Wie motiviere ich mein Pferd zur Bodenarbeit

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Wie motiviere ich mein Pferd zur Bodenarbeit? Tipps, Inspirationen und 12 konkrete Übungsideen

Regelmäßig schreiben mir Pferdebesitzer und stellen immer die gleiche Frage: Wie kann ich mein Pferd zur Bodenarbeit motivieren? Sie erzählen mir, dass sie gern mehr vom Boden aus mit ihrem Pferd machen würden, dass ihr Pferd dazu aber keine Lust habe. Falls du dich hier wiedererkennst, ist dieser Beitrag genau richtig. Denn es geht um eben diese Frage: Wie motiviere ich mein Pferd zur Bodenarbeit?

Tipp: Wenn du diesen Beitrag lieber hören möchtest, kannst du das hier tun:

Wenn ich Kunden für eine Unterrichtseinheit oder einen Kurs besuche und sie mir erzählen, dass ihr Pferd nicht zur Bodenarbeit zu motivieren sei, frag ich immer, was bisher an Bodenarbeit gemacht wird und wie sich die Unlust des Pferdes äußert. Und in den allermeisten Fällen haben wir innerhalb einer Minute die Ursache identifiziert und können an einer Lösung arbeiten.

Bevor wir uns mit dem Motivationsproblem beschäftigen und ich dir Tipps gebe, wie du dein Pferd zur Bodenarbeit motivieren kannst, möchte ich kurz eine Sache sagen, die ich immer wieder höre: Dein Pferd ist NICHT FAUL! Es geht hier also nicht darum, dein faules Pferd zur Bodenarbeit zu motivieren.

Die vermeintliche Faulheit hat einen Grund – und dieser kannst du sein, der kann ein Balanceproblem sein, der kann Stress sein oder, oder, oder. Pferde müssen als Fluchttiere mit ihrer Energie gut haushalten. Sehen sie in etwas keinen Sinn, ist ihre Motivation sich zu bewegen eher gering.

Das größte Problem ist der Mensch

Ganz viele Pferdebesitzer sagen mir dann sowas wie: Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich machen kann. Deswegen machen wir nur sehr selten Bodenarbeit. Wenn, dann longiere ich mal oder gehe spazieren“.

Fehlende Ideen und Planlosigkeit

Und genau hier liegt der Hund begraben: Wenn ich als Mensch keine Ideen und keinen Plan habe und deswegen selbst eher unmotiviert bin, brauche ich mir gar nicht die Frage stellen, wie ich mein Pferd zur Bodenarbeit motivieren kann.

Ich mein, stell dir vor, du meldest dich für einen Sportkurs an, weil du an deiner Fitness arbeiten und deinen Bauchspeck verlieren möchtest. Der Trainer ist aber total planlos, gibt dir keine konkreten Übungsanweisungen, sondern sagt dir sowas wie: „Ich habe eigentlich keine Ahnung aber mach doch einfach mal Sit-ups, die sollen bei Bauchspeck helfen“. Das war’s. Wie oft wirst du nach diesem Termin noch zum Sportkurs gehen?

Okay, dieses Beispiel hinkt, das weiß ich selbst. Im Unterschied zu deinem Pferd, das von dir in einen Trainingskontext gebracht wird, warst du immerhin selbst motiviert, dich für den Kurs anzumelden und du hattest ein Ziel. Aber dass dich die Planlosigkeit des Trainers demotiviert, ist schon vergleichbar mit der Unlust deines Pferdes.

Ein Grund für dieses Problem ist sicherlich, dass in vielen Reitschulen die Bodenarbeit keine Rolle spielt und viele Pferdebesitzer daher nicht in Kontakt mit dieser Form des Pferdetrainings kommen. Nach wie vor wird gepredigt, dass ein Pferd geritten werden müsse und Bodenarbeit nur Tüddelkram sei. Vor diesem Hintergrund verstehe ich sehr gut, dass Kreativität und sinnvoll durchdachte Trainingspläne auf der Strecke bleiben, die eigene Motivation enorm sinkt und auch das Pferd bei der Bodenarbeit unmotiviert ist.

