über den Rücken geht. Ist ein Pferd spannig, kann es auch keinen klaren, reinen Takt gehen. Du wirst im Schritt optisch beispielsweise eine laterale Passverschiebung erkennen können. Gleiches gilt auch für den Tölt.
Leises Auffußen
Pferde, die über den Rücken gehen und deren Muskulatur losgelassen arbeiten kann, fußen weniger hart auf und sind daher leiser als Pferde, die steif durch die Gegend stampfen. 😉 Das kannst du gut im Selbsttest üben: Spann dich an und mach dich fest und lauf ein paar Schritte. Dann machst du dich locker und gehst erneut. Spürst und hörst du einen Unterschied?
Warum ist es so wichtig, dass mein Pferd über den Rücken geht?
Wenn das Pferd seinen Rücken nicht aufwölbt, während es unser Reitergewicht trägt, muss die Haupttragearbeit vom langen Rückenmuskel, dem M. longissimus dorsi, übernommen werden. Dieser ist aber kein Trage-, sondern ein Bewegungsmuskel. Als Folge verspannt der Muskel und wird fest. Das schränkt dein Pferd nicht nur in seiner Bewegungsfähigkeit ein (es kann mit der Hinterhand nicht mehr unter den Schwerpunkt treten und läuft auf der Vorhand, die Bauchmuskeln können nicht mehr adäquat arbeiten usw.), sondern es tut ihm auch zunehmend weh. Stell dir mal vor, wie es wäre, wenn dein Rücken fest und verspannt ist und du die ganze Zeit jemanden tragen musst, der dir auf deine eh schon schmerzenden Muskeln drückt.
Tipp: Mehr über den Unterschied von Trage- und Bewegungsmuskeln und woran du erkennst, wie es um den Rücken deines Pferdes steht, lernst du in meinem Onlinekurs Rückenfitte Pferde und in der abgespeckten Version Anatomiewissen für Reiter.
Gleiches passiert, wenn ein Pferd zu früh aufgerichtet und versammelt wird aber noch gar nicht über die Muskeln verfügt, die es dafür braucht. Leider sieht man häufig Reiter, die ihrem Pferd nicht ausreichend Zeit gelassen haben, um die erforderliche Muskulatur aufzubauen und sie frühzeitig aufgerichtet und vermeintlich versammelt haben. Bei den Islandpferdereitern ist es dagegen der Tölt, der häufig viel zu früh verlangt wird, ohne dass das Pferd körperlich in der Lage ist, diese Gangart so zu laufen, dass es dabei gesund bleibt. Über das Thema Tölt habe ich hier geschrieben.
Das Ergebnis sind ein festgehaltener Rücken und eine wenig aktive Hinterhand. Das Pferd kommt auf die Vorhand, Sehnen- und Bänderprobleme sind vorprogrammiert. Auch Rückenprobleme wie Kissing Spines und Gelenkerkrankungen wie Arthrose entstehen.
Richtig wäre eine wechselseitige An- und Abspannung aller beteiligten Muskeln, also der Rücken- und der Bauchmuskeln. Dieses Wechselspiel stärkt die Muskulatur und lockert sie.
Was verhindert das Aufwölben des Pferderückens?
Solltest du das Gefühl haben, dass dein Pferd seinen Rücken nicht aufwölben kann oder mag, kann das verschiedene Ursachen haben.
Fehlende und/oder falsche Muskulatur
Ist die Muskulatur deines Pferdes noch nicht sehr gut ausgebildet, kann es oft nicht genug Energie aus der Hinterhand entwickeln, die es aber zum Beschleunigen braucht. Hier greift es dann auf seine Vorhand zurück. Es nimmt den Kopf hoch, um seinen Kopf-Arm-Muskel zum Schwungholen. Durch das Hochheben des Kopfes drückt es gleichzeitig den Rücken weg.
Wenn dein Pferd ungleichmäßig bemuskelt ist und zum Beispiel im Bereich des Halses und der Schulter mehr Muskulatur hat als im weiteren Verlauf des Rückens bzw. der Hinterhand, passiert es leicht, dass es sich einrollt – ohne dass du dies bewusst und willentlich reitest.
Reiterliche Defizite
Niemand ist perfekt. Auch wenn wir es sicherlich gerne wären. Deswegen tragen wir Reiter sehr viel dazu bei, dass unser Pferd seinen Rücken nicht aufwölbt und entspannt und losgelöst vorwärts geht.
