Bodenarbeit mit Pferd ist langweilig? Von wegen! Bodenarbeit macht richtig viel Spaß – zumindest dann, wenn du Bodenarbeit nicht nur mit Longieren verbindest. Um auch bei dir Begeisterung für die Bodenarbeit zu wecken, bekommst du von mir 10 Übungsideen für die Bodenarbeit mit Pferd, damit du das Training vom Boden aus abwechslungsreich gestalten kannst.
Übungsidee Nr. 1: Schritte zählen
Diese Übung ist gar nicht so leicht ist wie sie klingt: Schritte zählen.
Ich nutze sie gern als Aufwärmübung bei meinen Kursen zum Thema Körperwahrnehmung. Bei dieser Übung muss dein Pferd nicht nur exakt auf deine Hilfen reagieren, sondern seinen Körper auch gut ausbalancieren, um prompt anhalten zu können.
Du kannst sie ganz leicht umsetzen, du brauchst nämlich nur dein Pferd, ein Halfter, einen Kappzaum oder ein Knotenhalfter, einen Strick und ggf. eine Gerte.
Du führst dein Pferd 10 Schritte vorwärts und hältst an. Dann führst du 9 Schritte vorwärts und hältst an. Das machst du, bist du bei einem Schritt angekommen bist und zählst anschließend wieder hoch.
Kleiner Tipp: Achte darauf, wie dein Pferd anhält. Natürlich ist die Halteposition abhängig von der Fußfolge. Aber ganz häufig kann ich nämlich beobachten, dass die Pferde im Verlauf der Übung wesentlich geschlossener stehen.
Übungsidee Nr. 2: Slalom
Eine schöne Übung für das Führen mit Abstand, die du auch in meinem 👉 Onlinekurs Grundlagen der Bodenarbeit findest: Bau dir ein paar Hütchen oder Markierungsteller auf und führ dein Pferd im Slalom durch. Erst von links, dann von rechts. Und anschließend von beiden Seiten mit immer mehr ABSTAND! Wenn das alles kein Problem ist, versuch es rückwärts. Und wenn das klappt, kommt die Königsdisziplin: frei!
Dein Ziel sollte sein, dass sich dein Pferd ordentlich biegt und nicht mit der Hinterhand ausweicht. Auch sollten die gebogenen Linien, die dein Pferd um die Hindernisse macht, regelmäßig und gleich groß sein und keine eckigen Eierpflaumen.
Du siehst: Wieder eine Übung, die sich leicht anhört, die aber für so manch einen ganz schön schwer sein kann. Slalom fördert übrigens die Längsbiegung deines Pferdes und verbessert seine Koordination – insbesondere die Reaktionsfähigkeit, die Balance- und die Orientierungsfähigkeit.
Tipp: Ich verlinke dir hier Markierungsteller, die ich selbst am liebsten nutze. Sie gehen nicht kaputt, wenn dein Pferd drauftritt, und kippen auch nicht um. Und du kannst sie viel leichter im Sattelschrank lagern, als große Hütchen.
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Übungsidee Nr. 3: Stangenvariationen
Die beste Möglichkeit, die Koordination deines Pferdes zu verbessern, ist ein variantenreiches und abwechslungsreiches Training. Bleibt das Training immer gleich, gibt es zwar anfangs Verbesserungen, diese stagnieren aber irgendwann. Werden hingegen Varianten eingebaut und damit neue koordinative Reize geschaffen, ist das Training effektiver und zielführender.
Um Abwechslung zu schaffen und die koordinativen Fähigkeiten deines Pferdes zu schulen, könntest du einfach mal ein paar Stangen in dein Training integrieren und die Abstände der Stangen variieren. Dies verändert nämlich den Bewegungsablauf deines Pferdes. Mal muss es kleinere Schritte machen und mal größere. Dadurch sprichst du die Muskeln deines Pferdes ganz unterschiedlich an, setzt neue Reize und hast einen tollen Trainingseffekt.
Wenn du Stangen regelmäßig in dein Training einbaust, wird das Bewegungsmuster von deinem Pferd abgespeichert. So verbesserst du beispielsweise die Aktivität der Hinterhand, die der Motor deines Pferdes ist.
Weitere Ideen zum Koordinationstraining findest du in meinem Onlinekurs Sensomotorisches Pferdetraining sowie in meinem gleichnamigen Buch*, das bei Cadmos erschienen ist.
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Mit dem Onlinekurs „Rückenfitte Pferde“ bekommst du ein grundlegendes Verständnis für gesunderhaltendes Pferdetraining sowie Einblicke in Anatomie und Biomechanik und du erfährst, wie du dein Pferd rückenfit trainieren kannst und worauf es dabei wirklich ankommt.