Die Motivation des Pferdes beginnt bei der Kommunikation

Zu Beginn einer jeden Trainingseinheit lasse ich meine Schüler sich und ihr Pferd warmlaufen. Ganz oft begegnet mir dann folgendes Bild: Der Mensch geht vorweg das Pferd läuft hinterher. Kommunikation und Interaktion zwischen Pferd und Mensch findet nicht statt.

Dies ist meist der erste Punkt, an dem wir ansetzen

Tipp: Die richtige Führposition wählen

Die erste Übung ist deswegen ganz oft das Führen zwischen zwei Händen.

Führen zwischen zwei Händen

Hierbei rahmst du dein Pferd quasi zwischen dir ein. Mit der dem Pferd abgewandten Seite hältst du den Strick oder die Longe und mit der dem Pferd zugewandten Seite hast du deine Gerte. Du selbst gehst etwa auf Schulterhöhe. (Ausführlich gehe ich auf diese Übung in meinem Onlinekurs „Grundlagen der Bodenarbeit“ ein.)

Führen-zwischen-zwei-Händen
Hier siehst du was „Führen zwischen zwei Händen“ bedeutet (und du siehst die Spielstelle der Wallache an Sleipis Hals 😉 )

Das Führen zwischen zwei Händen bietet dir u.a. folgende Vorteile:

  1. Du minimierst das Verletzungsrisiko, weil du nicht unverhofft von hinten von deinem Pferd überrannt wirst.
  2. Du siehst dein Pferd – und zwar von der Nase bis zum Hinterhuf.
  3. Dein Pferd sieht dich und kann deine Körpersprache lesen.
  4. Du kannst dein Pferd besser von hinten nach vorne antreiben und zum Untertreten aktivieren und ziehst nicht nur stumpf vorn am Strick.
  5. Diese Position ermöglicht es dir, flüssig zwischen gymnastizierenden Übungen (Tempovarianzen, Übertreten, Seitengängen uvm.) und der Trab- und Galopparbeit an der Longe zu wechseln.
  6. Diese Führposition schult und verbessert deine eigene Koordination (davon profitierst du auch beim Reiten).
  7. Mit dem Führen zwischen zwei Händen kannst du dich und dein Pferd optimal auf die klassische Arbeit an der Hand vorbereiten, bei der du eine ganz ähnliche Führposition einnimmst.

In den allermeisten Fällen erlebe ich innerhalb kürzester Zeit eine Veränderung in der Dynamik zwischen Pferd und Mensch. Beide werden aufmerksamer. Sie kommen in einen gemeinsamen Dialog. Das Pferd, das anfangs langsam hinter dem Menschen hinterhergetrottet ist, zeigt mehr Energie und geht fleißig mit.

Mindful Walking

Eine weitere schöne Führposition habe ich auf einem Kurs von Steinar Sigurbjornsson, dem Mentor von Intrinzen-Gründerin Kathy Sierra, gesehen. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher wie genau er es genannt hat, ich glaube er sagte dazu Mindful Walking (deswegen nenn ich es so).

Hierbei gehst du auf Schulterhöhe oder etwas dahinter und legst, wenn du möchtest, eine Hand auf den Widerrist deines Pferdes. So gehst du eine Weile achtsam und bewusst mit aufrechter Körperhaltung. Anfangs mag dies sicherlich sehr ungewohnt für dich und vor allem für dein Pferd sein. Doch auch hier kannst du erleben, wie sich eure Kommunikation und die Interaktion verbessern.

Auf dein Pferd hat diese Art des gemeinsamen Laufens vermutlich eine größere Wirkung als auf dich: Es geht nun eigenständig voraus. Und ich vermute, dass du erleben wirst, dass sich etwas in seiner Energie und seiner Motivation verändert.