Sind wir Reiter fest, dann können wir die Bewegung des Pferdes nicht durchlassen und blockieren es. Tritt das Pferd unter, senkt es auf der Seite, mit der es untertritt, sein Becken. Die andere Seite wird gestreckt. Im Wechsel entsteht dabei die Form einer Acht. Diese Acht können wir Reiter spüren, denn unser Becken macht beim Reiten die gleiche Bewegung.
Wenn du das nächste Mal Schritt reitest, achte doch mal selbst darauf. Es fühlt sich an, als würdest du rückwärts fahrradfahren. (Fühlt es sich an als würdest du vorwärts fahrradfahren, dann ist das ein Zeichen dafür, dass dein Pferd auf der Vorhand läuft.)
Ganz wichtig ist, dass wir Reiter diese Bewegung zu- und durchlassen. Hierzu müssen wir locker im Beckenbereich sein. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, dann schau dir meinen Beitrag Mit dem Becken locker mitschwingen an. Dort erfährst du, welche Funktion unser Becken hat und wie wir mit dem Becken besser mitschwingen können.
Außerdem dürfen wir Reiter uns nicht mit den Knien festhalten, in der Schulter blockieren oder zu stark mit dem Zügel arbeiten. Sind Arme, Handgelenke und Hände fest oder wird am Zügel gezogen und rückwärts eingewirkt, werden Schulter und Hinterhand des Pferdes beeinträchtigt. Die Hände müssen locker sein. Wie du feste Schultern lockern kannst, kannst du in meinem Beitrag Feste Schultern beim Reiten nachlesen.
Sind wir Reiter fest, kann unser Pferd nicht entspannt und losgelöst unter uns laufen. Es wird daher nicht über den Rücken gehen.
Tipp: Richtig treiben
Wenn du losgelassen auf dem Pferderücken sitzt, nicht mit den Knien klammerst und dich im Becken festmachst, gibst du automatisch passend treibende Hilfen, die dein Pferd wiederum dazu veranlassen, mit der Hinterhand unterzutreten. Deine Schenkel gelangen an den pendelnden Pferdebauch und der Impuls deiner Beine sorgt für eine Kontraktion der Bauchmuskeln, die wiederum das Untertreten positiv beeinflussen. Dein Gertenimpuls sollte idealerweise auch diesem Bewegungsmuster entsprechen.
Mentale Blockaden
Wenn ein Pferd gestresst und angespannt ist, kann es sich nicht lösen und korrekt über den Rücken laufen.
Häufig sorgen wir Reiter auch dafür, dass sich ein Pferd mental nicht lösen kann, weil wir beispielsweise Angst haben. Deswegen ist es wichtig, dass wir uns beim Reiten entspannen und unsere Angst ablegen. Ansonsten sind wir nämlich fest und spannig und von Losgelassenheit ist wenig zu erkennen. Wir geben damit falsche Signale und beeinträchtigen die Bewegung unseres Pferdes negativ.
In meinem Text Die Anspannung einfach wegatmen verrate ich dir, wie du deine Atmung richtig einsetzen kannst und im Interview Die Angst beim Reiten als Chance ergreifen verraten dir Babette Teschen und Tania Konnerth von Wege zum Pferd, wie man mit der Angst am besten umgeht.
Unpassende Ausrüstung
Passt der Sattel nicht und drückt er dem Pferd bei jeder Bewegung in den Rücken oder lässt er Bewegungen gar nicht erst zu, weil er im Schulterbereich beispielsweise zu eng ist, dann wird das Pferd auch seinen Rücken nicht aufwölben können. Durch das Wegdrücken des Rückens versucht es dem Schmerz durch den Sattel zu entgehen. Logisch, würde ich auch tun.
Bei der Wahl des richtigen Sattels ist es wichtig, dass er sowohl zu deinem Pferd, als auch zu dir als Reiter passt.
Ist der Sattel zu lang, drückt er dem Pferd hinten im empfindlichen Lendenbereich. Ein kürzerer Sattel wäre hier angebracht. Ist der Sattel aber zu klein für den Reiter, dann bringt der Reiter im hinteren Sattelbereich zu viel Gewicht und erzeugt ebenfalls unangenehmen Druck. Vor allem Islandpferdereiter werden dieses Problem kennen. Hier muss eine Zwischenlösung gefunden werden, damit der Druck gleichmäßig auf dem Pferderücken verteilt wird. (Mehr dazu, kannst du hier nachlesen.)