Übungsidee Nr. 4: Führen zwischen zwei Händen
Bei der Ausbildung meines Pferdes ist das Führen zwischen zwei Händen eine meiner Lieblings-Führübungen gewesen und auch heute führe ich mein Pferd ganz, ganz viel zwischen zwei Händen. Ich habe diese Übung damals beim Tellington-Training entdeckt, sie heißt dort Dingo.
Das Führen zwischen zwei Händen ist für dich und dein Pferd eine super Vorbereitung auf das spätere Longieren. Außerdem, und deswegen schätze ich die Übung auch sehr, schult sie deine Koordination. Vielen meiner Schüler, mit denen ich diese Übung im Unterricht oder bei Kursen mache, fällt sie anfangs gar nicht so leicht. Sie ist für mich aber aus genau dem Grund Voraussetzung für die klassische Handarbeit.
Wenn du dein Pferd zwischen zwei Händen führen willst, dann gehst du so neben deinem Pferd, dass du es mit beiden Händen einrahmst. Gehst du zum Beispiel links herum, dann hältst du in deiner linken Hand den Strick und in der rechten Hand die Gerte (als verlängerten Arm). Deine Position ist dabei auf Schulterhöhe deines Pferdes.
So kann das aussehen:
Übungsidee Nr. 5: Klassische Handarbeit am kurzen Zügel
Die klassische Handarbeit ist im Grunde gymnastizierende Bodenarbeit, bei der du die Übungen vom Boden aus umsetzt, die du sonst reitest.
Die Handarbeit kannst du wahlweise mit Kappzaum oder mit Trense ausführen. So kannst du die korrekte Stellung deines Pferdes beeinflussen.
Übungen, die du mit der klassischen Handarbeit vom Boden machen kannst, sind zum Beispiel alle Seitengänge (Schulterherein, Schulterheraus, Travers, Renvers, Traversale, Pirouette). Auch Schenkelweichen kannst du mit dem Handzügel wunderbar vom Boden aus erarbeiten.
Lesetipp: Hier findest du Tipps und Ideen für den Start in die klassische Handarbeit.
Buchtipp:
- Janssen, Kristina (Author)
Übungsidee Nr. 6: Seitengänge an der Hand
Wenn du mit der Handarbeit vertraut bist, könntest du ein paar Variationen bei den Seitengängen einbauen. Der stete Wechsel von Schulterherein, Kruppeherein, Travers und Renvers fördert das Geraderichten, die Durchlässigkeit und die Losgelassenheit deines Pferdes. Und bei uns Reitern schult diese Übung definitiv das logische Denken und die Koordinationsfähigkeit. Eine mögliche Trainingsvariation, die du statt vom Sattel einfach auch vom Boden aus mit deinem Pferd üben kannst, findest du in meinem Beitrag: Seitengänge reiten – ein Tipp für mehr Abwechslung im Training.
Übungsidee Nr. 7: Abwechslungsreich Longieren
Gezielte Longenarbeit ist total effektiv beim Aufbau von Muskeln und Kondition. Allerdings spreche ich hier vom Longieren (idealerweise kombiniert mit anderen Elementen der Bodenarbeit) und nicht vom Zentrifugieren eines mit Hilfszügeln ausgebundenen Pferdes! Das heißt: Du bindest beim Longieren nicht nur einen Zirkel, sondern den gesamten Reitplatz ein!
Longieren sieht leicht aus, ist für dein Pferd aber ganz schön schwer. Es muss sich selbst gut tragen können und es braucht eine sehr gute Balance, um im Gleichgewicht um die Kurve laufen zu können.
Wichtig beim Longieren ist, dass sich dein Pferd korrekt biegt. Dabei solltest du dich weniger auf die Form des Halses, als vielmehr auf die Hinterhand deines Pferdes konzentrieren. Eine korrekte Biegung geht nämlich durch den ganzen Pferdekörper. Der Hals kann noch so schön rund aussehen, wenn dein Pferd mit seiner Hinterhand ausweicht, biegt es sich nicht korrekt.
Jede Menge Ideen für die Longenarbeit findest du in meinem Beitrag „Muskelaufbau durch Bodenarbeit“. Und hier findest du 5 Tipps fürs richtige Longieren.
Übungsidee Nr. 8: Crunches
Hast du schon einmal etwas von den Crunches (Core Stabilizer oder auch Intrinzen Core Posture Exercises) aus dem Intrinzen-Programm gehört? Bei dieser Übung, für die du einen Clicker brauchst und mit Futterlob arbeiten solltest, hebt dein Pferd seinen Widerrist an. Es wird groß und nimmt eine stolze Haltung ein. Meist geht diese Übung auch mit vermehrter Hankenbeugung einher.