Ich nutze diese „Führ-Variante“ mittlerweile sehr, sehr gern und ich nutze sie bei meinen beiden Pferden ganz unterschiedlich:

Bei Sleipi habe ich diese Form des „Führens“ irgendwann bei den Spaziergängen mit Kind eingeführt. Ich kann nicht sagen, ob ihm das Spazierengehen langweilt oder ob es ihm so viel Freude bereitet, dass er deswegen die Interaktion sucht. Aber seit vielen Jahren schon fängt er immer irgendwann an zu kabbeln und möchte „spielen“. Ich find das immer ziemlich lustig. Oft gebe ich ihm die Gerte, die er tragen darf. Irgendwann fing er an auf den Spaziergängen zunehmend Pantherwalk zu zeigen und hat sich auf diese Weise selbst auf ein energievolles Spiellevel gebracht. Das ist an und für sich ziemlich toll und wünschenswert – aber nicht, wenn ein kleines Kind auf seinem Rücken sitzt.

Als ich anfing, meine Position weiter nach hinten zu verlagern, hat es bewirkt, dass er in dem Moment „die Führung übernehmen“ musste bzw. muss. Er fing an sich mehr zu konzentrieren und achtsamer zu laufen.

Bei Merlin nutze ich diese Form der gemeinsamen Laufens, um seine Motivation innerhalb der Bodenarbeitseinheit zu erhöhen. Er gehört zum Typ Pferd: Wenn ich nicht muss, bleib ich hier stehen. Bei ihm erhöht sich ein wenig die Energie, sehr oft beginnt er mir beim Mindful Walking ungefragt Pantherwalk zu zeigen. Gleichzeitig wird er achtsamer und aufmerksamer und beginnt motiviert sich meinem Tempo anzupassen, mit dem ich sehr gern spiele. Gleichzeitig bekommt er etwas mehr Spannung in den Körper (was bei ihm super ist) und kann sich oft auch etwas besser ausbalancieren.

Wenn du durch das Führtraining euer Miteinander bei der Bodenarbeit verändert hast, fängst du an, kreativ zu werden.

12 Übungsideen für die Bodenarbeit:

  1. Übertreten lassen
  2. Tempovarianzen
  3. Schneckentempo
  4. Volten in den Ecken
  5. Schaukeln
  6. Seitengänge wie Schulterherein, Travers und Traversale
  7. Crunches
  8. Volten im Zirkel
  9. Durch die Bahn wechseln
  10. Viereck verkleinern und vergrößern
  11. Longieren
  12. Plufsig einbinden

Tipp: Weitere Ideen findest du in meinem Beiträgen 👉 10 Übungsideen für mehr Abwechslung vom Boden, 👉 Muskelaufbau mit Bodenarbeit, 👉 Rückentraining für Pferde: 6 Übungen für einen starken Pferderücken sowie in meinen Onlinekursen 👉 Instabile Untergründe, Rückenfitte Pferde und 👉 Grundlagen der Bodenarbeit.

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Wichtig: Vergiss das Loben nicht

Eine Sache, die du auf keinen Fall vergessen darfst, ist das Lob. Ich lobe sehr, sehr viel mit der Stimme. In dem Moment kommt es einfach raus, weil ich mich freue. Dann sag ich laut und überschwänglich: SUPER! KLASSE! FEIN! Hinterher ist es mir oft peinlich, weil ich denke, die Nachbarn glauben ich hab nen Knall (den hab ich auch, das hat aber hiermit nichts zu tun 😉). Du motivierst mit deiner Freude und deinem ehrlichen Lob dein Pferd aber ungemein – und zwar ganz ohne Keks!

Ein Tipp hierzu: Bau deine Übungen so kleinschrittig auf, dass du auch wirklich viel Üben kannst. Dazu erzähl ich mehr in meinem Beitrag zur Trainingsplanung und in meinem Onlinekurs Rückenfitte Pferde bekommst du konkrete Tipps, wie das aussehen kann.

Lauf los und sei kreativ

Und nun lauf los und sei kreativ! Wenn es einmal Klick gemacht hat, wirst du von selbst Ideen entwickeln und mit viel mehr Plan und Struktur an das gemeinsame Training gehen. Und du wirst sehen, dass du dich dann nicht mehr fragen brauchst, wie motiviere ich mein Pferd zur Bodenarbeit – die Motivation ist nämlich auf beiden Seiten da!

Wenn du aus meiner Nähe kommst und dich von mir für die Bodenarbeit motivieren lassen möchtest, schreib mir gern eine E-Mail und wir vereinbaren einen Trainingstermin.

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