Tipp: Solltest du das Gefühl haben, dass dein Sattel nicht passt, du hast aber kein Geld, könntest du dir für den Übergang einen Fellsattel kaufen. Dies ist keine dauerhafte Lösung aber es wäre eine Übergangslösung.
Auch ein schlecht sitzendes Gebiss kann ein Grund dafür sein, dass das Pferd seinen Rücken nicht aufwölbt. Passt das Gebiss nicht, macht sich das Pferd im Kiefergelenk fest. Das wiederum sorgt für ein festes Genick und einen festen Rücken. Gleiches gilt für zu eng verschnallte Nasenriemen.
Schmerzen und Blockaden
Ein weiterer Grund, warum dein Pferd nicht über den Rücken laufen mag, können Schmerzen und Blockaden sein. Häufig, aber nicht immer, gehen sie mit nicht passender Ausrüstung, beispielsweise einem schlecht sitzenden Sattel und in dem Zusammenhang einem schiefen Reiter einher.
Doch auch Stürze auf der Wiese oder beim Spielen mit dem Herdenkumpels, Magenschmerzen, Atempwegsprobleme oder Zahnprobleme können zu Blockaden und Verspannungen und damit wiederum zu Schmerzen führen.
Wenn dein Pferd nicht über den Rücken mag, dann solltest du dich deinem Pferd zuliebe auf Ursachensuche ergeben und die Ausrüstung überprüfen, dein Pferd von einem Osteopathen oder Chiropraktiker durchchecken lassen und unbedingt auch an dir arbeiten.
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5 Trainingstipps, damit dein Pferd über den Rücken geht
Abschließend habe ich noch 5 Trainingstipps, die deinem Pferd helfen können, seine Rückenmuskulatur zu stärken:
- Seitengänge: Seitengänge wie das Schulterherein und das Kruppeherein dehnen und lockern, stärken die Bauchmuskulatur und die Hinterhand und sorgen dafür, dass dein Pferd seinen Rücken aufwölbt. Du kannst Seitengänge vom Boden aus erarbeiten (wie, das lernst du in meinem Onlinekurs Grundlagen der Bodenarbeit) und natürlich auch reitend.
- Übergänge reiten: Wie du feine Übergänge mithilfe deiner Gedanken und deiner Energie reiten kannst, verrate ich dir hier.
- Bodenarbeit: Es muss nicht immer geritten werden! Auch vom Boden aus kannst du deinem Pferd dabei helfen, Muskeln aufzubauen. Wie, das liest du hier.
- Form verändern: Ein steter Wechsel zwischen Aufrichtung und Dehnung ist toll für den Aufbau der Rückenmuskulatur. Hier verweise ich dich gerne auf Freundpferd.
- Koordinations/Propriozeptionstraining: Proprio – was? Propriozeption ist die Eigenwahrnehmung des Pferdes und je besser diese ist, desto besser kann es seinen Körper und auch seine Muskeln wahrnehmen und einsetzen. Dies trägt erheblich zur Stabilität des gesamten Rumpfes bei. Mehr dazu lernst du in meinem 👉 Onlinekurs Mehr Balance mit kreativer Bodenarbeit
Lesetipp: Die Schiefe des Pferdes erkennen und korrigieren
Hier sind die versprochenen Buchempfehlungen, mit denen du dein Wissen um Anatomie und Biomechanik des Pferdes verbessern kannst. Kleiner Tipp: Zum Heuschmann-Buch gibt es auch eine DVD, in der tolle Animationen zu sehen sind.
- Harris, Susan E. (Author)
- Higgins, Gillian (Author)
- Heuschmann, Dr. med. vet. Gerd (Author)
Mit dem Onlinekurs „Rückenfitte Pferde“ bekommst du ein grundlegendes Verständnis für gesunderhaltendes Pferdetraining sowie Einblicke in Anatomie und Biomechanik und du erfährst, wie du dein Pferd rückenfit trainieren kannst und worauf es dabei wirklich ankommt.
Und nun bin ich neugierig und freue mich auf den Feedback: Kannst du immer erkennen, ob dein Pferd über den Rücken geht? Wie trainierst du, dass dein Pferd seinen Rücken aufwölbt? Welche Tipps und Anregungen hast du?