Wenn dich das Thema interessiert, findest du hier mehr zum Thema Intrinzen. In diesem Beitrag erzähle ich, wie ich mich bei meinem Pferdetraining von Intrinzen habe inspirieren lassen und wenn dich die Intrinzen Core Posture mehr interessiert, kannst du 👉 hier* eine deutsche Version des eBooks kaufen. Hier findest du einen ausführlichen Bericht über die Crunches.
Übungsidee Nr. 9: Tricktraining
Mit meinem eigenen Pony mache fast täglich irgendeinen Trick mache. Damit meine ich keine zirzensischen Lektionen wie das Kompliment, das Plié oder das Knien. Ich meine einfach nur Tricks, die dein Pferd zum Mitdenken und vor allem Mitmachen motivieren.
Mein Sleipi kann zum Beispiel Hütchen umwerfen (und manchmal auch wieder aufstellen), Teppich ausrollen, Nein-Sagen, Spanischen Gruß und Spanischen Schritt, Flehmen und sich etwas von seinem Rücken ziehen, beispielsweise eine Jacke, die ich ihm auf den Rücken lege.
Auch auf Podeste und Einbeinpodeste klettert er mit großem Vergnügen und Wippen bereitet ihm riesig Spaß. All das zähle ich aber nicht zum Tricktraining, es ist Sensomotoriktraining. Sleipi konnte auch mal die Beine kreuzen und sich den Hula-Hoop-Reifen über den Hals ziehen. Aber das haben wir schon ziemlich lang nicht mehr geübt.
Übe zur Abwechslung mit deinem Pferd einen Trick und bringe Abwechslung in euren Trainingsalltag. In meinem Text Darum sind Zirkustricks mit dem Pferd so toll findest du verschiedene Ideen, wie du Tricktraining und Zirzensische Übungen in die Bodenarbeit integrieren kannst. Und in dem Buch von Sabine van Waasen findest du unglaublich viele tolle Ideen.
Übungsidee Nr. 10: Instabile Untergründe und Balance Pads
Mithilfe eines instabilen Untergrundes wie zum Beispiel der grünen Gymnastikmatte, kannst du ganz wunderbar sensomotorisch trainieren und zum Beispiel die Propriozeptoren deines Pferdes ansprechen. Diese sensorischen Nervenzellen befinden sich zuhauf in der Tiefenmuskulatur an der Wirbelsäule und den Gelenken und informieren das Gehirn deines Pferdes über die Körperposition und die Bewegung.
Dies ist eine wichtige Schutzfunktion für den Körper und die einzelnen Gelenken. Und nur wenn dieser Basissinn adäquat funktioniert, erhält das Gehirn deines Pferdes ausreichend Informationen über Muskelspannung und Gelenkstellung und nur dann können die zusammen agierenden Muskeln (Agonist und Antagonist) exakt miteinander arbeiten.
Über das Thema instabile Untergründe im Pferdetraining habe ich schon viel geschrieben:
Hier findest du meinen Text mit Tipps zum Thema Pferdetraining mit Balance Pads und hier findest du einen Text über Propriozeptives Pferdetraining.
Solltest du dich fragen, ob Balance Pads oder Turnmatten besser sind, schau dir dieses Video an, in dem ich dir meine Meinung dazu verrate:
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Bodenarbeits-Übungen kreativ miteinander kombinieren
Theoretisch könntest du alle vorgestellten Übungen innerhalb einer Einheit miteinander kombinieren – davon rate ich dir allerdings ab, weil das doch ein wenig viel Input für dein Pferd wäre. Aber du kannst dir einfach drei Übungen raussuchen, die du in einer Einheit Bodenarbeit mit deinem Pferd kombinierst.
Du könntest beispielweise deine Einheit so aufbauen:
- Schritte zählen
- Führen zwischen zwei Händen
- Longieren
- Schritte zählen
- Longieren
- Trick
Darüber hinaus kannst du die Übungen auch untereinander kombinieren, beispielsweise indem du die Stangen auf einen instabilen Untergrund legst, auf der Matte crunchst oder dein Pferd über die Stangen longierst.
Auch bietet es sich an, Seitengänge und Longieren (am Kappzaum) miteinander zu kombinieren.
Ich hoffe, ich konnte dir mit meinem Beitrag ein paar Ideen mitgeben, von denen du in Zukunft bei der Bodenarbeit mit deinem Pferd profitierst.
Wenn du erst mit der Bodenarbeit startest, empfehle ich dir meinen 👉 Onlinekurs Grundlagen der Bodenarbeit.
Wenn du schon etwas weiter fortgeschritten bist, ist vielleicht mein 👉 Onlinekurs Rückenfitte Pferde etwas für dich.
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