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7 Kommentare zu „Fühlen und sehen: Über den Rücken reiten“
Hi, vielen vielen Dank für deinen wirklich toll recherchierten und schön geschriebenen Artikel! Ich bin sehr froh, dass ich deinen Blog gefunden habe.
Leider kommt für meinen Geschmack der Teil, welche Hilfen wie eingesetzt werden sollen, um die richtigen Bewegungsabläufe zu fördern zu kurz bzw. nicht vor.
Dass die Pferde über den Rücken laufen sollen und dass das gut ist, ist überall immer zu lesen. Praktische Hilfe und Anregungen aus deiner Feder fände ich eine tolle Ergänzung: denn eigentlich hilft das WIE in der Praxis im Zweifelsfall erst mal mehr weiter als das WARUM. Auch wenn wir natürlich die Einheit aus Wissen und Können anstreben sollten.
Hallo Ana,
Danke für deine Rückmeldung. Ich nehme das Thema mal in meine Themenliste auf und schreib was dazu! 🙂
Liebe Grüße
Karolina
Verbesserung = Nicht der tiefe Kopf sorgt für einen aufgewölbten Rücken, sondern der aufgewölbte Rücken sorgt für einen tiefen Kopf.
Ein schwingender & aufgewölbter Rücken wird durch Aktivierung der Bauchmuskeln entstehen und vor allem durch Gleichgewicht.
Außerdem kann ein schiefes Pferd sehr wohl den Rücken aufwölben, denn dies muss es tun um überhaupt gerade zu werden.
Hängt alles voneinerander ab.
Anders ist es biomechanisch nicht möglich.
Ich denke, es ist ein bisschen die Gretchenfrage, denn am Ende reicht die Wirbelsäule des Pferdes vom Kopf bis zum Schweif und alles hängt miteinander zusammen. Das eine funktioniert nicht ohne das andere. Einfache Beispiele: Locke ich mein Pferd mit einer Karotte in die Tiefe, geht der Rücken hoch. Hierbei bewegt das Pferd Kopf und Hals bewusst und mit Absicht und damit dies gelingt, muss der Rücken aufgewölbt werden. Stimuliere ich den Reflexpunkt unterm Bauch, der dazu führt, dass mein Pferd seinen Rücken aufdehnt, geht der Kopf automatisch ein Stück nach unten.
Dass ein schiefes Pferd seinen Rücken nicht nicht aufwölben sehe ich auch so. Aber ein schiefes Pferd, das am Schwerpunkt vorbeiläuft und vermehrt Gewicht auf einer Schulter hat, wird seinen Rücken lediglich für kurze Sequenzen adäquat einsetzen können. Hebt es seinen Widerrist, verlagert sich automatisch der Schwerpunkt weiter nach hinten und die Hinterbeine müssen mehr tragen. Läuft aber nun ein Hinterbein am Schwerpunkt vorbei, gelingt dies nicht in dem Maße. Deswegen sollte der Reiter auch daran arbeiten, dass sein Pferd gerade ist und das Reitergewicht gesund tragen kann. Hier bedingt sich natürlich beides, denn wie du sagst, alles hängt voneinander ab. 🙂
Ich kann mittlerweile immer erkennen, ob (m)ein Pferd über den Rücken geht, dazu hat es lange Zeit gebraucht, obwohl ich von Kleinkind an reite. Geholfen hat mir besonders, beim Reiten immer mal wieder die Augen zu schließen und nur zu fühlen. Gern auch in der freien Sitzschule oder Sitzschule an der Longe, nachdem man diverse Übungen wie zB. „Fahrrad fahren“ auf dem Pferd absolviert hat und danach dessen Bewegungen neu erfühlen muss (die spanische Hofreitschule sollte Beweis genug sein, dass man nie zu erfahren ist, sich ab und an zur Sitzschule an die Longe nehmen zu lassen). Das Reiten auf vielen Verschiedenen Pferden in verschiedenen Reit-Stilen hat ebenso dazu beigetragen, wie immer mal wiede ohne Sattel oder mit Pad/Fellsattel zu reiten. Hier fühlt man deutlich mehr von der Bewegung des Pferdes und es ist eine gute Schulung für Pferd und Reiter, ob man Grand Prix reiten möchte oder Freizeit. Zudem ist das „Schulen des Auges“ wichtig, nicht nur durch Lehrgänge: einfach mal das Pferd im freien Lauf, an der Longe oder unter dem Reiter beobachten und Filmen um im Anschluss im Zeitraffer analysieren zu können. Gerade durch Standbilder und Zeitraffer kann man sein Auge gut Schulen – zB durch den Vergleich: ist das „Dreieck“ im Trab zwischen den Vorder- oder Hinterbeinen größer? Ist der Bogen vom Genick zur Schweifspitze rund und vorn wie hinten gleich hoch entfernt vom Boden (Dehnungshaltung) oder vorne höher als hinten (Versammlung) oder eben nicht?
Auch beim aktuellen Anreiten meines Jungpferdes ist es wichtig zu merken, wann es über den Rücken geht – es sucht von sich aus den kontakt zum Gebiss, was bedeutet: Der vorher fast durchhängende Zügel spannt sich leicht in meiner Hand, da mein Pferd sein Genick nach vorn öffnet. In dem Moment, wo ich den leichten Druck in der Hand spüre, kann ich diese etwas öffnen und merke in exakt diesem Moment, wie mein Pferd durch das Öffnen der Hand einmal abkaut. Dies kann ich aber nur durch eine sehr passive und ruhige, aber dynamische Hand erreichen, wobei die Verbindung zum Pferdemaul nur das Resultat dessen ist, was ich von Hinten heranreite (zB durch Wechsel innerhalb einer Gangart). Dehnt mein Pferd sich in solcher Weise von selbst an die Habd heran, kann ich mir relativ sicher sein, dass es dies durch eine aktive Hinterhand tut und seinen Rücken hebt und merke es durch einen leiseren, federnden Gang der mehr zu schweben scheint als zuvor. Aber ob jungpferd oder alter Hase, ein Pferd geht nicht immer über den Rücken – man muss es sich jedes Mal neu erarbeiten und auch beim best ausgebildetesten Pferd-Reiterpaar wird es immer wieder Momente geben, in denen das Pferd (kurz) mal nicht über den Rücken geht innerhalb einer Reiteinheit.
Generell halte ich es für einen der Schwierigsten zu Erlernenden Teil eines Reites zu fühlen, wann ein Pferd über den Rücken geht: ich muss dazu erst einmal wissen, wie sich das überhaupt anfühlt! Reite ich auf einem schlecht ausgebildeten und bemuskeltem Pferd, kann ich dies wohl kaum erfühlen (und erreiten noch schwerer, da ich nicht weiß, wie es sich anfühlt). Reite ich auf einem perfekt ausgebildeten Pferd mit idealer Muskulatur, das tadellos über den Rücken läuft – werde ich es vermutlich im Bewegungsablauf stören und das Pferd wird darauf reagieren und nicht mehr über den Rücken laufen, da ich die Bewegung noch nicht gelernt habe, mitzugehen und selbst das störende Element darstelle. Es ist also ein guter Grad aus Lehpferd, Ausbilder und Gefühl zu finden, um überhaupt zu erfahren, wie es sich anfühlt. Wo wir wieder bei der Sitzschule wären 🙂 wer einmal ein Pferd unter sich hatte, dass innerlich völlig losgelassen geht, körperlich ebenso und über den Rücken – der wird diesen Moment immer wieder herbeisehnen und mehr davon haben wollen. Hier fängt das Reiten an. Nicht beim Einer-Wechsel, einem Oxer oder einem vor sich hin-und damit Kaputt-latschendem Pferd.
Ich fühle schon ob das Pferd über den Rücken geht. Besonders im Schritt ohne Sattel kann man durch richtiges nachtreiben bei guter Anlehnung sehr deutlich spüren, wie sich der Rücken aufwölbt.
Liebe Grüße Luisa
Beim letzten Kurs „Einblicke in die Pferdephysiotherapie“ von Dr. Jeanette Heede-Rudolph durften die Reiter mal ohne Sattel fühlen, wie sich ein aufgewühlter Rücken anfühlt. Also Reiter rauf aufs Pferd, und Physio hat den Rücken vom Pferd durch entsprechende Griffe aufwölben lassen 😉
So spürt der Reiter das im Stand mal ganz deutlich und hat vielleicht ein Bild/Gefühl, wie sich das anfühlen sollte.